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Kopenhagen: „Fußgänger müssen warten, warten, warten…“

Ein Gastbeitrag von Stefan Lieb

Städte oder Länder gehen oft nicht mit integrierter Verkehrsplanung vor, auch wenn sie eine Ve­kehrs­art des Umweltverbunds fördern wollen. Wir unterhielten uns mit Hans Erik Hansen von der Kopenhagener Sektion der dänischen Fußgängervereinigung Dansk Fodgænger Forbund über seine Erfahrungen in der Fahrradhauptstadt.

Dieser Beitrag erschien zuerst in Ausgabe 2/2017 der Zeitschrift Mobilogisch. Die Ausgabe kann für 5,00 Euro bestellt werden. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Erlaubnis.

? Jeder kennt Kopenhagen, die Stadt mit dem wohl weltweit größten Fahrradverkehr. Wir fragen uns, ob Fußgänger durch den starken Fahrradverkehr behindert werden.

! Ja, Kopenhagen ist weltberühmt für seinen Fahrradverkehr. Aber der Fahrradverkehr verursacht Behinderungen für Fußgänger und auch für Autofahrer, und diese Nachteile werden nicht besonders gut kommuniziert.

Den Fußgängern wurde wenig Aufmerksamkeit geschenkt als man den Fahrradverkehr vorantrieb. Aber nach einem Treffen im letzten Jahr mit unserer Organisation hat die Bürgermeister für Umwelt und technische Infrastruktur von Kopenhagen beschlossen, den Fußgängern und ihrer Sicherheit mehr Bedeutung beizumessen.

? Ich kann mir vorstellen, dass Fahrradstraßen und Fahrradparkplätze viel Raum im öffentlichen Bereich einnehmen. Manchmal sind Gehwege nicht breit genug. Werden Fußgänger von fahrenden und parkenden Rädern beiseite gedrängt?

! Wir haben viele Probleme mit Fahrrädern auf den Gehwegen und auf Fußgängerüberwegen. Auf den Gehwegen laufen Fußgänger zwischen fahrenden und parkenden Rädern umher – auch in Fußgängerzonen und Fußgängerstraßen. Besonders für ältere Menschen ist das ein Problem und in manchen Gegenden sieht man jetzt schon weniger Fußgänger als früher. Auch elektrische Cityräder sind ein Problem, weil besonders Touristen damit nicht richtig umgehen können und Gehwege und auch Fahrradstraßen unsicher machen.

? Radwege in Kopenhagen sind auf dem selben Höhen-Level wie die Fahrbahnen für Autos durchgezogen. Das bedeutet, sie sind am/ „auf“ dem Gehweg aber auf der selben Höhe wie die Straßen. Es scheint so, als ob Fußgänger über zwei Bordsteine laufen müssen bevor sie zum eigentlichen Bordstein gelangen.

! Ja, der Fußgänger muss erst über die Fahrradwegbordsteine laufen und dann über den am Fahrbahnrand.

? Wie ist es mit den geschützten Radfahrstreifen („protected bike lanes“), die durch Begrenzungen wie Poller oder Schwellen zur Fahrbahnseite geschützt sind. Macht das dem Fußgänger das Überqueren der Straße schwerer?

! Das hat zur Folge, dass der Fußgänger zum nächsten Überweg laufen muss, der dann bis zu 500 m weit weg sein kann.

? Welche Folgen haben Radschnellwege neben oder auf dem Gehweg für das Queren der Straße für Fußgänger?

! Fußgänger müssen warten…warten…warten oder zur nächsten Ampel laufen.

? Es gibt so viele Maßnahmen für sicheres und komfortables Radfahren, welche Maßnahmen plant die Stadt Kopenhagen für das sichere und komfortable Gehen der Fußgänger?

! Bisher nicht sehr viele, aber nach unserem Treffen haben sich drei Prioritäten herausgebildet: 1. öffentlicher Nahverkehr, 2. Fahrräder, 3. Fußgänger. Diese Initiative will dazu beitragen, die Sicherheit und Akzeptanz der Fußgänger in Kopenhagen zu verbessern. Das Hauptproblem ist die ungenügende Kontrolle durch die Polizei, um die Radfahrer zu mehr Rücksichtnahme zu bewegen um Unfälle zu verhindern.

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