Hagen soll fahrradfreundlich werden
Bei der letzten Sitzung des Jahres 2016 des Stadtrates steht ein Antrag von der Koalition aus CDU, Bündnis 90 / Die Grünen, Hagen Aktiv und der FDP mit dem Titel „Verbesserung des Radverkehrs in Hagen.“ auf der Tagesordnung.
Darin heißt es: „Der Rat der Stadt erkennt die wachsende Bedeutung des Radverkehrs in Hagen an und strebt an, diesen zu stärken und zu fördern. Radverkehrsförderung soll dabei nicht nur auf Freizeitverkehre beschränkt sein.“
Weiterhin wird die Stadt beauftragt, die Kriterien für eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW zu erfüllen. Im Antrag hat man jedoch bereits die Fußgänger vergessen und die Arbeitsgemeinschaft als „Arbeitskreis fahrradfreundlicher Städte“ tituliert.
Weitere Positionen im Antrag sind die Berücksichtigung des Radverkehrs bei Planungsvorhaben mit verkehrlicher Bedeutung, sowie eine Prüfung, welche Förderungen es beim Ausbau des Radwegenetzes gibt.
Die Verwaltung soll auch prüfen an welchen Schulen, Sportstätten und öffentlichen Gebäuden sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen, und soll Vorschläge machen, wie solche Abstellmöglichkeiten geschaffen werden können. Zuletzt geht es noch um stillgelegte Bahnstrecken: „Die Verwaltung prüft, welche stillgelegten Bahntrassen bzw. Gleistrassen sich für eine Umwandlung in Radwege eignen. Sie tritt mit der Bahn in Gespräche hierüber ein. Der örtliche ADFC hatte bereits seit langem, den Trassen-Abschnitt der ehem. Rheinischen Bahn zwischen Wehringhausen und Haspe als angenehme Alternative zur stark belasteten L700 (früher B7) vorgeschlagen. In die politischen Gremien hatte es das Thema jedoch bisher nicht geschafft.
Der Antrag scheint mit heißer Nadel gestrickt zu sein, aber es ist doch mal etwas Positives, nachdem Hagen beim letzten ADFC-Ranking auf dem letzten Platz landete. Jetzt will man versuchen mit kleinen Schritten aus dem Tal der Fahrradunfreundlichkeit heraus zu klettern. Wichtig ist allerdings, dass im Anschluss auch konkrete Projekte von Seiten der Politik und Verwaltung in Angriff genommen werden. Schließlich gab es in der Vergangenheit bereits Absichtserklärungen, z.B. im Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2007. Damals hat sich allerding nach Verabschiedung des Konzeptes im Rat niemand mehr dafür interessiert oder auch nur mal nachgehakt.
Auf die Radfahrer und Radfahrerinnen in der Stadt kann aber auch Ungemach zukommen. Es gibt Grund für die Annahme, dass für die Erreichung der AGFS-Mitgliedschaft noch weitere Schutzstreifen in Mindestbreite markiert werden. Schon heute kann man diese Streifen überwiegend als Gefährdungsstreifen bezeichnen, da sie als Orientierungslinien für Autofahrer ein Nahüberholen ohne ausreichenden Seitenabstand provozieren. Ebenso liegen einige Schutzstreifen im Aufklappbereich der Türen von parkenden Autos und stellen so eine hohe Gefahr für die radelnden Benutzer dar.
Trotz dieser Absichtserklärung muss es sich zeigen, ob es in eine positive oder eher negative Richtung in Sachen Radverkehr in Hagen geht.
In einer Stadt nördlich von HA ist ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen zu dem Thema undenkbar. Es geht also noch schlechter …
Hagen. Da muss ich immer an die Missfits denken und das – für mich – legendäre Programm „Frauen und Kinder zuerst“.
„Hagen? Ist das sein Name?“ – „Nä. Das ist das Erbe von sein Vatta.“ – „Ach, dann ist der wohl gestorben?“ – „Für mich jedenfalls!“ 😀
In Hagen möchte ich als Radfahrer unr höchst ungern leben müssen. Viel Verkehr, viele Steigungen, viele schlecht ausgebaute Straßen an Steigungen über die viel Verkehr läuft. Und viel „Multi-Kulti“ mit allem was das so mit sich bringt.
Und dann ist da die Bahn und das Wasser. Beides zerschneidet die wenigen Bereiche die mal nicht hügelig sind und es gibt nur sehr wenige Möglichkeiten der Querung und deswegen muss man zwangsläufig entweder oben entlang oder unten durch das Gewühl. Macht keinen Spaß und kostet jedesmal auch Nerven, denn es ist in der Mehrzahl der Fälle wenn ich dort durch fuhr, zu engen und unschönen Begegnungen mit Kfz gekommen.
Was ich mir für Hagen aber vorstellen könnte, wäre diese Art Fahrrad“seilbahn“ auf gut frequentierten bergauf Strecken, wie es die Norweger in Trondheim gebastelt haben. Muss ich mal den Link finden… Und da ist er auch schon! https://www.youtube.com/watch?v=406gjbVA6K8
Sowas wäre nicht nur ein Hingucker, sondern könnte, wenn es gescheit gemacht und begleitet wird, einen echten Gewinn dartellen.
