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Das war 2020: Alter Wein in neuen Schläuchen als Aufbruch für den Radverkehr

Dieses Jahre wurde etwas auf die politische Agenda in NRW gehieft, dass als neue Lösung verkauft wird, die aber schon seit über 100 Jahren propagiert wird (ohne hier diskutieren zu wollen, ob sie nun überzeugend ist oder nicht). So wurde 1908 bereits vom 1. Internationalen Straßenkongress in Paris die Trennung der Trennung der Fahrbahnen für Automobile und Fahrräder gefordert.

Niederländische Radverkehrsverbände griffen mit politischer Rückendeckung die Forderung auf und bauten Radwege, sodass bereits 1938 74 % der niederländische Reichswege Radwege hatten. In Deutschland fehlte es an politischen Willen, Geld und eine durchsetzungsstarke Fahrradlobby, sodass in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg 6 % der Reichsstraßen eine Radspur hatten (Spielmann 2020: 68).

In der Schweiz forderte 1929 Theo Gubler, Vizepräsident des Schweizer Radfahrerbundes, aufgrund steigender Unfallzahlen:

Es gibt nur eine Lösung: Weisen wir den Fahrradfahrer weg vom eigentlichen Fahrdamm auf einen gesonderten Radweg, und das Verkehrsproblem der Landstrasse wird grösstenteils gelöst sein.

(zitiert nach Spielmann 2020: 69).

Gleichzeitig ignorierten in Zürich, so eine Zählung, mehr als die Hälfte der Radfahrer*innen die Radwegbenutzungspflicht Spielmann 2020: 69).

Nicht nur, dass Radwege bis heute umstritten sind unter Radfahrer*innen, auch die Forderung ist unter deutschsprachigen Radlobbyisten gerade wieder beliebt. Nur wird die Gleichgerichtetheit der Interessen mit der Autolobby heute nicht mehr thematisiert. Anders damals Gubler:

Das ist die Forderung des Automobilisten, die niemand mehr begrüsst als der Radfahrer selber.»

(zitiert nach Spielmann 2020: 69).

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Fahrrad- und Autolobby noch Verbündete in der Forderung der Trennung(Spielmann 2020: 69).

Quelle:

Spielmann, Benjamin 2020: «Im Übrigen ging man zu Fuss». Alltagsmobilität in der Schweiz von 1848 bis 1939; Basel/Frankfurt am Main: Librum; https://boris.unibe.ch/132867/1/OA-Version.pdf.

 

 

 

Norbert Paul

Norbert Paul ist per PGP-Schlüssel erreichbar über die E-Mail-Adresse norbert.paul@velocityruhr.net

Ein Gedanke zu „Das war 2020: Alter Wein in neuen Schläuchen als Aufbruch für den Radverkehr

  • Alfons Krückmann

    Ja.
    Hat sich im Grund nicht viel geändert. Wer mal die BMW-Konzepte (Inzell-Initiative) und die Radentscheid-Forderungen vergleicht wird das recht schnell merken.
    Separatioin führt nahezu unweigerlich zu ‚pull&pull‘.
    Was wir und der Planet STATTDESSEN brauchen ist ‚PUSH&pull‘.

    Antwort

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