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Große Fotowand am Rathaus zeigte Dortmunder Falschparkerproblem

Foto: Max Kumpfer

Viele Dortmunder, die am Donnerstag über den Friedensplatz gingen, wunderten sich über das seltsame Kunstwerk: Über tausend Fotos von falsch geparkten Fahrzeugen schmückten den Eingang zum Rathaus. Passanten blieben stehen und schauten sich die Bilder an, und die Kinder einer Dortmunder Kita erkannten gleich einige Stellen: „Das kenne ich! Das ist direkt vor der Kita!“, hörte man eine Fünfjährige rufen.

Max Kumpfer von Aufbruch Fahrrad Dortmund erklärt: „Wir wollten den Ratsvertretern die Größe des Dortmunder Falschparkerproblems verdeutlichen und sie zum Handeln auffordern.“ Darum habe man gemeinsam mit der Fahrradinitiative VeloCityRuhr dazu aufgerufen, aktuelle Fotos von Falschparkern aus dem Zeitraum ab dem 2. Dezember zu schicken, natürlich mit geschwärzten Kennzeichen. Die Reaktion war überwältigend: „Wir wussten, dass das Problem vielen Dortmundern auf den Nägeln brennt“, so Kumpfer, aber dass in nur neun Tagen in Dortmund über tausend Fotos von Falschparkern entstehen würden, hätte er nicht erwartet.

Foto: Meinhard Cordes

Viele Bürger hätten nicht nur Fotos geschickt, sondern auch anschaulich beschrieben, welche Probleme durch das massenhafte Falschparken in Dortmund entständen: Da war die Rede von Falschparkern, die auf der Grünfläche Plauener Straße Rasen und Bäume schädigten, oder von der Angst, dass die Feuerwehr im Brandfall nicht in die Arneckestraße kommt. Es gab Berichte über das Ausweichen auf die stark befahrene Fahrbahn der Hohen Straße wegen Falschparkern auf dem Radfahrstreifen, und von den Fahrzeugen, die regelmäßig in den Einmündungen der Kuhlmannstraße stehen, wo sie der kleinen Tochter die Sicht nähmen. Jemand schrieb, dass man als Anwohner von Kontrollen praktisch nichts bemerke, ein anderer berichtete von frustrierenden Gesprächen mit dem Ordnungsamt, in denen immer wieder die Worte „im Rahmen der personellen Kapazitäten“ fielen. Und eine Mutter schrieb, dass die Tochter wegen der Falschparker morgens nicht allein zur Schule laufen darf und mittags einen Umweg gehen soll.

„Wenn Kinder nicht allein zur Schule gehen dürfen, weil die Stadt das Falschparkerproblem einfach nicht in den Griff bekommt, dann läuft etwas schief in Dortmund“, meint Lukas Michel von Aufbruch Fahrrad. Darum sei man auch sehr enttäuscht, dass der Rat am Donnerstag keine einzige zusätzliche Stelle für die Verkehrsüberwachung geschaffen habe, obwohl vier Bezirksvertretungen das dringend empfohlen hatten. Offenbar seien die Bezirksvertretungen viel näher dran an den Problemen der Menschen als der Rat. Einige Ratsvertreter wollten zunächst die Besetzung der kürzlich neu geschaffenen zwölf Stellen abwarten. Dabei sei offensichtlich, dass diese Stellen nicht ausreichen werden. Schließlich bedeuten zwölf zusätzliche Stellen nur eine weitere Stelle je Stadtbezirk. Dortmund habe dann etwa 40 Stellen in der Verkehrsüberwachung, Düsseldorf 163 und Köln 277.

„Aber nicht nur Bürger haben sich bei uns gemeldet“, berichtet Peter Fricke von VeloCityRuhr und Aufbruch Fahrrad. Auch mehrere Vereine und Initiativen hätten Ihre Unterstützung angeboten. Man denke nun darüber nach, ein Bündnis zu schließen, um die Stadt bei der Lösung des Dortmunder Falschparkerproblems zu unterstützen. Man könne Lösungsvorschläge entwickeln, aber der Stadt auch mit regelmäßigen Erinnerungen dabei helfen, das Problem nicht länger zu verdrängen. Organisationen, die sich beteiligen möchten, seien herzlich eingeladen, sich zu melden.

Foto: Max Kumpfer

Peter Fricke

Peter aus Dortmund schreibt mit der Absicht, auch von jenseits der Stadtgrenzen zu berichten. Interessiert sich für Infrastruktur und die Frage, wie man des Rad als Verkehrsmittel für die große Mehrheit attraktiv machen kann. Ist leider nicht in der Lage, mit Falschparkern auf Radverkehrsanlagen gelassen umzugehen. Per E-Mail erreichbar unter peter.fricke, dann folgt das übliche Zeichen für E-Mails, und dann velocityruhr.net.