Ganz so schlimm ist das in Hagen mit dem Radfahren auch wieder nicht. Wenn man sich auskennt lassen sich oftmals ruhige Nebenstrecken finden. Die hügelige Topografie hat durchaus auch gute Seiten. Hagen dürfte die waldreichste Großstadt im RVR sein. Von fast jeder Wohnung ist man in ca. 10 Min im Wald und kann dort wunderbar MTB fahren, laufen oder wandern.
Schlecht gebaute Straßen mit viel Verkehr gibt es in anderen Städten ebenso, vielleicht ist es hier sogar noch etwas entspannter.
Was hat Multi-Kulti mit dem Thema zu tun? Das gibt es doch im ganzen Ruhrgbiet und ist auch kein spezielles Hagener Thema.
Den Trondheimer Fahrradlift kenne ich schon lange und habe früher darüber als Lösung nachgedacht. Der ist jedoch sehr langsam und bekommt man da nicht Krämpfe im Bein? Zur Zeit boomt ja der Pedelec-Verkauf und damit finde ich das eine gute Lösung für Leute, die mit einem Fahrrad nicht auf die Berge kommen (wollen).
Bahn und Wasser zerschneiden nicht nur die Stadt, sie bieten auch ebene Strecken an. So gibt es eine ganze Reihe von Wegen und Trampelpfaden entlang der Flüsse und Bahnlinien, die man zu guten Radwegen ausbauen könnte. Das ist aber nicht so einfach, da man Grund erwerben müsste und billig wird´s auch nicht.
Weil man sehr viel investieren muss (Zeit, um Wege zu suchen), wird kaum jemand anfangen Rad zu fahren in Hagen – vor allem nicht im Alltag. Das Problem gibt es auch in Wuppertal. Auch da muss man Wege finden, die schnell länger und steigungsreicher sind, als die Strecken auf den Hauptstraßen in der Talachse.
Wenn ich den im Hagener Exil lebenden Teil der Familie besuche, kann ich eine halbwegs brauchbare Strecke fahren, die ich aber ohne Hilfe nie gefunden hätte und die Wege entlang der Ennepe sind in katastrophalem Zustand und Nachts würde ich da wohl nicht langfahren.
Hagen ist sehr auf sich konzentriert, deshalb legt man dort wohl auch viel Wert darauf, dass man in der Verwaltung nur deutsch spricht, obwohl es doch sicherlich viele Mitarbeiter*innen gibt, die andere sprachen können:
Das habe ich noch auf keiner anderen Stadtwebseite so gelesen.
Der zweite Satz hat Unterhaltungswert, wenn man ihn aufmerksam liest. Ist halt so ne Sache, mit dieser Amtssprache… 😉
😉 Hast du eigentlich von der Stadt eine Antwort erhalten?
Nein und heute habe ich in der Pressestelle auch telefonisch keinen erreicht, falls es darum ging.
Diese elenden Gefährdungsstreifen müssen aus der ERA raus (bzw. dieselben Mindestmaße wie Radfahrstreifen bekommen). Sonst bekommt man genau das, was du für Hagen befürchtest und man in Dortmund überall sehen kann: Politik und Verwaltung wollen irgendwie fahrradfreundlich aussehen, aber kein Geld ausgeben und vor allem dem fließenden und ruhen Kfz-Verkehr nicht wehtun und dann bekommt man eben schmale „Schutz“streifen neben Längsparkern, die völlig unbenutzbar sind. Ob Mindest- oder Regelmaß ist dabei egal, beides ist unbenutzbar.
Bei 100% aller Schutzstreifen neben Längsparkern in Dortmund, die ich kenne, wäre das ersatzlose Entfernen bereits eine Verbesserung für den Radverkehr.
Volle Zustimmung!
Stell doch mal einen Antrag nach GO NRW, zur Förderung des Radverkehrs diese alle zu entfernen und erwähne dabei, dass man nie Stadtvertreter dort Radfahren sieht … 😉 Man sollte dann klar fragen, woher die Annahme käme, dass das was bringt. Da müssen sie dann mal über die Antwort nachdenken und werden keine Belege finden. Nur wird dann in der Ortspolitik sich keiner trauen, zu sagen, dass die Stellungnahme zu dürftig ist, sich einfach auf die ERA zu berufen (an die sich die Verwaltung ja auch nur lose hält).
Ergänzung:
In der gestrigen Ratssitzung wurde dem Antrag einstimmig zugestimmt. Es gab aber auch kritische Stimmen: So wurde der Antrag als „Showantrag der Allianz für eine Selbstverständlichkeit“ bezeichnet. Ein Ratsherr der Grünen sprach dagegen von einem „Paradigmenwechsel für die Hagener Planungspolitik“. Beide Positionen sind wohl übertrieben und entspringen eher dem politischen Gezänk. Der Antrag ist gerade kein Paradigmenwechsel, enthält aber konkrete Aufgaben an die Verwaltung.