DortmundVerkehrspolitik

Dortmund enttäuscht dich: Diesmal mit dem Ausbau des ÖPNV-Nachtangebotes

Das Stadtbahnangebot soll mit Ausnahme der Linie U 47 um eine Stunde verlängert werden und damit einen Teil des NE-Angebotes überflüssig machen, hieß es von Stadt und DSW 21. Die Analyse zeigt, was sich hinter „DoNight“ tatsächlich verbirgt.

Im Juni wurde der Politik in Ratsvorlage 35017-24 eine Verbesserung des nächtlichen ÖPNV-Angebots in Dortmund angekündigt.

Zum Fahrplanwechsel am 21. August 2024 soll dazu der Betrieb der  Stadtbahn auf den wichtigsten Routen täglich zwischen etwa 0 und 1 Uhr ausgeweitet (abschnittsweise im 15- bzw. 30-Minuten-Takt) werden und bisher in diesem Zeitraum stattfindende NachtExpress-Busfahrten in den parallel geführten Abschnitten  ersetzen. An den Wochenenden setzt ab ca. 1 Uhr die Bedienung des NachtExpress-Netzes wie gewohnt mit den NachtExpress-Buslinien ab dem Knotenpunkt Reinoldikirche ein.

Ich hatte das so verstanden, wie es DSW 21 auch in der Pressemittelung kommunizieren.

Mit dem Start der ersten Stufe des neuen Nachtnetzes »DOnight« zum Fahrplanwechsel am 21. August fahren die meisten Stadtbahnen Tag für Tag rund eine Stunde länger. […] Der Betrieb der Stadtbahn auf den Linien U41, U42, U43, U44, U45 und U46 wird täglich um rund eine Stunde ausgeweitet, so dass die Bahnen statt bis etwa Mitternacht künftig bis etwa 1 Uhr unterwegs sind.

Rund eine Stunde länger wären für mich 65 oder 70 Minuten. Aber stimmt das wirklich? Ein paar Stichproben ((rot: entfällt, grün: neu).

Die Angaben gelten soweit nicht extra vermerkt für alle Tage. Grundlage sind die bisherigen Fahrplan-PDF sowie die neuen aus der Änderungsnachricht.

U41 Lünen – Hörde

Brambauer 23:50 00:15 00:20 00:30 00:45
Grävingholz 00:02 00.17 00:34 00:32 00:47 00:42 00:57
Fredenbaum 00:09 00:24 00:34 00:39 00:41 00:54 00:49 01:04
Stadthaus 00:19 00:34 00:44 00:49 00:51 00:04 00:59 01:14
Clarenberg 00:27 00:42 00:57 01:12

Ab Brambauer wird der Abstand von 25 Min. + 15 Min zu 30 Min + 25 Min, sodass länger ein Angebot besteht ohne Mehrleistung. Die Taktsystematik wird besser eingehalten, indem man mit Ausnahme des letzten Kurses nicht die Wendezeit vor dem Einrücken verkürzt. Für einen sicheren Übergang zum NE-Knoten um 01:15 ab Reinoldikirche taugt die Vorverlagerung nicht. Bei NE, die über den HBf fahren, mag der Übergang klappen, wenn man die Laufwege kennt.

In Eving zwischen Grävingholz und Fredenbaum gibt es zwei zusätzliche Spätverbindungen und damit nach Mitternacht statt 3 nun 5 Verbindungen und bis auf die letzte Verbindung nun eine 15 Min-Takt bis zum Betriebsschluss.

Dem Wesen von Umläufen entsprechend, spiegeln sich die Änderungen in der Gegenrichtung wieder. Von Stadthaus nach Clarenberg gibt es zwei zusätzliche Verbindungen im 15 Min-Takt.

Clarenberg 23:33 23.48 00:03 00:18 00:33 00:48 01:03 01:18
Hauptbahnhof 23:45 00:00 00:15 00:30 00:45 01:00 1:10* 01:15 01:30
Fredenbaum 23:51 00:06 00:21 00:36
Grävingholz 23:57 00:12 00:27 00:42
Brambauer 00:09 00:24 00:39

* nur Sa. + So., Stadthaus ab 01:06, Hauptbahnhof an 01:10, Sa. weiter bis Lepoldstraße an 01:11.

Man kommt eine halbe Stunde länger im 15-Minuten-Takt aus Hörde weg und nach Grävingholz, und 15 Minuten später als bisher nach Brambauer. Während sich für die Nordstadt in Gegenrichtung nicht die Fahrtenanzahl verändert, aber die Bediendauer, gibt es in die Gegenrichtung keine Verbesserungen.