7 Gedanken zu „Große Fotowand am Rathaus zeigte Dortmunder Falschparkerproblem

  • Ruhrnachrichten zur Fotowand: https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/radfahr-initiative-stellt-falschparker-am-rathaus-an-den-pranger-1481523.html

    Auch vom Klimabündnis kommt Unterstützung:
    https://www.lokalkompass.de/dortmund-city/c-politik/mehr-kontrollen-von-falschparkern-gefordert_a1268034

    Wenn Eure Organisation Interesse an so einem Bündnis hat, meldet Euch bitte unter MehrPlatzFuerMenschen@velocityruhr.net. Wenn Ihr die Idee richtig findet, aber keine Ressourcen für noch ein Projekt habt, könnt Ihr uns auch sehr gern als passives Mitglied unterstützen!

    Wir sammeln weiter Fotos von Falschparkern in Dortmund. Wenn Ihr mithelfen wollt, könnt Ihr gern weitere Fotos an sauber.parken@gmail.com schicken. Bitte beachtet dabei Folgendes:

    Bitte nur Fotos aus Dortmund

    Wenn möglich, bitte Kennzeichen schwärzen und Gesichter unkenntlich machen

    Bisher haben wir nur Fotos ab dem 2. Dezember gesammelt. Ab sofort ist der Zeitraum egal, Ihr könnt also auch ältere Fotos schicken.

    Antwort
  • Norbert Paul

    Eine eindrücklich Aktion, die vor allem zeigt, dass das Thema nicht nur eine kleine verkehrspolitische Szene interessiert und ein Thema ist, bei dem hoher Handlungsdruck herrscht. Noch diese Woche habe ich von höherer Stelle der Stadt erklärt bekommen, es wäre – so ich die Argumentation verstanden habe – undemokratisch von mir, wenn ich vertrete, dass es nicht sachgerecht ist, alle über 1,50 Meter Gehwegbreite hinausgehende Flächen nicht für Gehwegparken freizugeben. Wenn man dann die nötigen Abstandsflächen und Flächen für Verkehrszeichen etc. abzieht, bleibt gerade einmal ein Meter Gehbahnbreite.

    Die 1. Preisfrage ist nun: Wie ist es auf einem Meter Gehbahnbreite im Zweirichtungsverkehr mit der Leichtigkeit des Fußverkehrs? Und wie verträgt sich der inzwischen auf allen Gehwegen zugelassene (Kinderbegleit)Radverkehr in beide Richtungen, der angesichts der vom Kopenhagen Westfalens angestrebten massiven Zunahme des Radverkehrs noch zunehmen wird, mit dem Fußverkehr in beide Richtungen auf 1 Meter Gehbahnbreite? Vom von der Fahrbahn verdrängten Radverkehr ganz zu schweigen.

    Die 2. Preisfrage ist: Wie können Mitmenschen, die Assistenz brauchen, auf 1 m voran kommen? Viele ältere Menschen brauchen z. B. jemand der sie stützt. Auch kleine Kinder brauchen jemand, an dessen Hand sie gehen können. Dafür ist 1 m schlicht zu wenig.

    Andere Städte weiten den KOD aus:
    https://rp-online.de/nrw/staedte/remscheid/remscheid-ordnungsdienst-arbeitet-bald-laenger_aid-39824663
    https://www.dumeklemmer-ratingen.de/die-stadt/wir-wollen-die-buerger-nicht-abzocken_aid-36045013

    Antwort
  • Heute in den Ruhrnachrichten, Titelseite:
    Radler verursachen mehr Unfälle

    Klar, Radfahrer teilen sich die Wege mit Autos, Fußgängern, Hundeleinen… Wer Fahrrad statt Auto fährt, möchte zügig vorankommen. Auf Dortmunds „Radwegen“ kaum möglich.

    Antwort
  • Liebes Velocity-Team,
    ich würde ein paar dieserFotos sehr gerne für meinen Blog verwenden, da ich bei uns in Düren auch gerne eine ähnliche Aktion initiieren würde. st das OK und welchen Lizenzhinweis darf ich geben? 🙂
    VG und gute Fahrt!

    Antwort
    • Hallo Elmar,

      ja, kannst Du gerne verwenden. Als Verwendungsnachweis bitte „Aufbruch Fahrrad Dortmund“, da kommt in Dortmund der Wumms für solche Aktionen her.

      Grüße
      Peter

      Antwort

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