Elektrische Lastenräder im Praxistest
Ein Gastbeitrag von Lena Reil
Sie sind 2,50 Meter lang, ihre Reichweite beträgt 100 Kilometer und in ihre Transportboxen passt so viel wie in den Kofferraum eines Kleinwagens: Zwei elektrische Lastenräder transportieren ab sofort Ersatzteile am Dortmunder Flughafen und Lebensmittel in Mülheim an der Ruhr. Die sogenannten „cargoSurfer“ sind im Rahmen eines Forschungsprojekts an der TU Dortmund entstanden und wurden am 13. April an die Praxispartner übergeben. Ihr Einsatz wird jetzt ein halbes Jahr lang erprobt.
Die Lastenräder sollen den Güterverkehr effektiver, umweltfreundlicher und vor allem stadtverträglich machen. Sie sind in einem Verbundprojekt entstanden, das die moderne Fabrik mitten in der Stadt erforscht. Das Projekt „Urban Factory“ untersucht, wie die Fabrik sich in ihr urbanes Umfeld einfügt und wie auch Anwohnerinnen und Anwohner davon profitieren. Dafür nehmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Transportlogistik (ITL) der TU Dortmund den Güter- und Personenverkehr unter die Lupe. Die cargoSurfer hat das ITL gemeinsam mit der F&A-Manufaktur – einem Start-up für Fahrraddesign aus Dortmund – entwickelt. Die Praxispartner im Projekt sind der Dortmund Airport 21 und die PIA-Stiftung in Mülheim an der Ruhr mit ihrem „Shop&Go Heimlieferservice“.
Der Einsatz der Lastenräder im urbanen Kontext wird vom ITL jetzt ein halbes Jahr lang wissenschaftlich begleitet. Das Projektteam um Prof. Uwe Clausen untersucht zum Beispiel die technische Zuverlässigkeit der Räder, die Leistung und Qualität des Transports, den tatsächlichen Stromverbrauch, aber auch die Akzeptanz bei Beschäftigten sowie Kundinnen und Kunden. „Die Logistik ist ein wichtiges verbindendes Element zwischen Produktionsstandort und Quartier. Umweltfreundliche Anwendungen wie unsere Lastenräder sollen in Zukunft einen Teil der Transporte übernehmen. Dieses Potenzial erforschen wir mit den cargoSurfern“, sagt Prof. Clausen.
Bei der Entwicklung der Lastenräder haben die Beteiligten darauf geachtet, dass sie für zwei völlig unterschiedliche Anwendungen gut gerüstet sind. Beide Räder haben mit zwei Akkus im realen Betrieb eine Reichweite von mindestens 100 Kilometern. Der tiefe Schwerpunkt und die mittige Positionierung der Last, die bis zu 200 Kilo insgesamt betragen kann, sorgen für gute Fahreigenschaften. Der Motor mit Anfahrhilfe erleichtert das Fahren. „Der Einsatz lohnt sich nur, wenn Lastenräder auf die individuellen Bedarfe der Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten sind“, betont Fabian Kortwittenborg, Geschäftsführer der F&A-Manufaktur. Das junge Unternehmen aus Dortmund hat gemeinsam mit dem ITL die anwendungsspezifische Konstruktion und den Bau der Räder übernommen.
Der cargoSurfer für den Flughafen wurde mit einer Warnleuchte für den Einsatz auf dem Außengelände ausgestattet. In einer großen offenen Box können Ersatzteile, Postsendungen oder Büromaterial transportiert werden. „Wir versprechen uns von dem Projekt neue Erkenntnisse, wie wir unseren innerbetrieblichen Transport effizient und nachhaltig gestalten können“, sagt Udo Mager, Geschäftsführer des Dortmund Airport 21.
Der „Shop&Go Heimlieferservice“ der PIA-Stiftung transportiert in einer wasserdichten und abschließbaren Box aus Aluminium Einkäufe und Lebensmittel. „Mit dem Einsatz des cargoSurfers im Lieferdienst können wir nachhaltige und CO2-neutrale Mobilität im Stadtverkehr erproben und herausfinden, in welchen Situationen man vom PKW aufs Rad umsatteln kann“, sagt Frank Schellberg, Vorstand der PIA-Stiftung für integrierte Stadtentwicklung.
Das Verbundprojekt „Urban Factory“ hat das Ziel, Methoden und Technologien zu entwickeln, mit denen die Gestaltung einer modernen, im städtischen Raum angesiedelten Fabrik möglich ist. Diese Fabrik soll sich optimal in ihr Umfeld einfügen und einen Mehrwert für Anwohnerinnen und Anwohner bieten, etwa in Form von Strom, der für die Nachbarschaft erzeugt wird. Gefördert wird das Projekt bis 2018 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Förderprogramms „EnEff:Stadt“. Die wissenschaftliche Basis bilden die TU Braunschweig, TU Dortmund und Universität Duisburg-Essen. Neben den Forschungspartnern sind auch Wirtschaftsunternehmen und kommunale Interessensverbände beteiligt.
Den Beitrag haben wir auf der Webseite der TU Dortmund entdeckt. Wie veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Erlaubnis der TU Dortmund.