DortmundInfrastrukturVerkehrspolitik

Radwege VOR, WÄHREND und NACH dem Bau des DFB Museums

[alle Bilder dieses Beitrags von Fabian Menke]

In zentraler Lage direkt am HBF wird in wenigen Tagen das Deutsche Fußball Museum eröffnet (25.10.2015). An selber Stelle befand sich bis zum 22. März 2012 der ZOB (Zentrale Omnibus Bahnhof).

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ZOB März 2012                                                          DFB Museum Oktober 2015

Im Sommer 2012 begannen zunächst die Abrissarbeiten des Busbahnhofs und anschließend der Bau des Museums. Aber darum soll es hier im Kern gar nicht gehen! Vielmehr geht es um die Verkehrsführung und dessen Entwicklung von Beginn der Baumaßnahmen im Frühjahr 2012 bis zur Fertigstellung im Herbst 2015.

bis August 2012: Auf dem Wall wird der MIV drei-spurig geführt, der Radvehrkehr über einen holprigen und schmale Radweg neben der Fahrbahn und der Fußverkehr wird vom U-Turm aus kommend entlang der Bebauung von der Fahrbahn weg in Richtung Max-von-der-Grün-Platz geführt. Zwischen Radweg und Bebauung ist Platz für einen Parkplatz und den ZOB. Durchkreuzt wird das Areal von der Wallstraße. So sah die Verkehrsführung die letzten Jahre aus:

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März 2012

September 2012: Das Baugrundstück wird komplett eingezeunt. Der alte ZOB wird abgreissen. Die Kastanien entlang des Königswalls werden gefällt. MIV und Fußverkehr kommen ohne Änderung weiterhin ans Ziel. Jedoch wird der Radverkehr stark eingeschränkt, denn der Bauzaun wurde genau mittig auf dem Radweg aufgestellt. Die Benutzungspflicht wurde jedoch nicht aufgehoben und es wurde auch nicht vor einer Baustelle gewarnt. Der Radweg endete auf einmal vor einem Zaun.

In einem Schreiben an die Stadt Dortmund habe ich auf diesen Misstand hingewiesen. Ende September bekam ich dann folgende Antwort:

„Durch die Einzäunung des Grundstückes „DFB-Museum“ haben sich verschiedene Neuregelungen im Verkehrsablauf ergeben. U. a. ist der Radweg entlang der Straße „Königswall“ leider nicht mehr nutzbar.

Auch von hier wird die Notwendigkeit gesehen, für Radfahrer eine sinnvolle Umleitungsführung anzubieten. Hierzu besteht die Möglichkeit, den Radfahrverkehr über die Ortsfahrbahn Königswall, Querung der abgeriegelten Wallstr. und anschließender Weiterführung über den Max-von-der-Grün-Platz zur Straße „Freistuhl“ abzuwickeln (das vergessene Verkehrszeichen „Verbot für Fußgänger“ vor dem Gebäude Königswall 38 ist zwischenzeitlich entfernt worden). Nach Überquerung des dortigen Zebrastreifens kann dann die bestehende Radwegeführung entlang des Wallringes genutzt werden.

Aus Richtung Westentor kommend ist am Beginn der Sperrung zwischenzeitlich ein entsprechender Hinweis aufgestellt worden. Die weiteren Beschilderungsmaßnahmen werden angeordnet und kurzfristig ausgeführt.“ 

Danach sieht die Situation dann so aus, dass man immerhin nicht im Dunkeln vor einen kaum sichtbaren Baustellenzaun fährt, sondern durch eine Warnbarke aufgehalten wird. Jedoch ist die vorgesehen Umleitung leider nur für Fußgänger freigegeben.

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September 2012

Oktober 2012: Eine weitere Nachricht an die Stadt, hatte dann zur Folge, dass eine Umleitung über die linke Gehwegseite ausgeschildert wurde (die bisherige Beschilderung wurde allerdings nicht entfernt). So soll man an der Kreuzung Königswall/Schmiedingstraße auf die linke Seite wechseln und dann bis zur Ein- und Ausfahrt des Parkplatzes vor dem HBF die Baustelle umfahren. Diese Umleitung ist im Übrigen bis heute so vorgesehen, wenn auch die Beschilderung nicht mehr komplett und richtig aufgestellt ist.

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(l) hier soll man also nach links zum HBF; (r) im Hintergrund noch die alten Umleitungswegweiser (Bilder beide von Oktober 2015, man hätte aber auch die Bilder von 2012 nehmen können)

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(l) Linke Fußwegseite; (r) Einmündung Bahnhofstraße (hier sind die Schilder verloren gegangen)

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(l)…………… (r) wir erreichen die Parkplatz Zufahrt. Die Schilder sollten man eigentlich lesen können, leider zeigen sie in die falsche Richtung, denn hier Endet der Radweg und man soll links in die Zufahrt zum Parkplatz abbiegen, um dann direkt auf den Vorplatz des HBF zu gelangen.

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(l) 2013 sah es so aus und ist im Oktober 2015 (r) immer oder schon wieder so.

Frühjahr 2014  bis Oktober 2015: Radwege und Fußgängerführung ist unverändert. Zeitweise wird der Weg entlang der Bebauung durch Umbauarbeiten eingeschränkt, aber es ist durchgängig passierbar. Für den MIV wird die rechte Fahrspur gesperrt. Diese wird für die Baustellenlogistik benötigt.

Herbst 2014: Der Fahrbahnbelag des Königwalls wird erneuert.

22.10.2015: Das DFB Museum ist so gut wie fertig. Auch die Baumaßnahmen drumherum sind nahezu vollendet. Doch immer noch ist eine Fahrspur gesperrt und der Radweg sowiso, da die Flächen als Parkplatz und Lagerfläche benötigt werden.