In der Ratsvorlage schrieb die Stadt, dass es auf der U41 „zusätzliche tägliche Spätfahrten zwischen 0 und 1 Uhr aus der Stadtmitte in Richtung LÜN-Brambauer sowie DO-Hörde“ geben werde. Ich sehe zwei zusätzliche Kurse nach 00:45 nach und von Hörde, eine bessere Anbindung von Eving durch zwei verlängerte Kurse und damit zusammenhängende Verschiebung von Fahrten.

Im Gegenzug entfällt beim NE6 beim ersten Kurs der Abschnitt zwischen Reinoldikirche (00:45) und Hörde Bf. (an 00:56). In Gegenrichtung wartete der Bus bisher laut Fahrplantabelle am Mo 00:01 h und fuhr um 01:15 wieder zurück, Di-Do fährt er nach 1:01 h um 2:15 wieder zurück. Womöglich ein Fehler in der bisherigen Fahrplantabelle. Im neuen Plan geht es auch Di-Do direkt zurück.

Statt um 00:45 ab Reinoldikirche mit dem direkten Bus muss man nun um 00:49 mit der Bahn ab Stadthaus fahren mit Übergang von der U41 an 00:56 auf Ebene -2 zum NE6  ab 01:00 auf Ebene 0 bei der Haltestelle Hörde Bahnhof. Wenn man auf den Fahrstuhl warten muss, weil man auf den angewiesen ist, wird das schnell knapp. Somit schreibt die Stadt korrekt, dass die bisherige Fahrt des NE6, die um 00:45 Uhr ab Reinoldikirche begann nun neu ab Hörde Bahnhof mit Anschluss von der U41 aus der Stadtmitte fährt. Je nach Fahrtbeziehung ist das von Vor- oder Nachteil.

U 46 Westfalenhalle – Brunnenstraße und zurück

Die letzte Abfahrt ist an der Westfalenhalle bisher täglich um 00:12, 00:19 an. Neu  gibt es zwei weitere Verbindungen im 15 Minuten-Takt.

In die Gegenrichtung ist bisher außer Sonntags die letzte Fahrt um 00:09, 00:16 an. Sonntags fährt die letzte Bahn 15 Minuten eher. Ab Brunnenstraße gibt es eine weiter Fahrt im 15 Minuten-Takt, Sonntags zwei, sodass die letzte Verbindung täglich um 00:24 startet.

Reinoldikirche – Wickede

Wegen der Vergleichbarkeit mit dem NE3 gebe ich für die U43 nicht die Haltestelle In den Börten an, da der NE 3 dort nicht hält, sondern die Haltestelle Brackel Verwaltungsstelle, die eine Minute später erreicht bzw. früher verlassen wird. Ebenso gebe ich nicht die Haltestelle Wickede S als Ende/Start an, die eine Minute später erreicht bzw. früher verlassen als die Haltestelle Dollersweg wird, da der NE3 dort nicht hält.

Die Fahrplanlage der U43 verschiebt sich Reinoldikirche – In den Börten um eine Minute nach hinten Richtung Wickede, in die Gegenrichtung nach vorne. Aus Gründen der Übersichtlichkeit gebe ich nur die neue Fahrplanlage an.

In der neuen Fahrplantabelle fehlt der Sonntag beim NE 3. Ich gehe von einem Versehen aus.

U43 U43 NE3 U43 U43 NE3 U43 NE3
Reinoldikirche 23:52 00:07 00:15 00:22 00:37 00:45 00:52 01:15
Brackel Verwaltungsstelle 00:10 00:26 00:30 00:40 00:56 01:00 01:11 01:30
Dollersweg an 00:24 00:39 00:40 01:09 01:10 01:40
Dollersweg ab 00:36 00:51 00:44 01:15 01:14 01:44
Brackel Verwaltungsstelle 00:50 01:05 00:54 01:19 01:30 01:24 01:54
Reinoldikirche 00:08 01:23 01:10 01:37 01:48 01:40 02:10

Welchen Nutzen mag es haben, die letzte Bahn aus Wickede 5 Minuten vor dem Takt los zu schicken? Man kommt 01:48 an, wenn die NE um 01:45 planmäßig weg sind. Da der NE schneller ist, geht mit dem Umstellung der Anschluss verloren.

