Der Nutzen von Cargobikes in der Coronakrise #CargobikesagainstCorona
Die Krise als Chance, oft beschwört und doch gilt es dabei, diese Möglichkeiten zu einem Wandel mit Inhalten zu füllen. In Essen ergibt sich durch die Kooperation der „Freien Lastenräder“ des Essener ADFC mit der Evangelischen Kirche eine solche Möglichkeit, um Lastenfahrräder in der Krise sichtbar zu machen. Mitten im autofreundlichen Ruhrgebiet (Die Stadt Essen hat peinliche 7-8% Radverkehr im Modal Split) wurde diese Möglichkeit für Mobilität aufgegriffen.
Die Evangelische Kirche hat die ehrenamtliche Koordination übernommen, um HelferInnen und die Menschen zusammenzubringen, die Hilfe benötigen. Dazu kommt die Koordinatorin der Essener Lastenräder, die ehrenamtliche Fahrer und andere Transportradbesitzer zusammenbringt und Einkaufstouren organisiert.
Das Essener Lastenrad wurde 2017 als Projekt der Europäischen Grünen Hauptstadt und mit Hilfe der nationalen Klimaschutzinitiative gegründet. In Deutschland gibt es mit dem „Forum freie Lastenräder“ eine soziale Bewegung, die Transporträder ehrenamtlich an Interessierte verleiht. Dahinter steht die Idee, dass man vor Ort die Mobilität verändern kann, wenn das Angebot möglichst barrierefrei besteht.
Für die Organisation und Ausleihe der Räder (oder jedem anderen Gegenstand) steht die offene Software Commons Booking (Download auf Github), Version 2 erscheint demnächst) als WordPressplugin Menschen und Initiativen weltweit kostenfrei zum Download zur Verfügung. Im deutschsprachigen Raum sind mehr als 120 Initiativen aktiv.
Auch in Essen startet 2016 eine Initiative von Menschen, die die Vorteile und den Spaß dieser alten Idee von Lastenfahrrädern mit neuen Möglichkeiten kombinierte.
In den vergangenen Wochen wurde so mehrfach kleine und große Einkaufsfahrten für den guten Zweck unternommen. Ein erster großer „Kunde“ ist ein Seniorenheim, dass die Dienste gerne für seine Bewohner gerne in Anspruch nimmt.
Für die Fahrer ist es einerseits die Möglichkeit selbst aktiv Hilfe zu leisten und die große Herausforderung, mit mehreren Einkaufszetteln gleichzeitig einzukaufen. Und natürlich eine Möglichkeit draußen etwas Sport zu machen, eine schöne Runde mit Rad zu fahren und dabei etwas Nützliches zu machen. Viele der sonst üblichen privaten Freizeit- und Alltagsziele mit dem Fahrrad (Sportvereine, Fitnessstudio, Termine mit Freunden oder Besorgungen) oder auch Arbeitswege entfallen ja zur Zeit.
Als spannender Nebeneffekt sind die Transporträder, die hier in der Stadt immer noch etwas besonderes sind, auf den leeren Hauptstraßen sichtbar und das Thema und die Einsatzmöglichkeiten erreichen neue Zielgruppen: Unschlagbar schnell auf den innerstädtischen Strecken, eine Tageshighlight für die versorgten Menschen und auch Gesprächsstoff am Telefon oder mit den verbliebenen sozialen Kontakten.
Somit profitieren neben den versorgten Risikogruppen sowohl die Fahrer, die Initiativen und auch alle anderen Bewohner der Stadt von dem Einsatz von Lastenfahrrädern. Gleichzeitig ist es eine Technikvorführung für den intelligenten Einsatz in der urbanen Alltagslogistik.
Lastenfahrräder können in der Coronakrise ein nützlicher Baustein für die Mobilität sein, da sie schnell, umweltfreundlich und leise sind. Dinge die in den Metropolen der Welt dringend im Alltag benötigt werden und auf die plötzlich durch den zurückgegangenen Autoverkehr nicht mehr so stark verzichtet werden müssen. Dies ist etwas, dass Kopenhagen schon länger erkannt hat und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass das hier am häufigsten genutzte Rad ein Modell aus Kopenhagen ist. Besonderer Dank geht dabei an den lokalen Radhändler von Punta Velo, die mit Leihrädern die Aktion ebenfalls unterstützen.
Mittlerweile sind entsprechende Kurierfahrten weltweit unter #cargobikesagainstcorona zu finden.