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Schienenverkehr auf dem Ruhrtalradweg?

 

Hagener Lokalpolitiker wollen gefährliche Schienen erhalten und Bahnverkehr auf dem Ruhrtalradweg

Schon lange gelten die Schienen im Bereich des Wehrs am Hengsteysee bis zum Koepchenwerk als Gefahrenursache Nummer eins für Radfahrende. Sehr häufig kam es zu stürzen, weil sich die Räder schnell in den Schienen verfingen. Oftmals waren es unsichere Radfahrende, vor allem Senioren und Kinder die verunfallten. Dabei kam es auch zu schweren Verletzungen. Der ADFC, aber auch die Hagener Stadtverwaltung hatten in der Vergangenheit auf Entschärfung gedrängt. Danach wurden in einem Bereich Gummiprofile in die Schienen gelegt, jedoch war dieses nur auf einem kleinen Teil der Strecke möglich. Auch auf der Brücke am Wehr ist dieses nicht möglich.

Der Eigentümer der Strecke, der Kraftwerksbetreiber Amprion nutzte bisher diese Bahn-Betriebsstrecke äußerst selten zum Austausch der Trafos im Kraftwerk. Der ADFC war darum sehr erfreut, als der Betreiber Amprion im letzten Sommer bekannt gab, dass die Gleise in Zukunft nicht mehr benötigt werden. Dadurch ergibt sich jetzt die Möglichkeit, diesen Abschnitt des Ruhrtalradweges sicherer zu machen, indem man entweder die Schienen komplett überdeckt oder sie entfernt.

Überraschenderweise stellten Hagener Lokalpolitiker aus den Reihen von CDU, FDP, Grüne und Hagen Aktiv zur Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am 22.3.2022 einen Antrag zum Erhalt der Schienen. Man möge doch prüfen, ob man Personenzüge über die Brücke bis zum Koepchenwerk auf Herdecker Seite fahren lassen kann. Begründet wurde dieses mit touristischen Interessen. Das die Politiker der Meinung sind, den See am besten mit dem Auto zu erreichen, erkennt man auch an dem Vorschlag, die Besucher vom Parkplatz die kurze Strecke zum Kraftwerk mit einem Pendlerzug zu transportieren. Die Vorstellung, dass eine große Lokomotive mit Waggons auf den hochfrequentierten Fuß- und Radwegen zwischen Spaziergängern und spielenden Kindern fahren sollen, hält der ADFC Hagen für äußerst gefährlich und keinesfalls förderlich für die Naherholung.

Um Missverständnisse vorzubeugen: Der ADFC Hagen tritt dafür ein, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Auch ist der Erhalt von Bahnstrecken mit Blick auf den Umweltverbund wichtig. Hier geht es aber um eine kurze, nur 1400 m lange Strecke, für die es weder eine sinnvolle Nutzung im Güterverkehr, noch im Personenverkehr gibt. Stattdessen handelt es sich um einen Weg, der seit Jahrzehnten zu 99,9 % der Naherholung für Spaziergänger, Läufer und Radfahrende dient und auch wichtiger Teil des bekannten  Ruhrtalradweges ist.

Ein Bahnhaltepunkt am See würde auch der ADFC begrüßen, allerdings dort, wo sich eine eigene Bahntrasse befindet, wie beispielsweise am Parkplatz am Wehr.
Für den ADFC und für alle, denen Verkehrssicherheit im Erholungsgebiet am Herzen liegt,  ist es eine klare Sache, dass die Strecke entschärft werden müsse, wenn die Schienen nicht mehr genutzt werden. Eventuell entstünde jetzt sogar die Möglichkeit die Schiebestrecke auf der Brücke am Wehr (dort ist derzeit Radfahren verboten) zu beseitigen, indem man beispielsweise Platten mit rutschfestem Belag auf den Boden anbringt.
(Dieser Artikel erschien bereits auch auf hagen.adfc.de)

 

Michael Schröder

Da ich nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag das Fahrrad nutze, interessieren mich (Rad-)verkehrsthemen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Städte nicht nur rad-, sondern auch fußgängerfreundlicher würden und somit für alle lebenswerter. Seit einigen Jahren engagiere ich mich in der ADFC Ortsgruppe - mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Ein Gedanke zu „Schienenverkehr auf dem Ruhrtalradweg?

  • Norbert Paul

    Dass heißt, es wird wieder ein Transport auf die Straße verlagert wird.

    Gegen eine Freigabe könnte auch die Geländerhöhe sprechen.

    Antwort

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