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Basel testet verbessertes fahrradfreundliches Gleis

(Kanton Basel-Stadt) Die Fahrt entlang der hohen Haltekanten bei Kaphaltestellen soll für Fahrradfahrende einfacher und sicherer werden. Deshalb testet der Kanton in Zusammenarbeit mit der BVB und den Fahrradverbänden in Basel als europaweit erste Stadt ein fahrradfreundliches Straßenbahngleissystem bei Haltestellen. In einer ersten Testphase wurde das System mit einer Teststrecke auf dem Areal einer Baufirma in Füllinsdorf/BL auf Herz und Nieren geprüft. Der VCS und Pro Velo rekrutierten Fahrradfahrende aus Basel und der Umgebung, die das fahrradfreundliche Gleis mit normalen Fahrrädern, E-Bikes, Liegefahrrädern, Faltfahrrädern und mit Kinderanhängern befuhren und es unter verschiedensten Bedingungen testeten – beispielsweise beim Linksabbiegen, wo Fahrradfahrende gleich zweimal eine Schiene passieren müssen, mit längsparkierten Autos vor der Kaphaltestelle, bei Nässe oder mit Laub auf der Fahrbahn.

Die Rückmeldungen der Testpersonen zum fahrradfreundlichen Gleis sind durchwegs positiv – unabhängig vom eigenen Fahrkönnen und vom Zweirad, mit welchem sie auf der Teststrecke unterwegs waren. Das Gleissystem erwies sich auch bei Nässe und mit Laub auf der Fahrbahn als gut befahrbar und wurde beim Queren der Schienen als sicherer wahrgenommen als Gleise ohne Gummifüllung. Grundsätzlich fühlten sich die Testpersonen wohler, wenn sie bei der Kaphaltestelle zwischen den beiden Schienen fahren konnten anstatt zwischen äußerer Schiene und Haltekante. Da auch der Einbau von Schiebetritten bei den Straßenbahnen immer wieder ein Thema ist, was zu mehr Abstand zwischen Schiene und Haltekante führen würde, testeten die Fahrradfahrenden auch dieses Szenario. Erwartungsgemäß erhielt die Variante mit Gummi-gefüllten Schienen und mehr Abstand zwischen Schiene und Haltekante leicht bessere Noten als die ebenfalls als sehr gut bewertete Fahrt auf Gummi-gefüllten Schienen ohne zusätzlichen Abstand. Der Testbetrieb in Füllinsdorf geht im kommenden Herbst in die nächste Runde. Dann wird untersucht, ab welchem Stand der Abnutzung die Gummifüllung von Fahrradfahrenden als unsicher empfunden wird und ab wann der Gummi jeweils ausgetauscht werden müsste.

Auch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) prüften das fahrradfreundliche Gleis eingehend mit Blick auf die Sicherheit, den Einbau, den Unterhalt und die Kosten. Die vorgelegten Sicherheitsnachweise und erste Erfahrungen zeigen, dass das fahrradfreundliche Gleis auch für den Straßenbahnbetrieb sicher und zuverlässig funktionieren sollte und dass das System in einem nächsten Schritt unter realen Bedingungen im laufenden Betrieb getestet werden kann. Der Einbau von fahrradfreundlichen Gleisen bei einer Haltestelle kostet aber rund 80% mehr als der Einbau von herkömmlichen Gleisen und auch der Unterhalts- und Wartungsbedarf liegen deutlich höher. Sollte das fahrradfreundliche Gleis dereinst an sämtlichen Kaphaltestellen im Kanton eingebaut werden, so dürften die Mehrkosten gemäß heutigem Wissensstand bei rund 20 bis 30 Mio. Franken liegen.

Nach dieser erfolgreichen ersten Testphase auf dem isolierten Areal in Füllinsdorf soll ein Realversuch im nächsten Jahr zeigen, ob das fahrradfreundliche Gleis auch unter realen Verkehrsbedingungen im laufenden Straßenbahnbetrieb taugt. Vorbehältlich der Bewilligung des Bundesamts für Verkehr (BAV) wird das fahrradfreundliche Gleis im Rahmen der ohnehin notwendigen Erhaltungsmassnahmen im Sommer 2021 an der Haltestelle Bruderholzstrasse in Fahrtrichtung Bruderholz eingebaut und ab Ende 2021 getestet. Bei dieser zweiten Phase stehen die Langlebigkeit der Gummifüllung, weitere Erkenntnisse zu Betrieb und Unterhalt sowie die Akzeptanz der Lösung im täglichen Verkehrsgeschehen im Fokus. Eine Auswertung wird nach rund einjährigem Betrieb voraussichtlich Ende 2022 möglich sein. Dann wird es auch möglich sein, die effektiven Zusatzkosten zu beziffern und über einen definitiven Einsatz des fahrradfreundlichen Gleissystems an sämtlichen Kaphaltestellen zu befinden.

Testanlage-Füllinsdorf (Bilder: Kanton Basel-Stadt)

Beim fahrradfreundlichen Gleis handelt es sich um eine Neukonstruktion des Schienenoberbaus. Dabei wird in der Schienenrille ein Gummiprofil montiert, welches durch einen speziellen Stahlkasten seitlich fixiert wird. Das Gummiprofil verschließt die Rille des Straßenbahngleises und bildet dadurch eine weitgehend ebene Fläche im Straßenbelag. Ein Fahrrad kann aufgrund des leichten Gewichtes über die Schienenrille fahren, ohne einzusinken. Bei der Überfahrt einer Straßenbahn wird die Gummifüllung nach unten gedrückt. Der Kanton erhofft sich von dem System eine Verbesserung für alle Fahrradfahrenden an sogenannten Kaphaltestellen. Dank dem fahrradfreundlichen Gleis sollen sich sowohl jene Fahrradfahrenden sicherer fühlen, die zwischen Kante und Schiene fahren möchten, als auch jene, die bei einer Kaphaltestelle lieber zwischen die beiden Schienen wechseln und diese so besser queren können. Der Grosse Rat begrüsst den Einsatz des fahrradfreundlichen Gleises ausdrücklich und hat im Mai 2020 bereits den Grundsatzentscheid gefällt, dass bei künftigen Projekten zur hindernisfreien Umgestaltung von Kaphaltestellen jeweils auch die Kosten für fahrradfreundliche Gleise zu berücksichtigen sind.

Pressemitteilung

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4 Gedanken zu „Basel testet verbessertes fahrradfreundliches Gleis

  • Hallo VCR,
    könnte ihr mir den Hersteller dieser Gummilippe nennen?
    Wir haben in unserer Stadt auch ein querendes Bahngleis, welches zu solchen Unfällen führt.
    Unsere Stadt hat zur Lösung ein Schild „Radfahrer absteigen“ aufgestellt.
    Das sehe ich nicht gerade als eine „gelungene“ Lösung an.
    Danke und Gruß
    Ingold

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