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Sachstand Radschnellweg Ruhr

Radschnellweg Ruhr, Hochschule Ruhr West (Foto: Peter)

Der Regionalverband Ruhr hat einen Sachstandsbericht zum RS1 veröffentlicht. Aufgeführt sind nur Abschnitte, bei denen es in den letzten Monaten Fortschritte oder wesentliche Veränderungen gegeben hat.

Mülheim an der Ruhr

Der Abschnitt von der Ruhrpromenade über die Ruhrbrücke bis zur Duisburger Straße inkl. der Anbindung an die Hochschule Ruhr West (HRW) wurde am 15. Mai 2019 freigegeben (siehe Foto).

Essen

Für das Eltingviertel in der Stadt Essen wird von der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft (BEG) eine Untersuchung durchgeführt, die die technische Machbarkeit der drei städtebaulichen Varianten untersuchen soll. Dabei werden sowohl rechtliche als auch finanzielle Aspekte berücksichtigt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dem Fachausschuss der Stadt Essen im September 2019 vorgestellt werden. Auf dieser Basis kann der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung der Stadt Essen eine Entscheidung treffen. Anschließend ist das Bebauungsplanverfahren mit der beschlossenen Variante geplant, so dass aktuell mit einem Abschluss des Bebauungsplanverfahrens im Jahr 2022 gerechnet wird.

Anmerkung: Die Untersuchung im Auftrag der BEG liegt mittlerweile vor. Empfohlen wird eine sogenannte „Alternative 3“ (Visualisierung hier), eine Kombination der ursprünglichen, aus einer früheren Machbarkeitsstudie stammenden „Varianten“ 1 (konfliktarme Lösung mit teilweisem Erhalt des Bahndamms) und 3 (städtebaulich weitestgehende Variante, kompletter Wegfall des Bahndamms), die die Nachteile der Variante 3 (Komplexität und Verzögerung durch Bau einer Landesstraße (RS1) auf Dächern und durch private Gebäude hindurch) vermeidet und den Bau des Radschnellwegs zeitlich unabhängig vom Bau der Gebäude ermöglicht.

Der
Beschlussvorschlag der Verwaltung für den Fachausschuss sah vor, auf der Grundlage dieser „Alternative 3“ ein städtebauliches Konzept und ein Erschließungskonzept zu entwickeln, welches die Grundlage für das nachfolgende Bebauungsplanverfahren bilden sollte. Zeitrahmen für städtebauliches Konzept und Erschließungskonzept sollten sechs Monate sein, das Bebauungsplanverfahrens für den Bereich Eltingviertel/Viehofer Platz sollte dann Ende 2021 abgeschlossen werden. Damit wäre ein relativ zügiger Weiterbau des Radschnellwegs ohne weitere Verzögerungen möglich gewesen.

Aber die große Koalition blieb ihrer Blockadehaltung beim Radschnellweg treu und brachte den Antrag ein, zusätzlich zur „Alternative 3“ auch noch eine ebenerdige Führung des Radschnellwegs ohne Damm zu prüfen. Dass in den bisherigen Machbarkeitsstudien eine solche Lösung nicht als sinnvoll bewertet wurde, störte CDU und SPD offenbar genau so wenig wie die erneuten Verzögerungen durch eine solche Prüfung.

Am Vormittag des Tags der Ausschussitzung setzten CDU und SPD dann noch eins drauf und
ersetzten kurzfristig und völlig überraschend den eigenen Antrag durch einen noch wilderen Antrag: „Alternative 3“ und die Erkenntnisse der jüngsten Untersuchung sollen vollständig ignoriert werden. Stattdessen soll doch die alte „Variante 3“ mit ihrer Führung durch Häuser hindurch und über Dächer verfolgt werden, deren Nachteile in der jüngsten Untersuchung ausführlich beleuchtet worden sind. Zusätzlich soll eine ebenerdige Führung ohne Damm geprüft werden.
Der Antrag wurde beschlossen, doch selbst Fraktionsmitglieder sollen von Überrumpelung gesprochen haben.

Dass CDU und SPD die Ergebnisse der Untersuchung völlig ignorieren und stattdessen beratungsresistent die von Ihnen favorisierte „Variante 3“ weiter verfolgen, legt den Schluss nahe, dass der Zweck der Untersuchung nicht Erkenntnisgewinn, sondern Verzögerung war.

Hamm

Östlich der Brücken am Lippepark soll der RS1 lt. Machbarkeitsstudie auf dem Mitteldeich verlaufen. Inzwischen hat es ein konstruktives Gespräch mit Vertretenden der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), des Lippeverbandes, der DB-Netz AG, Straßen NRW und der Stadt gegeben. Dort wurde der mögliche Ausbau des RS1 auf dem Mitteldeich erörtert. Demnach erscheint ein Bau des RS1 auf dieser Trasse realistisch.

Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen ist für die drei Abschnitte Baurecht erlangt worden. Die notwendigen Flächen wurden bzw. werden kurzfristig durch Straßen.NRW erworben. Der Bau des RS1 erfolgt im ersten Abschnitt zwischen Krayer Str. und Hollandstr. Durch die Emschergenossenschaft, die östlich der Halde Rheinelbe ein Regenrückhaltebecken errichtet und hierfür parallel zum RS1 eine Baustraße herstellt. Der künftige RS1 wird daher im genannten Abschnitt vorerst in einer Breite von 4 m gemeinsamen Geh-/Radweg nutzbar gemacht. Nach Fertigstellung des Regenrückhaltebeckens wird die Baustraße zurückgebaut und der RS1 im Endzustand errichtet. Für die Dauer der Baumaßnahmen (ca. 2 – 2,5 Jahre) sind nördlich anschließende Rampen mit Querung der Baustraße nicht vorgesehen, da dort mit bis zu 100 Lkw-Fahrten pro Tag kalkuliert wird und dies ein zu hohes Sicherheitsrisiko darstellt. Die neue Brücke über den RS1 im Zuge der Leithestraße befindet sich derzeit im Bau und wird noch 2019 fertiggestellt. Am 15.03.2019 fand im Bereich des Lohrheidestadions ein feierlicher Spatenstich statt.
Für den Abschnitt von der Krayer Straße in Richtung Essen ist die Ausführungsplanung fertiggestellt. In diesem Abschnitt ist die Sanierung der Brücke über die Hattinger Straße notwendig.
Für den Abschnitt von der Hollandstraße Richtung Bochum wird aktuell die Ausschreibung der Baumaßnahmen vorbereitet. Geplant ist, hier Anfang 2020 mit dem Ausbau zu beginnen. Das Brückenbauwerk über die Ückendorfer Straße steht unter Denkmalschutz. Die Brückenbauwerke im Streckenabschnitt befinden sich allesamt in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Mittel- bis langfristig werden hier voraussichtlich Ersatzneubauten erforderlich. Kurzfristig werden zunächst Instandsetzungsarbeiten vorgesehen, um den RS1 im gesamten Streckenzug befahrbar zu machen.

Dortmund

Der Sachstand entspricht weiterhin der Drucksache 13/1406, wobei sich die genannten Termine wenige Monate verschieben. Dies ist bedingt durch die aktuelle wirtschaftliche Lage mit hoher Auslastung der Unternehmen.

In Drucksache 13/1406 hieß es:

„Auf dem Gebiet der Stadt Dortmund wird die Planung für die Ortsdurchfahrten von der Stadt selbst durchgeführt und für die freie Strecke gemäß Planungsvereinbarung mit Straßen.NRW ebenfalls übernommen, jedoch an externe Büros vergeben. Diese Vergaben sind erfolgt, es wurden drei Büros beauftragt. Die Vorentwürfe sollen jeweils Ende 2019 vorliegen.
Der Abschnitt von der Stadtgrenze zu Bochum bis DO-Kley wurde zurückgestellt, da auf Grund der Situation in Bochum (s.o.) der Übergabepunkt noch nicht abschließend feststeht.
Die erste bauliche Umsetzung wird in Dortmund voraussichtlich im Herbst 2019 im Abschnitt zwischen dem südlichen Ende der „Große Heimstraße“ und Sonnenstraße Ecke Arneckestraße erfolgen.
Der Abschnitt zwischen Sonnenstraße Ecke Arneckestraße und Stadthaus wurde vom o.g. genannten Abschnitt planerisch getrennt, da für den Abschnitt geplante Tiefbauarbeiten abgewartet werden sollen. Auch die Frage der Parkmöglichkeiten für Kfz stellt eine planerische Herausforderung dar. Es gibt Überlegungen, zu diesem Thema eine weitere Bürgerversammlung durchzuführen. Darüber hinaus benötigt auch die Errichtung der LSA zur Querung der Hohe Straße und der Ruhrallee planerischen Vorlauf. Die Planungen in Dortmund laufen an vielen Stellen zeitlich parallel, so dass aktuell vorgesehen ist, dass im Jahr 2021 an mehreren Abschnitten gleichzeitig gebaut werden kann. „

Anmerkung: Baubeginn für den winzigen Abschnitt Große Heimstraße bis Sonnenstraße Höhe Arneckestraße wird also erst Anfang 2020 sein, der Rest des ursprünglichen ersten Abschnitts bis Stadthaus sogar noch später. Aus Sicht der Fahrrad- und Verkehrsbände muss der Kfz-Verkehr auf der Großen Heimstraße beobachtet werden. Schon heute wird die Straße in erheblichem Umfang von Kfz-Durchgangsverkehr missbraucht, der die Ampeln auf der Lindemannstraße vermeiden will. Durch den RS1 wird dieser Missbrauch noch interessanter (Wegfall Rechts-vor-Links, der Ampel Neuer Graben und der Baumscheibenparker), so dass ggf. Maßnahmen zum Unterbinden des Kfz-Durchgangsverkehrs ergriffen werden müssen.

