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Stadt Dortmund zieht Bilanz zum Dekanden-Winter

Einzelne Schneehaufen sind die letzten Zeugen, dass vor kurzem Dortmund Schneewetter hatte, wie es dies vielleicht alle 10 Jahre hier gibt – velocityruhr.net berichtete. Wenn es schneit, leistet die EDG als städtische Tochter im Auftrag der Stadt Winterdienst. Dazu gehört es auch, nachrangig 100 km namentlich benannter Radwege sowohl innerhalb wie außerhalb geschlossener Ortslage im Rahmen der bestehenden betrieblichen Möglichkeiten zu reinigen und streuen. Im Rahmen des städtischen Lernprozesses auf dem Weg zur nicht fahrradfeindlichen Stadt gibt es seit dem Winter 2017/2018 eine Vereinbarung mit der EDG über den Winterdienst für eine 11,1 km langen Radwege-Referenzstrecke. Dabei rechnet die Stadt wohl jede Fahrtrichtung getrennt. Diese Strecke verläuft zwischen der S-Bahnhaltestelle Stadthaus und der Technischen Universität Dortmund und somit auf dem vielleicht irgendwann mal kommenden RS 1. Auf dieser  Strecke erfolgt der Winterdienst mit höchster Priorität. Schon seitdem steht im Raum, dass es weitere Strecken dieser Art braucht. Eine Ausweitung ist weiterhin geplant, wie der Ausbau des Gartenstadtradweg und der RS 1.

Aus Sicht der Stadt war die Winterwoche eine besondere Herausforderung für die EDG, so Stadtsprecher Christian Schön gegenüber velocityruhr.net. Eine Eisschicht unter der Schneeschicht bedeutete eine größere Herausforderung als man sie sonst von Wetterlagen mit Schnee kennt. Sein Fazit:

Die Stadtverwaltung ist insofern sehr zufrieden mit der Arbeit der EDG. Eine solche Wetterlage ist ungewöhnlich und tritt sehr selten in Dortmund auf. Daher ist zunächst kein aktueller Optimierungsbedarf zu erkennen. Die EDG hat bis zum einsetzenden Tauwetter noch immer mit allen Mitteln gegen Schnee und Eis gekämpft. Das verdient Anerkennung. Mehr ging nicht und mehr ist daher auch kaum zu erwarten. Radwege konnten (so wie viele Nebenstraßen auch) nicht flächendeckend geräumt werden, weil die EDG gegen die harte Eisschicht nicht ankam und mit schwerem Gerät im Zweifel sogar eher Schaden an Pflaster und Asphalt angerichtet hätte. Teilweise war es sicherer auf einer festgefahrenen Schneedecke unterwegs zu sein als auf dem darunter liegenden Eis, das sich kaum entfernen oder auflösen ließ. Da die Schneemassen nicht komplett abtransportiert werden können und die Bürger*innen lediglich verpflichtet sind, Gehwege in der Breite von 1,50 Meter zu räumen, ist es in vielen Fällen unvermeidlich, dass der Radweg nicht benutzbar ist. Radfahrende dürfen daher in solchen Situationen die geräumte Fahrspur nutzen und im Mischverkehr mitfahren.

Es war auch mein Eindruck, dass es teilweise besser war, wenn kein Winterdienst stattgefunden hatte und tatsächlich hat man bis zu letzt die EDG gesehen im Winterdienst. Im Fazit der Stadt wird aber auch deutlich, was das Leitverkehrsmittel in Dortmund ist.

Jetzt bleibt also abzuwarten, wie viele Winter es noch braucht, bis es genug Erfahrungen gibt, um darauf aufbauend dem Radverkehr ein größeres Gewicht beim Winterdienst einzuräumen. Hier ist die Politik gefragt. Von der CDU ist in der Hinsicht im Stadtrat Bremsen zu erwarten, da im Winter keine Radsaison ist, damit keine Einkaufstouristen aus dem Sauerland kommen und das bei Schnee eh zu gefährlich ist. Die Grünen haben es sich im politischen System bequem gemacht und lassen qualifizierte Gestaltungswillen im Verkehrsbereich seit Jahren vermissen und beschränken sich auf Symbolpolitik wie Fahrradstraßen im Nirgendwo und sinnfreie Fahrradkonzepte für einzelne Stadtteile. Wie die neue Fraktion Linke+ sich im politischen System einfügt, wird sich noch zeigen. Bleibt die SPD übrig, bei der in Teilen ein deutliches Umdenken stattzufinden scheint.

DSW21 informierte auf seiner Webseite fortlaufend, in welchem Umfang ÖPNV angeboten werden konnte. Eine ähnliche Informationspolitik für den Radverkehr plant die Stadt auch in den nächsten Jahren nicht.  Schön meint, dass das zunächst gut klinge, aber in der Praxis schwer umzusetzen sei.

Bei dauerhaften Schneefall bzw. -verwehungen wie es sie in der winterlichen Woche gab, ist es ja nicht damit getan, eine Strecke einmal am Tag zu befahren und dann als „geräumt“ zu markieren. Eine Übersicht über die Befahrungen kann im Grunde nur die EDG haben. Es bräuchte somit eine Art Live-Tracking der Räumfahrzeuge und eine darauf aufbauende Verarbeitung der Daten auf einer Website zum Beispiel.

So weit hatte ich gar nicht gedacht. Ich hatte vor allem summarische Infos wie bei den DSW21 vor Augen, wie: „Aktuell wird das auf der Karte gekennzeichnete Winter-Basis-Netz Stufe 1 geräumt. Soweit kein weitere Schneefall erfolgt, wird ab ca. 19 Uhr die Stufe 2 geräumt. Zudem wurde seitens Straßen NRW der Geh- und Radweg entlang der B54 südlich der B1 geräumt. Der Uferweg am Phoenix-See ist z. Z. aufgrund Eisbildung nur sehr eingeschränkt befahrbar.“ Aber die Überlegungen der Stadt gefallen mir viel mehr, die Implementierung wäre deutlich aufwendiger, wenn sie nicht fertig eingekauft werden kann. #StartUpGründen.

Norbert Paul

Norbert Paul ist per PGP-Schlüssel erreichbar (Testphase) über die E-Mail-Adresse norbert.paul@velocityruhr.net

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