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Die Buersche Straße oder Verkehrswende nach Interpretation der CDU-Gladbeck

Die Buersche Straße in Gladbeck ist der wahrgewordene Traum aller Anhänger*innen der autogerechten Stadt. Die Straße ist so deutlich überdimensioniert, dass die Dauernutzung als Parkplatz einer Spur je Fahrtrichtung sich seit vielen Jahren eingebürgert hat. 190 kostenlose Stellplätze haben sich die Freunde des motorisierten Individualverkehrs so in schönster Innenstadtlage geschaffen. Für den Radverkehr konnte man leider keine Flächen außerhalb der Dooring-Zone finden, aber auch Bushaltestellen fallen eher minimalistisch aus.

Dass die 60er Jahre vorbei sind und Handlungsbedarf auf der Straße besteht, sieht man spätestens beim Blick auf die zahlreichen Anträge von Interessengruppen und politischen Fraktionen, so auch von der CDU. Zentraler Inhalt der Anträge ist immer wieder die schlechte Führung des Radverkehrs.

Seit 2019 ist die Verwaltung nun auf dem Weg. Nach Radverkehrskonzept, Beteiligungsworkshops und Machbarkeitsstudie soll nun ein Verkehrsversuch folgen. Der positive Beschluss  wurde hierfür im März 2023 im Fachausschuss erteilt. Umsetzung geplant für das Frühjahr 2023.

Nach einem so langen Prozess, wo alle Möglichkeiten mehr als einmal erörtert wurden, wundert die jetzige Situation doch sehr. Die CDU hat sich dazu entschieden, Unterschriften gegen den Verkehrsversuch zu sammeln.

Die CDU ist nach eigener Aussage gar nicht gegen die Verkehrswende, aber alle Verkehrsarten sollten gleichberechtigt werden. Die Verkehrsarten sind fließender Kfz-Verkehr, ruhender Kfz-Verkehr, Radverkehr und Fußverkehr…Heißt, es ist nur eine Verkehrswende, wenn der Kfz-Verkehr in keiner Weise eingeschränkt wird. Vielen Dank für diese Aufklärung.

Wenn die bereits asphaltierten Flächen dann mal nicht reichen, wie z.B. auf der Buerschen Straße (einer der breitesten Straßen in Gladbeck), dann könnte man auch die Grünflächen noch dem Verkehr opfern. Dahingegen ist es wirklich nicht zumutbar, von jemandem zu verlangen zur Lagerung seines privaten Gegenstandes Auto einen der bis zu 900 dauerhaft freien KOSTENPFLICHTIGEN Stellplätze zu nutzen, alternativ 200m mehr zu Fuß zu gehen bis zum nächsten kostenlosen Stellplatz, denn eins gibt es in Gladbeck wirklich Überall – parkende Pkw. Wenn es nach der CDU geht, muss dieser integrale Bestandteil der Verkehrswende auch erhalten bleiben.  Zudem werden weitere Parkplätze geschaffen um den Wegfall teilweise zu kompensieren, aber dies scheint nicht zu genügen für die korrekte Verkehrswende.

Wenn bereits auf der Buerschen Straße im Grunde kein Platz für das Fahrrad zu finden ist, wird es auf allen weiteren Straßen mit Sicherheit spannend. Die Verwaltung freut sich vermutlich auch, denn nach einem positiven Beschluss kurz vor der Umsetzung fördert die Handlungsfähigkeit sehr. Die ganzen Beteiligungen, Machbarkeitsstudien und Planentwürfe bedeuten nun mal auch viele gebundene Ressourcen und Kosten. Daher mein Tipp für die CDU: Das nächste Mal vielleicht 4 Jahre früher für eine Meinung entscheiden und dann dabei bleiben.

Bestandsdarstellung aus Ausschussvorlage der Stadt Gladbeck
Neuplanung aus Ausschussvorlage der Stadt Gladbeck

Simon Knur

Planer, Falt- und Liegeradfahrer aus dem Sauerland, wegen der Liebe und dem Job im Ruhrgebiet. Seit 2012 bei VCR und beruflich unterwegs zu den Themen Infrastruktur, Abwasser, Klimaschutz und Klimaanpassung. Blogge mit dem lokalen Schwerpunkt Essen, Radschnellweg und Radkultur.

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