Radverkehr vergessen – Stadt Dortmund schweigt gegenüber VeloCityRuhr
Am 21. 12. haben wir ein Update veröffentlicht.
Im November 2015 kritisierte Fabian Menke, heute Radfahr- und Fußgängerbeauftragter der Stadt Dortmund, die mangelnde Berücksichtigung des Radverkehrs zwischen November und Januar u. a. wegen des Weihnachtsmarktes. Kurz darauf veröffentlichte er eine Anleitung zum Durchqueren der City während des Weihnachtsmaktes, da es keinerlei Wegweisung für den Radverkehr gibt. Immerhin gab es damals eine Fahrradwache, die jedoch zu wenig beworben wurde. Ein Jahr später schrieb ich dann über das Thema in zwei Artikeln. Auch berichtete ich über eine Weihnachtsbaumverkauf auf einem Geh- und Radweg. All die Berichte haben ihre Vorgeschichten, die nicht öffentlich zugänglich sind.
Nach den minimalen Fortschritten letztes Jahr, hat man dieses Jahr offensichtlich gar nicht an den Radverkehr gedacht. Wenn man aus Richtung Westen kommt. landet man ganz legal zwischen DSW21-Kunden und ersten Buden vor der Petrikirche.
Danach geht es wie gewohnt weiter. Weiterhin fehlt es an jedem Hinweis für den Radverkehr – damit immerhin auch an jedem Fahrverbot, was je nach Uhrzeit und Ziel immerhin keine Beschränkungen bedeutet.
Und es geht legal weiter.
Dem Rechtsfahrgebot folgend hält man sich nun rechts.
Letztes Jahr sah es im Prinzip genauso aus:
Neu ist in diesem Jahr dann, dass man sich um die Schutzmaßnahmen gegen potenzielle Anschläge schlängeln muss, die – so der französische Sozialwissenschaftler Emmanuel Todd in einem Interview mit dem Spiegel – nicht Ausdruck eines unveränderlichen Islams sind (Leick 2011: 139).
Wir erleben schon jetzt eine Entislamisierung der arabischen Gesellschaften, eine Entzauberung der Welt, wie Max Weber das nannte, und sie wird sich unweigerlich fortsetzen, so wie in Europa eine Entchristianisierung stattgefunden hat. […]
Die islamistischen Zuckungen sind klassische Begleitelemente der Desorientierung, die jeden Umbruch kennzeichnet. Aber nach dem historischen Gesetz, nach dem Bildungsfortschritt und Geburtenrückgang eine zunehmende Rationalisierung und Säkularisierung anzeigen, ist der Islamismus eine zeitweilige Abwehrreaktion auf den Schock der Modernisierung […] Der Grundirrtum besteht darin, die ideologischen oder religiösen Krisen in den islamischen Ländern als Erscheinungen des Rückschritts zu sehen. Es handelt sich im Gegenteil um Krisen einer Modernisierung, die die herrschenden Regime destabilisiert. Dass die Erschütterung der Religion und der Vormarsch des Fun – damentalismus zeitlich zusammenfallen, ist ein geradezu klassisches Phänomen. Zweifel und Eiferertum sind zwei Seiten derselben Entwicklung. Beispiele finden
sich auch in der europäischen Geistesgeschichte.
Zurück zum eigentlichen Thema. Erinnern wir uns kurz an letztes Jahr.
Der einzige Unterschied ist auch hier die aufgehübschte Sperre.
Wenn man seinen Weg wie gewohnt fortsetzen will, landet man mitten im Weihnachtsmarkt.
Spätestens hier ist es also in Richtung Osten definitiv zu Ende. Versuchen wir die Tour in die Gegenrichtung.
Auch hier muss man durch Sperren durch.
Dennoch kommt man erst einmal weiter, aber auch nur, solange kein Hochbetrieb ist.
Und es geht um weitere Sperren drum herum – auf der Höhe des ehemaligen Karstadt-Sport-Gebäudes, wo in die Gegenrichtung unsere Fahrt endete.
Bei der Petri-Kirche fährt man auf Buden zu, wie man es aus dem letzten Jahr kennt.
Mit dem Fahrrad darf man hier weiter.
Es wird nur sehr eng.
Und man muss wieder durch den Engpass durch, bei dem wir die Gegenrichtung begonnen haben.
Als letztes geht es noch um eine mobile Sperre.
Als ich die Fotos machte, folgte dann noch ein nicht abgesicherter Bauzaun.
Ob es dieses Jahr wieder einen Weihnachtsbaumverkauf auf dem Geh- und Radweg am Ostwall gibt?
Das war Anlass für VeloCityRuhr.Net, bei der Stadt nachzufragen, wie es üblich ist vor Berichten. Wir stellten am 01. 12. der Stadt folgende Fragen und frugen am vergangen Freitag nochmal nach, mit der Ankündigung, nun berichten zu wollen aufgrund der zeitlichen Gebundenheit des Themas.
1) 2015 gab es eine Fahrradwache am Rathaus während des Weihnachtsmarktes. Wird es dieses Jahr eine Fahrradwache geben oder wenigstens Wochenend- und Abendöffnungen der Radstation am Bahnhof?
