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Stofftiere und Radfahrende: 500 demonstrieren für Pop-up-Radfahrstreifen und bessere Radwege

Foto: Sebastian Peter

Am Montag (15. Juni) haben in Dortmund 200 Stofftiere und 300 Radfahrende für Pop-up-Radfahrstreifen und bessere Radwege demonstriert. Die Zahl der Radfahrenden wurde von der Polizei bestätigt, bei den Stofftieren wollte sie sich nicht festlegen. Anlass der Demonstration war die Einrichtung von fünf Pop-up-Radfahrstreifen in München, während es in Dortmund bisher keinen einzigen solchen Streifen gibt. Darum wurde auf der Grünen Straße von Aufbruch Fahrrad Dortmund und VeloCityRuhr ein Fahrstreifen in einen Pop-up-Radfahrstreifen umgewandelt.

„Um deutlich zu machen, dass gute Radwege besonders für Kinder und Ungeübte wichtig sind, haben wir den Streifen nicht nur mit Leitkegeln, sondern auch mit Stofftieren vom Autoverkehr getrennt“, erklärt Darius Silski von Aufbruch Fahrrad Dortmund. Die Straße sei sehr unwirtlich, denn sie habe vier Fahrstreifen für Autos und kein Angebot für den Radverkehr. „Mit dem Pop-up-Radfahrstreifen haben wir für eine Stunde gezeigt, wie es hier dauerhaft aussehen könnte“, meint Silski, denn der Straßenzug sei der ideale Ort für einen geschützten Radfahrstreifen, der nicht nur mit Farbe, sondern auch baulich von der Fahrbahn getrennt sei, etwa durch Pfosten oder Blumenkübel.

„Ich fand es sehr angenehm hier langzufahren, weil man sich sehr sicher gefühlt hat, einfach durch den Abstand zu den Autos“, meint Finja, 15 Jahre. Das sei etwas ganz anderes, als wenn man normalerweise über solche Straßen fahre. „Ansonsten macht der Abstand zu den Autos einen sehr unsicher und man muss ständig aufpassen, was die Autos gerade machen und muss die ganze Zeit wachsam sein.“ Normalerweise würde Finja nicht auf der Grünen Straße fahren „Das ist so eine typische Straße wo ich mich unsicher fühle und wahrscheinlich auf den Bürgersteig wechseln würde, obwohl es nicht erlaubt ist.“ Sie würde sich wünschen, dass man einfach sicherer Fahrradfahren könne in Dortmund und da seien solche größeren Fahrradwege sehr hilfreich.

Die Idee, in diesem Bereich einen mit Pfosten geschützten Radfahrstreifen anzulegen, findet sie interessant: „Ja, ich glaube schon, dass das eine gute Idee sein kann, aber es kommt dann darauf an, dass es mehrere solcher Wege gibt.“ Damit es sich lohne und man auch in ganz Dortmund sicher unterwegs sei und nicht nur an einer Straße. „Aber es wäre schon mal ein Anfang“, sagt Finja.

Merle, 7 Jahre, hatte 19 Stofftiere mitgebracht und erzählt: „Ich fand die Hütchen und die Teddys toll, so hatten wir viel Platz zum Fahrradfahren und waren vor den Autos geschützt. Das hat Spaß gemacht, die Runde war nur viel zu kurz!“ Sie sei die ganze Zeit gefahren, ohne Pause. Alles habe ihr gut gefallen, außer den Ampeln, an denen man warten musste. Für Dortmund wünscht sich Merle mehr Fahrradwege. „Und breiter!“
Auf die Frage, was sie machen würde, wenn sie Oberbürgermeisterin wäre, antwortet Merle: „Ich würde keine Autobahnstraßen bauen, sondern Fahrradbahnen!“

Berichterstattung:
WDR, 15. Juni: Lokalzeit Dortmund, ab Minute 16
WDR, 15. Juni: Mit Kuscheltieren für Pop-Up-Radwege in Dortmund
Ruhrnachrichten, 16. Juni: Dortmunder Radfahrer demonstrieren mit Kuscheltieren für mehr Sicherheit
Radio 91.2, 16. Juni: Radfahrer demonstrieren für bessere Radwege in Dortmund
Nordstadtblogger, 16. Juni: Pop-up-Radwege: Radfahrer*innen und Kuscheltiere demonstrieren für die Einrichtung temporärer Radwege
Mengede-InTakt, 16, Juni: Fahrradbahnen statt Autobahnen
In-Stadtmagazine, 17. Juni: Stofftiere und Radfahrende: 500 demonstrieren für Pop-up-Radfahrstreifen und bessere Radwege
Klimabündnis Dortmund, 17. Juni: Stofftiere und Radfahrende: 500 demonstrieren für Pop-up-Radfahrstreifen und bessere Radwege
City-Anzeiger vom 17. Juni: Teddy demonstriert für Pop-up Radstreifen
Kindernachrichten-Podcast vom 19. Juni: Kuscheltiere für Radweg
eldoradio: Was wir Positives aus der Corona-Krise mitnehmen können (ab Minute 27:20)
WDR5, Quarks – Wissenschaft und mehr vom 7. Juli: Verkehrswende – einfach mal probieren

