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Viel mehr Teilnehmende als erwartet: Große Fahrrad-Demo warb für die Verkehrswende in Dortmund

Tausend Radfahrende sind am Sonntag (3. September) in Form einer großen Fahrraddemo für die Verkehrswende durch Dortmund gefahren. Vom Hansaplatz aus ging es nach einer Runde über den Wallring bei strahlendem Sonnenschein über die B54 nach Süden bis zum Rombergpark. 

„Es macht natürlich großen Spaß, auf der autobahnartig ausgebauten B54 mit dem Rad zwischen den Tempo-100-Schildern durchzufahren“, sagt Peter Fricke von der Fahrradinitiative Aufbruch Fahrrad Dortmund, von der die Demo organisiert wurde. Die Strecke zeige aber auch, wie monströs die Infrastruktur für den Autoverkehr ausgelegt sei. „Die B54 hat zwölf Meter breiten, perfekt glatten Asphalt in jeder Fahrtrichtung für den Autoverkehr. Aber der Radverkehr wird in Dortmund regelmäßig mit einem Meter breiten Hoppelradwegen abgespeist und an parkende Autos gequetscht“, sagt Fricke.

Über Hörde und die Schüruferstraße ging es dann nach Aplerbeck, wo gerade das Apfelfest gefeiert wurde. Nach einem kurzen Stück auf der B1 folgte ein weiterer Höhepunkt der Strecke: Die Fahrt durch den 1,4 km langen Wambeler Tunnel der B236. 

„Es ist ein Erlebnis, mit hunderten klingelnden Radfahrenden und viel Musik durch diesen endlosen Tunnel zu fahren“, sagt Fricke. Der Tunnel zeige aber auch, wie gigantisch die Infrastruktur für den Autoverkehr angelegt sei. „Dieser Tunnel ist eine riesige, 1,4 km lange Betonkonstruktion, die nur dem Autoverkehr das Leben so angenehm wie möglich machen soll,“ sagt Gustav Berger von Aufbruch Fahrrad Dortmund und ergänzt: „Gleichzeitig gibt es in Dortmund in Politik und Verwaltung noch immer Menschen, die dem Radverkehr Schlammpisten anbieten wollen, die noch nicht einmal asphaltiert sind und Menschen, die es für eine gute Idee halten, ihn auf Hauptstraßen ohne sichere Radverkehrsanlagen zu schicken.“ So könne eine Verkehrswende nicht gelingen. 

Nach einer Ehrenrunde um den Borsigplatz führte die Route dann zurück zum Hansaplatz, wo die Demonstration nach 28 Kilometern gegen 18.40 Uhr endete.

Nun muss sich zeigen, ob die Stadt den Hebel umlegt und die Situation für den Radverkehr verbessert. Die Teilnehmenden der Demonstration haben jedenfalls deutlich gemacht, dass sie Veränderung wollen. „Wir haben genug davon, über unsichere Straßen fahren zu müssen, uns anhupen und eng überholen zu lassen und beim Radfahren Angst um unser Leben zu haben“, sagte Gustav Berger bei seiner Rede zu Beginn der Demonstration.

Sichere Radwege auch an Hauptstraßen, eine konsequente Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen und ein schneller Ausbau des Radschnellwegs sind die Forderungen, damit Radfahren nicht nur an Tagen wie heute sicher ist. 

Dabei muss die Infrastruktur auf die Schwächsten ausgerichtet sein. Denn nur wenn ein 10-jähriges Kind sicher und mit gutem Gefühl an einer Straße Rad fährt, dann ist diese Infrastruktur auch für alle anderen Radfahrenden geeignet. 

Die meisten Autofahrenden, die wegen der Demonstration anhalten mussten, warteten geduldig, bis der Tross vorbeigezogen war und zeigten Verständnis. Ein Wartender fasste es so zusammen: „Dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, ist ja auch den meisten Autofahrern klar.“

Peter Fricke

Peter aus Dortmund schreibt mit der Absicht, auch von jenseits der Stadtgrenzen zu berichten. Interessiert sich für Infrastruktur und die Frage, wie man des Rad als Verkehrsmittel für die große Mehrheit attraktiv machen kann. Ist leider nicht in der Lage, mit Falschparkern auf Radverkehrsanlagen gelassen umzugehen. Per E-Mail erreichbar unter peter.fricke, dann folgt das übliche Zeichen für E-Mails, und dann velocityruhr.net.