Kreis Unna

Der Ausbau des RS1 im Kreis Unna kann nicht als Fall unwesentlicher Bedeutung erfolgen, da einerseits im Bereich Kamen eine Umweltverträglichkeitsprüfungspflicht (UVP-Pflicht) vorliegt und der Grunderwerb in Unna sehr umfangreich ist. Eine Planfeststellung ist somit zwingend erforderlich. Für die UVP wurde ein Untersuchungsraum festgelegt, für den nun die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) und im ersten Schritt die faunistische Kartierung durchgeführt werden soll. Aufgrund des Umfangs wurde der Auftrag dafür europaweit ausgeschrieben und wird in Kürze vergeben. Durch die umfangreichen Untersuchungen und das erforderliche Planfeststellungsverfahren wird derzeit von einem möglichen Baubeginn 2025 ausgegangen. Der gesamte Streckenabschnitt ist aber bereits heute in einem deutlich geringeren Ausbaustandard mit dem Rad befahrbar.

Peter Fricke

Peter aus Dortmund schreibt mit der Absicht, auch von jenseits der Stadtgrenzen zu berichten. Interessiert sich für Infrastruktur und die Frage, wie man des Rad als Verkehrsmittel für die große Mehrheit attraktiv machen kann. Ist leider nicht in der Lage, mit Falschparkern auf Radverkehrsanlagen gelassen umzugehen. Per E-Mail erreichbar unter peter.fricke, dann folgt das übliche Zeichen für E-Mails, und dann velocityruhr.net.

8 Gedanken zu „Sachstand Radschnellweg Ruhr

  • Kann man aus dem Bericht also herauslesen, dass bei der Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard mit einem Baubeginn 2019 nicht mehr zu rechnen ist?

    Antwort
    • In einem Sachstandsbericht vom Mai 2019 heißt es: „Für das Upgrade des bereits befahrbaren Abschnitts zwischen Essen-Univiertel und Mülheim Hbf ist die Planungsvereinbarung zwischen Straßen NRW und dem RVR endabgestimmt. Eine Unterzeichnung ist kurzfristig vorgesehen. Die Vereinbarung umfasst neben der Ausbauplanung auch die Klärung des Umgangs mit verbauten Fördermitteln, Eigentumserwerb, Gestattung durch die DB und Widmung als RSV des Landes. Es ist vorgesehen die Planung bis Ende 2020 abzuschließen, so dass im Jahr 2021 mit dem Bau begonnen werden kann. Die Planungsvereinbarung enthält grundsätzlich auch die Verbreiterung der vorhandenen Brücken.
      Für die Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard in Essen liegt der Förderbescheid vor. Es ist eine nutzbare Breite von 6,3 m vorgesehen. Der Spatenstich ist für Ende 2019 geplant, die Montage der Brücke soll Anfang 2021 beginnen, so dass die Eröffnung voraussichtlich im Herbst 2021 erfolgen könnte.“

      Hat jemand aktuellere Informationen?

      Antwort
      • Die Eröffnung der Brücke 2021 ist aktueller Stand, wurde bestätigt.

        Antwort
  • Norbert Paul

    Wo im Netz hast du den Bericht gefunden?

    Antwort
  • Hans Peter Spieker

    Es wird wie bei allen Problemen zu viel diskutiert, wenn ich sehe wieviel Geld für diese Radwege ausgegeben werden soll,dann ist für mich klar, das es viel länger dauert bis wir die geplanten Radwege nutzen können.Ich bin jetzt 73 Jahre alt,hatte mir vorgenommen bis zu meinem Ableben einmal Dortmund Duisburg auf der Radautobahn zu fahren, ich glaube es wir nicht passieren.

    Antwort
    • Das Problem in Dortmund war das knappe Personal. Das soll sich jetzt bessern. Wenn Du nach den vielen leeren Jetzt-aber-wirklich-Ankündigungen das Vertrauen in die Stadt noch nicht völlig verloren hast, kannst Du auf den Sommer 2020 für den ersten superkurzen Abschnitt im Kreuzviertel hoffen und auch darauf, dass es anschließend nicht mehr ganz so langsam weiter geht.

      Antwort
      • Norbert Paul

        Der Markt an Verkehrsplanern ist leer gefegt. Die stehen nicht Schlange bei den Städten. Eher umgekehrt.

        Antwort
    • Norbert Paul

      Auf Autobahnen haben Fahrräder wie auf Eisenbahnen nichts zu suchen …

      Antwort

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