Vorberichterstattung:
Ruhr24
Nordstadblogger
City-Anzeiger
Mengede-InTakt
In-Stadtmagazine
VeloCityRuhr
Klimabündnis Dortmund

Hintergrund:
Im Mai hatten Aufbruch Fahrrad Dortmund und VeloCityRuhr gemeinsam mit zehn weiteren Organisationen in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister die Einrichtung von Pop-up-Radfahrstreifen in Dortmund vorgeschlagen und eine Teststrecke auf dem Heiligen Weg eingerichtet. Der Vorschlag wurde vom Oberbürgermeister brüsk zurückgewiesen. Im Verkehrsausschuss wurde der Vorschlag abgelehnt und lediglich als Prüfauftrag an die Verwaltung gegeben.

Foto: Sebastian Peter
Foto: Sebastian Peter

Peter Fricke

Peter aus Dortmund schreibt mit der Absicht, auch von jenseits der Stadtgrenzen zu berichten. Interessiert sich für Infrastruktur und die Frage, wie man des Rad als Verkehrsmittel für die große Mehrheit attraktiv machen kann. Ist leider nicht in der Lage, mit Falschparkern auf Radverkehrsanlagen gelassen umzugehen. Per E-Mail erreichbar unter peter.fricke, dann folgt das übliche Zeichen für E-Mails, und dann velocityruhr.net.

2 Gedanken zu „Stofftiere und Radfahrende: 500 demonstrieren für Pop-up-Radfahrstreifen und bessere Radwege

  • Brigitte Walbersdorf

    Ich bin einige Jahre aus der Kreuzstr jeden Tag zur Arbeit nach Huckarde, später Körne und zuletzt zur Uni gefahren . Im morgendlichen Berufsverkehr und nachmittags jeweils zurück. Ich habe es überlebt und im
    Zuge dieses Selbstversuchs dann auch das herumstehende Auto verkauft.
    Die Zumutungen im Alltag für alle Radfahrer(innen) als VerkehrsteilnehmerinNen klar zu kommen , kosten Nerven und Geduld. Kindern würde ich empfehlen ( gegen Vorschrift) den Fußweg wenn möglich zu nehmen. Meine Geduld mit den Verzögerungen der Politik in DORTMUND ist bei diesem
    Thema zuEnde – hier wird solide Kirchturmpolitik gemacht , so rückschrittlich, dass der Amtsschimmel nicht aus der Puste kommt.

    • Gehwegradeln würde ich nicht empfehlen. Das belästigt und gefährdet zu Fuß Gehende, ist richtig teuer und auch richtig gefährlich für die Radfahrenden, weil die Gehwege erstens nicht aufs Radfahren ausgelegt sind (und z.B. Sichtlinien noch schlechter freigehalten werden als bei Radwegen) und zweitens die Autofahrenden nicht mit Radverkehr auf dem Gehweg rechnen. Für radfahrende Kinder in Dortmund kann ich aber auch keine bessere Lösung anbieten, da ist in den letzten 15 Jahren viel zu wenig passiert – und wenn doch mal was passiert ist, war es ganz oft das Falsche.
      Dass Deine Geduld nach 15 verlorenen Jahren im Schneckentempo erschöpft ist, kann ich verstehen. Es gibt allerdings in der jüngeren Vergangenheit auch einige positive Ansätze: Der Nahmobilitätsbeauftragte bohrt in der Verwaltung dicke Bretter und erreicht die Köpfe, es gibt zehn neue Stellen für den Radverkehr, es gibt einen Grundsatzbeschluss, Radwege künftig zu asphaltieren und es gibt den Beschluss, Dortmund zur Fahrradstadt zu machen und die Investitionen massiv auszuweiten. Insgesamt ein vorsichtiger erster Schritt, dem nun weitere folgen müssen, damit irgendwann die Dortmunder Kinder eine bessere Option haben, als illegal auf dem Gehweg zu fahren.

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