Ob der letzte Kurs nach Brackel auf dem Rückweg an den letzten Kurs aus Wickede gehängt wird oder im zeitlichen Umfeld als Dienstwagen fährt?

Wer raus möchte aus der Stadt muss jetzt eher los um in Wickede nicht eher anzukommen als bisher. Einzig wer nach Brackel raus will, kann jetzt 7 Minuten später einen zusätzlichen Kurs nehmen im Vergleich zum bisherigen Bus-Angebot. Damit ist man 19 Minuten eher als mit dem nun ersten NE. Ich könnte mir vorstellen, das dieser Kurs schnell wieder aus dem Fahrplan verschwindet oder der NE eingekürzt wird und der Kurs etwas später fährt.

Ich habe mich schon länger gefragt, warum man die U43 nicht in das NE-Netz einbindet. So wie es jetzt passiert ist, bringt es rein fahrplanmäßig eher Nachteile, wenn man nicht gerade die Direktverbindung von/nach Dortstfeld nutzt – z. B. von/zum Dortmunder U.

Bei der Stadt klingt das so:

Linie U43
Zusätzliche tägliche Spätfahrten zwischen 0 und 1 Uhr aus der Stadtmitte in Richtung Wickede.

Linie NE3
Entfall der Fahrten um 0:15 Uhr und 0:45 Uhr ab Reinoldikirche sowie der entsprechenden Rückfahrten Wickede Dollersweg.
Ersatz: U43

Weder hier noch anderswo in der Vorlage wird dargestellt, welche Konsequenzen die Änderungen wirklich haben.

Busline 440 und U 42

Auf der Webseite schreiben DSW 21, dass ergänzend die Betriebszeit einiger wichtiger Buslinien (416, 427, 440, 445, 447, 448 und 450) angepasst und verlängert werde, um die Anschlüsse an die Stadtbahn sicherzustellen.

Die 440 ist die wichtigste Linie im Dortmunder Süden, sodass diese auch als NE 40 in der Nacht betrieben wird. Letzte durchgehende Verbindung Aplerbeck – Lütgendortmund ist und bleibt 23:17 – 00:09, die Verbindung Aplerbeck – Gablonzstraße 23:47 – 00:13 wird verlängert bis Oespel an 0:26. Sa und So beginnen die Fahrten eine Minute früher und enden eine Minute später. Weiter geht es dann um 00:16 – 1:08 mit dem NE40, täglich dann nochmal 1:16 – 1:40 nach Brünninghausen, die Sa und So weiter nach Lütgendortmund fährt.

Letzte durchgehende Verbindung Lütgendortmund – Aplerbeck bleicht 23:18 – 00:11, letzte Verbindung nach Renninghausen ab Lütgendortmund bleibt 23:48 – 00:16. Danach geht es mit NE 40 weiter 00:19 – 01:12 und nochmal bis Renninghausen 01:19 – 01:45. Auch der Kurs führt Sa und So weiter. Der Kurs aus Oespel fährt nun neu noch bis Renninghausen zurück (00:32 – 00:46).  Das bedeutet: In Eichlinghofen H-Bahn fährt 00:34 der NE40 und um 00:36 der 440 ab. An der Gablonzstraße kommt der NE40 um 00:42 an und wartet 3 Minuten. Währenddessen ist der 440 angekommen und fährt 00:44 ab und erreicht 0:46 Renninghausen. Der NE40 kommt dann eine Minute später an. Da könnte der 440 wenigsten über die Stockumer Straße fahren, um andere Haltestellen abzudecken.

Bisher letzte Ankunft der U42 an Barop Parkhaus war bisher 00:14, der o. g. Bus fährt dann 00:18 ab nach Oespel, in Gegenrichtung um 00:41, nachdem 00:31 die letzte Bahn bisher aus Hombruch kam. Neu kommt ein zusätzlicher Kurs im 15 Minuten-Takt nach Hombruch (ebenso einer nach Grevel). Wenn der um 00:47 Barop Parkhaus ankommt, ist der Bus gerade weg. Es wird aber der NE40 erreicht, der um 00:49 Richtung Lütengendortmund abfährt.

