Vorentwürfe für Gelsenkirchen und Essen: Asphalt für Fußgänger und eine Bahnschranke für den Radschnellweg Ruhr
Die Vorentwürfe für den RS1 in Gelsenkirchen und Essen (östlich Universität) von Straßen.NRW liegen vor und können online eingesehen werden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Abschnitt im Eltingviertel ist nicht in den Vorentwürfen enthalten. Dort plant die Stadt Essen.
- In Gelsenkirchen werden Fuß- und Radverkehr vollständig separiert (2,8 km). In Essen wird von der Universität bis zur Ernestinenstraße separiert (2,7 km einschl. Eltingviertel, Ausnahme: Brücke über Stoppenberger Bach). Zwischen Ernestinenstraße und Bahnhof Kray Nord wird gemeinsam geführt (2,4 km), bis zur Stadtgrenze Gelsenkirchen wieder separiert (2,1 km).
- Die Gehwege werden weiterhin in einer Breite von 2 m geplant (allerdings mit zusätzlichen 30cm Noppenplatten (taktiler Trennstreifen), die dem Gehweg zugerechnet werden müssen, so dass die Gehwegbreite 2,3 m beträgt). Beim Radschnellweg mittleres Ruhrgebiet (S. 9) wurde ein konfliktärmeres Mindestmaß von 2,5 m (ggf. einschl. Trennstreifen) angesetzt. Die Anregung, das für den RS1 zu übernehmen (wo räumlich möglich), kann man im Rahmen der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung (Gelsenkirchen, Essen) einbringen.
- Wo separiert wird, werden auch die Gehwege asphaltiert. Sehr gut. Damit werden Besuche von Fußgängern auf dem Radweg seltener. Straßen.NRW gegenüber velocityruhr.net dazu: „Der Standard für Radschnellwege sieht vor, auch die Gehwege in Asphaltbauweise und nicht in wassergebundener Decke herzustellen. Somit ist gewährleistet, dass die Gehwege für „Nicht-Fußgänger“, die dennoch den Gehweg benutzen sollen (z.B. Skater, Rollstuhlnutzer etc.) eine attraktive und gut befahrbare Verkehrsfläche darstellen.“
- Die einzige niveaugleiche Querung einer Straße im gesamten Bereich dieser Vorentwürfe (fast 10 km) ist die niveaugleiche Querung der Krayer Straße in Gelsenkirchen (Machbarkeitsstudie sieht Bevorrechtigung des RS1 vor: „Hierzu soll eine bauliche Furt durch Fahrbahnanhebung mit einer Beschilderung bevorrechtigt werden.“). Unterlässt die Stadt Essen Dummheiten im Eltingviertel, kommt man also künftig zügig und auto-, ampel- und straßenkreuzungsfrei von Gelsenkirchen bis zur Heerstraße in Mülheim, kurz vor der Stadtgrenze Duisburg. In teils dicht bebautem und verkehrsreichem Gebiet ist das sensationell gut.
- Allerdings: Das Gleis der Güterbahn (Evonik Goldschmidt) wird verlegt und kreuzt den RS1 an einem plangleichen Bahnübergang mit einer Schrankenanlage. Ich glaube, es war mal die Rede von einem Güterzug täglich. Das wären bei 3 Minuten Wartezeit 6 Minuten am Tag. Besser als Umlaufsperren, die auch in den übrigen 23:54 h am Tag stören, aber schlechter als eine niveaufreie Querung. Die Machbarkeitsstudie sagte dazu: „[…] an geeigneter Stelle das Gütergleis gequert. Das geringe Verkehrsaufkommen macht eine leichte, barrierefreie Lösung wahrscheinlich. Detailliertere Aussagen sind in den weiteren Planungsschritten in Abstimmung mit den Betreibern herbeizuführen.“
- Über eine Rampe und den vorhandenen Durchlass am Wattenscheider Bach ist eine direkte und fast autofreie Anbindung von Gelsenkirchener Hbf und Innenstadt von Osten gegeben, von Westen erfolgt die Anbindung über die Kray-Wanner Bahn.
Ergänzung vom 26.10.2017:
Artikel in der WAZ über die Informationsveranstaltung in Gelsenkirchen: Radschnellweg im Ruhrgebiet nimmt Fahrt auf
Was mir bei den ganzen Planungen auffällt:
In der Machbarkeitsstufe wird von einer Mindestbreite von 4 Metern für den Radweg geschrieben. Nun scheint es so, dass diese 4 Meter zur Regelbreite werden, auch an Stellen (gerade in Gelsenkirchen) wo ein breiterer Radweg ohne Probleme möglich wäre.
Geht man davon aus, dass später starke Radverkehrsströme den RS1 als Alltagsradweg nutzen, dann finde ich die 4 Meter schon als recht eng.
Tja, so ist das mit Radinfrastruktur in Deutschland fast immer: Mindestbreiten werden als Regelbreiten und oft sogar als Maximalbreiten behandelt (mit seltenen Ausnahmen, z.B. in Bochum).
Ich finde 4m auch etwas knapp, aber der Begegnungsfall von je zwei nebeneinander fahrenden Radfahrern funktioniert (gerade so eben). Wesentlich wichtiger finde ich aber die Trennung vom Fußverkehr, was in GE ja gegeben ist und den Asphalt im Fußgängerbereich, damit er auch genutzt wird.
Du kannst das ja morgen mal anmerken. Viele Erschließungsstraßen, die als Sackgassen enden und täglich vielleicht dreißig Fahrzeuge sehen, sind breiter als 4+2m. Das sollte für die wichtigste Radverbindung im Revier doch auch möglich sein, wenn der Platz da ist. Man müsste allerdings mal darüber nachdenken, ob in diesem Fall eine Verbreiterung des Gehwegs nicht mehr nutzt (auch dem Radverkehr!). Hängt natürlich vom Fußgängeraufkommen ab, dessen Schätzung ich ziemlich schwierig finde.
Das Fußverkehraufkommen wird stark abhängig sein davon, wie dich die Besiedlung rings um. Gibt es da viele Menschen, die Hunde und Kinder mal frei rumlaufen lassen oder die joggen wollen?
Abschnitte ohne Gehweg … Da weiß ich, wo Hundeführer*innen und Jogger*innen unterwegs sind.