2) In den letzten Jahren gab es immer wieder Kritik an der Nicht-Freihaltung der einzigen Ost-West-Verbindung (Kampstraße) durch die City und die unvollständige Beschilderung der Sperrung. Wieso gibt es dieses Jahr gar keine Schilder, die sich an den Radverkehr richten – es gibt nicht mal eine Sperrung der defacto unbenutzbaren Abschnitte?
3) Dortmund ist nun seit 10 Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW. Hält der Oberbürgermeister, der als damaliger Dezernent die Mitgliedschaft eingeleitet hat, es für eine „fuß- und radverkehrsfreundliche Stadt“ für ausreichend, bei einer 1,5-2-monatigen Sperrung der einzigen Radverbindung in Ost-West-Richtung in der City gar nicht an den Radverkehr zu denken? Hält er es für fußverkehrsfreundlich, wenn Radfahrer*innen unbeabsichtigt oder mangels Alternativen zwischen den Fußgänger*innen auf dem Weihnachtsmarktes landen?
4) Schon länger ist eine Überarbeitung des Walls angekündigt, der im jetzigen Zustand von den wenigsten Radfahrer*innen als Alternative angenommen wird. Wie ist in der Hinsicht der Planungsstand?
5) In den letzten Jahren gab es meines Wissens nach wiederholt Beschwerden darüber, dass auf dem Geh- und Radweg auf der Wallinnenseite Höhe Ostenhellweg ein Weihnachtsbaumverkauf eingerichtet wurde. Gibt es dieses Jahr wieder derartige Pläne?
Das sind keine komplizierten Fragen, die das Stadtplanungsamt (Frage 4) bzw. der Oberbürgermeister (Frage 3) bzw. die Genehmigungsstelle für den Veranstaltungen (Fragen 1, 2 und 5) schnell hätten beantworten können müssen. Das sind keine neuen Themen. Leider liegt uns bis heute keine Antwort der Verwaltung vor, um deren Sicht in den Bericht mit einfließen zu lassen.
In einer Stadt gehört es dazu, dass man sich Räume und Platz mit anderen teilt.
Ich fahre täglich neun Kilometer mit dem Rad zur Arbeit obwohl ich über die Verkehrssituation manchmal echt genervt bin.
Die Weihnachtsmarktsituation, die Weihnachtsbaumverkäufer, die mangelnde Räumung von Radwegen und alle anderen winterbedingten Probleme sind in jedem Jahr gleich und gleich nervig.
Wenn man aber den Blick von den Holzbuden und Sperrpollern etwas abwendet und sich die städtische Fahrrad-Infrastruktur etwas genauer anschauen will, stellt man fest, es gibt gar keine!
Der dargestellte Rad/Fußweg auf dem Ostwall fängt irgendwo an und hört irgendwo auf. man benötigt ihn eigentlich nur, um 100 m Einbahnstraße zu überbrücken. würde man die Einbahnstraße für den Radverkehr freigeben, wäre die Situation für Radfahrer und Fußgänger viel komfortabler. Ich selbst befahre den Radweg an der Brackeler Straße seit 28 Jahren. In dieser Zeit haben die Wurzelaufbrüche den Radweg in einen MTB Trail verwandelt. Die Eröffnung des Amazon Logistik Zentrums haben jetzt auch noch eine Vielzahl von Fußgängern auf den Fuß/Radweg gebracht. Alternativen gibts keine. Der Radweg direkt an der Bahnlinie, parallel zur Brackeler Straße, ist durch Kanalbauarbeiten vor 5 Jahren zerstört und nicht wieder hergerichtet worden ( Stichwort MTB Trail).
Die Hannöversche Straße ist für Radfahrer eigentlich auch unbefahrbar. Schutzstreifen beginnen und enden im Nirwana und sich nachmittags zwischen LKW`s quetschen ist auch nicht wirklich lustig.
Die Liste von „Radwegen“ die völlig sinnfrei geplant und dann noch nicht einmal instand gehalten werden, ist unendlich lang. Aus meiner Sicht ist es müßig darüber zu philosophieren, ob die Verkehrsplaner des städtischen Sicherheitskonzeptes die Radwegeführung vergessen oder ignoriert haben. Der Radverkehr findet in den Köpfen nicht statt und die Leute sind gar nicht in der Lage etwas zu planen oder zu berücksichtigen, was jenseits ihrer Vorstellungskraft ist.
Mir ist eigentlich vollkommen egal, dass ich die City für 4 Wochen nur eingeschränkt über die Kampstraße queren kann, wenn ich mich 52 Wochen im Jahr über holperige Radwege und Dilletantismus bei der Verkehrsplanung ärgere…….
In einem Artikel kann man leider nur einen Teil darstellen.
Stimmt!
Trotzdem, die Überschrift lautete „Radverkehr vergessen“ . Vergessen kann man aber nur das, was man mal gewußt hat.
Wenn man jemanden von der Verkehrsregelung fragt, fehlt nur ein Zusatzschild 220/400 mit der Aufschrift: „Radfahrer absteigen“… ;-))
Naja, letztes Jahren haben sie ja „gewusst“ das da Radverkehr ist. 😉