Ein Kurs wird von Städtische Klinken zur Möllerbrücke verlängert (an 00:39), der dann zusätzlich nochmal bis Brügemannplatz fährt (an 00:48), aber den NE-Konten um 00:45  an der Reinoldikirche verpasst, da er erst um 00:47 ankommt. Während die Einrücker aus Hombruch bisher alle bis Brügemannplatz fuhren (an: 23:58, 00:13, 00:28 und 00:48), verändert sich das Angebot dort durch Verkürzung anderer Kurse nicht (an 23:59, 00:14, 00:28 und 00:48 (aus Hombruch neu als Umstiegsbeziehung mit 5 Minuten Übergang auf die neu Fahrt ab Möllerbrücke). Fun-Fact: Abweichend vom sonstigen Fahrplan brauch die neue Fahrt Städtische Kliniken – Stadtgarten 1 Minute, dann Stadtgarten – Reinoldikirche 2 Minuten, sonst ist es umgekehrt.

Bei der Stadt klingt das so:

Linie 440
Ergänzung zweier abendlicher Fahrten zwischen Hombruch und Oespel als Ersatz für die entfallene Fahrt des NE8 und mit Anschluss an die U42.

Linie U42
Zusätzliche tägliche Spätfahrten zwischen 0 und 0:30 Uhr aus der Stadtmitte in Richtung Grevel sowie Hombruch.

Bei „zusätzliche Spätfahrten“ habe ich das „je Richtung“ verstanden, gemeint war, je Richtung eine einzige. Nicht falsch, aber präzise geht anders. Und auch hier keinerlei Erläuterungen zu den Auswirkungen. Welche zusätzlichen Verbindungen entstehen, muss man sich selber heraussuchen.

Kurz noch ein Blick auf den NE 8

Linie NE8
Entfall der über die Vorgaben des NVP hinaus angebotenen Fahrt um 0:15 Uhr ab Reinoldikirche.
Ersatz: U42, 440, 445, 447, 448

Der Kurs entfällt. Somit wird 00:15 ab Reinoldikirche ersetzt durch U 42 00:20 ab. Ankunft nun 00:56 statt 1:39. Soweit die U42 den NE 8 nicht abdeckt, übernehmen andere Linien mit zusätzlichen Fahrten, wie oben bereits bei der 440 beschrieben.

Linie 445
Ergänzung zweier abendlicher Fahrten zwischen An der Palmweide und der Universität / Technologiepark im Anschluss an die  42 anstelle des NE8.

Linie 447
Ergänzung einer abendlichen Fahrt von Hombruch bis An der Palmweide mit Weiterfahrt als 445 in Richtung Universität und Technologiepark als Ersatz für die bisherige Fahrt des NE8.

Linie 448
Verlängerung der abendlichen Betriebszeit um 30 min mit Anschluss von der U42 anstelle des NE7.

Das klingt nach einer Feinjustierung des bisherigen Angebots, nicht aber nach einer substanziellen Ausweitung.

Fazit

Die Stichprobe zeigt, dass sich nicht soviel ändert, dass es eines eigenen Begriffes („DoNight“) dafür bräuchte. Bei manchen Änderungen hängt es von dem jeweiligen Fahrbedürfnis ab, ob die Änderungen nun ein Vor- oder Nachteil sind. Die vorher geweckten Vorstellungen haben sich als falsch herausgestellt. Der Fahrplan der Stadtbahnlinien außer der U 47 wird nicht um eine Stunde verlängert und dafür die erste Nachtexpress-Stunde aufgeben, soweit sie ähnliche Gebiete bedient. So wird das nächtliche Angebot noch unübersichtlicher, was aber den Kunden egal ist, da die gerade nachts wohl hauptsächlich aus  der City nach Hause wollen (bzw. am Sa. und So. morgens zur Arbeit).

Bleibt die Frage, ob das irgendwem in der Politik aufgefallen ist und interessiert? Und die Frage, warum  die Stadtverwaltung das nicht präziser dargestellt hat?

Die Nordstadtblogger haben die Pressemittelung ohne Prüfung 1:1 übernommen. Dass es sich nur um Umschichtungen handelt, findet man in der Meldung etwas verklausuliert:

„Um so schnell wie möglich mit »DOnight« starten zu können, haben wir uns für die erste Stufe die Bereiche herausgesucht, bei denen wir mit vergleichsweise geringem Aufwand einen möglichst hohen Nutzen für unsere Fahrgäste erzielen können“, betont DSW21-Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger. „Weitere Ausbaustufen sind in Planung und werden in enger Abstimmung mit der Stadt Dortmund und den entsprechenden Gremien umgesetzt.“

(überarbeitete Fassung 18.08.2024)

Norbert Paul

Norbert Paul ist per PGP-Schlüssel erreichbar über die E-Mail-Adresse norbert.paul@velocityruhr.net

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