Trotzdem kann man schon einen Blick auf die „neu“ gebaute Infrastruktur werfen.

Fahrtrichtung HBF:

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(l) Lager- und Parkplatz; (r) Hier beginnt die neu gebaute Infrastruktur. Leider mit deutlichem Versatz zur alten, mit zu geringen Abstand zur Fahrbahn und zu geringer Gesamtbreite. Auf die Beschilderung, Zeune, Kontainer und Fahrzeuge, die hier regelwidrig rumstehen will ich hier gar nicht näher eingehen (ich befinde mich im nicht abgesperrten Bereich).

 

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(l) Radweg und Parkplatz (wie früher nur neu gebaut); (r) Kreuzungsbereich Bahnhofsstr. (hier sind Konflikte vorprogrammiert).

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(l) fast wie 2012, es fehlen nur die Bäume; (r) ZOB und Radweg 2012

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(l) Der Radweg wird zur Straße geführt (mit zu geringen Sicherheitsabstand) um Platz für die neue Freitreppe (r) am Museum zu schaffen.

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(l) Der neu gebaute Radweg endet an der Fußgängerampel am HBF und geht in den Bestand über, der sehr häufig als Fußweg genutzt wird (r), da es keinen direkten parallel Weg für Fußgänger gibt.

Fazit: 

  1. Das Verkehrsaufkommen am Königswall scheint nicht so hoch zu sein, dass es drei Fahrspuren braucht, sonst hätte es in den 1,5 Jahren in denen eine Fahrspur wegen der Bauarbeiten gesperrt war, des öfteren zu Staus kommen müssen. Ich habe nicht eine solche Situation erlebt!
  2. Das gesamte Umfeld des DFB Museums wurde neu geplant und entsprechend neu gebaut, nur der Radweg wurde in selber Form (Führung und Abmaßung) wieder hergestellt. Es gab keine Anpassung an neue Standards und selbst bestehende Werte wurde unterschritten (Sicherheitsabstände zur Fahrbahn).
  3. Mit der Fahrbahnsanierung des Königswalls und dem Bau des DFB Museums hätten bei entsprechender Planung ohne Mehrkosten die Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur deutlich attraktiver gestalten können. So hätte man den Radfahrstreifen, der im Bereich des Dortmunder U bereits existiert bis zum Überweg am HBF über die Fahrbahn fortführen können. Der Fußverkehr hätte die jetzt als Radweg genutzte Fläche als Gehweg nutzen können und müsste keine Umwege über einen Parkplatz nehmen.
  4. Am 25.10.2015 soll das Museum feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Und bereits am Freitag den 23.10.2015 wird mit viel Prominenz gefeiert. Damit ist für die Politik ja alles nochmal gut gegangen, denn es hätte ja auch ein weitere „Berliner Flughafen“ werden können. :-)

p.s. bereits schon ab Oktober 2012 bin ich ab der Schmiedingstraße einfach auf dem Königswall Richtung HBF gefahren, ohne dass das ein Problem war. Auch andere Radfahrer-innen konnte ich dabei beobachten.  Eigentlich schade, dass die Baustelle sich nun dem Ende neigt und man wieder gezwungen wird sich in Gefahren- und Konfliktbereiche  zu begeben.

 

 

 

Fabian Menke

Raumplaner, Fahrradschrauber, Alltags- und Lastenradler aus Dortmund. Seit 2012 mit diversen Projekten bei VCR mit dabei. Initiator der Fahrradsternfahrt.Ruhr und Mitbegründer von dein-RUDOLF.de. Von 2016 bis Mitte 2017 berufenes Mitglied im Nahmobiliätsbeirat der Stadt Dortmund für VeloCityRuhr. Seit Mitte 2017 Fuß- und Radverkehrsbeauftragter der Stadt Dortmund.

3 Gedanken zu „Radwege VOR, WÄHREND und NACH dem Bau des DFB Museums

  • Vielleicht gibt es Bestandschutz für das Rüttelpflaster mit den Unterbrechungen durch die Deckel der Versorgungsschächte. Bei echter Neuplanung wäre die rechte Fahrspur sicher entfallen und dann…. Immerhin sind die Kastanien jetzt weg und man muss nicht mehr so oft Reifen flicken. DerTrend geht ja jetzt zum vierspurigen Fahrrad und dafür ist die rechte Spur ja noch da.
    https://www.facebook.com/velomobiel.nl
    Auch für die Normalos gibt es doch genug Gründe, dort zu fahren und dem Fußverkehr die Verbindungen zu belassen.
    Mit zu schmalen Wegen und mangelnden Abständen zur Fahrbahn lassen sich obendrein Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Fahrbahn besser begründen.

    Antwort
  • Als Mitglied der fußgänger- und fahrradfreundlichen Gemeinden, wäre eine Neuplanung nach heutigen Standards zwingend erforderlich gewesen. So hat man lediglich den alten Schrott wieder hergestellt. Wieder zeigt sich einmal, dass die Mitgliedschaft in der AGFS nur eine Alibi- und Marketingmaßnahme ist. Vom Umdenken bei der realen Verkehrsplanung ist man noch meilenweit entfernt.

    Antwort
  • Hoffentlich wird/ist der Schrottweg nicht auch noch benutzungspflichtig beschildert… Am gesamten Wall wäre mehr als genügend Platz für eine durchgehende, 3 m breite Fahrradspur. Ich verstehe wirklich nicht, wieso gerade dort immer wieder so ein Müll neu errichtet wird, der höchstens dem verkehrstechnischem Wissensstand der 60er Jahre des letzen Jahrhunderts entspricht.

    Antwort

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