Radkultur

Einfach bei sich selbst anfangen…

So, es hat mich dann jetzt mal auch erwischt. Ich bin als Stadtradelstar in Essen angefragt worden. Das was ich sonst sowieso das ganze Jahr mache, sprich Fahrradfahren, dokumentiere ich jetzt mal wieder für drei Wochen, um mich selber darüber zu wundern wie viel Kilometer ich denn so zurücklege. Eigentlich fahre ich ja für Fahrrad, weil ich zu faul zum laufen bin und Auto fahren kein Spaß macht. Man muss ja auch erst mal die Zeit haben, sich tagtäglich im Stau anzustellen. Da ich jeden Tag nach Düsseldorf pendel und das mit dem Auto sowieso nicht sinnvoll möglich ist, liegt Radfahren in der Stadt einfach auf der Hand.

Die Aktion Stadtradeln hat sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. Gleichzeitig mobilisiert sie Menschen das Fahrrad zu benutzen, die Radfahren in der Stadt sonst als Mutprobe ansehen, weil sie von der heutigen Politik praktisch im Alltag alleine gelassen werden.

Schaut man sich die aktuellen Ergebnisse des ADFC Klimatest an, dann kann man es nur zu gut verstehen. Mehrere 1000 Radfahrer sind im Ruhrgebiet jetzt also wieder unterwegs, die trotz der Politik versuchen die Stadt durch ihr Handeln ein wenig besser zu machen. Die Menschen fahren trotz der Politik mit dem Rad, und nicht weil die Politik und die Verwaltung so eine gute Arbeit machen.

Wir müssen uns nichts vormachen, in der Autonation Deutschland, insbesondere in den Ruhrgebietsstädten, sind Parkplätze wichtiger als Menschenleben. Das ist traurig, bizarr und einfach peinlich, das hier Unfallzahlen hingenommen werden, die drei-,vier-, oder fünfmal so hoch sind, wie in vielen niederländischen Städten. Es ist einfacher Parkplätze zu erhalten, als Menschen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder dem Fahrrad eine barrierefreien Zugang zu ermöglichen.

Engagiert man sich für den Radverkehr muss man die ein oder andere Beschimpfung einstecken. In der Zeit gab es nämlich an Artikel zum Thema Gutmensch. Die Bezeichnung habe ich mir auch schon eingefallen lassen müssen, und alles was einem bleibt sie als Lob zu verstehen, nicht zuletzt weil weil eine eine barrierearme Stadt für ALLE Bewohner lebenswerter ist, als die aktuelle für viele gefährliche und tödliche autogerechte Stadt.

Und trotzdem sehe ich mein Engagement als Stadt radeln Star als ein Zeichen, andere fürs Rad zu motivieren. Radfahren ist statistisch nicht gefährlich, auch wenn Medien und Polizei das in ihren Aussagen oft suggerieren.

Umso bitterer ist es, dass die Politik im Moment nicht mal die Leute in ihrem Handeln überzeugen kann, die sowieso schon das Fahrrad im Alltag benutzen. Wie will man dann die Leute gewinnen, die sich heute nicht trauen?

Jeder Radfahrer draußen ist doch ein Beitrag für eine gesündere Luft und gegen das befürchtete Diesel verbot. Das würde mich auch selber betreffen, da ich gelegentlich auch Dieselfahrzeuge nutze, um Diensttermine wahrzunehmen. In vielen Städten ist es aber weiterhin so, dass das am wenigsten Wichtige der hat Alltagsradverkehr ist. Jüngstes Beispiel ist der politisch gewollte Unsinn in Essen, wo der Radschnellweg Ruhr irrparabel beschädigt wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis engagierte Unternehmer darauf reagieren werden, die den Radschnellweg längst als Standortqualität erkannt haben.

Wir sehen uns auf der Straße. Gute Fahrt.

Simon Knur

Planer, Falt- und Liegeradfahrer aus dem Sauerland, wegen der Liebe und dem Job im Ruhrgebiet. Seit 2012 bei VCR und beruflich unterwegs zu den Themen Infrastruktur, Abwasser, Klimaschutz und Klimaanpassung. Blogge mit dem lokalen Schwerpunkt Essen, Radschnellweg und Radkultur.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert