Radkultur

RSMR – Trassenverlauf aus der Machbarkeitsstudie

Es wurde viel diskutiert, wann und wie der zweite Radschnellweg in Ruhrgebiet auf den Weg gebracht wird. Jetzt ist die Katze aus dem Sack, der Radschnellweg wir nach Gladbeck innenstadthan durch die Stadt Bottrop geführt. Schon jetzt sorgt die präferierte Routenführung für Kontroversen: Über den Hauptstraßen soll die Hauptroute direkt an der Bottroper Innenstadt entlangführen und die alte Bahntrasse nicht nutzen. Der Regionalverband Ruhr hat nun die dazugehörige Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet (RSMR) veröffentlicht. Die Vorzugsvariante führt  auf 16,7 Kilometer von Essen über Bottrop nach Gladbeck. [Geplante Streckenführung als Karte]

Aus Mitteilung des RVR:

„Von Zentrum zu Zentrum“ – unter diesem Titel könnte der neue Radschnellweg im mittleren Ruhrgebiet stehen. Auf einer Länge von rund 17 Kilometern sollen die Innenstädte von Essen, Bottrop und Gladbeck miteinander verbunden werden. Die Strecke verläuft ausgehend vom Radschnellweg Ruhr RS1 in Essen Richtung Norden über die Innenstadt von Bottrop hin zum Gladbecker Zentrum mit einer erwarteten Fahrzeit von rund 53 Minuten.

Im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr (RVR) haben das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen aus Aachen und das Institut für Raumentwicklung und Kommunikation aus Trier gemeinsam mit den beteiligten Städten und dem Land NRW eine Machbarkeitsstudie zum geplanten Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet, kurz RS MR, erarbeitet und eine Vorzugsvariante ermittelt. Die Ergebnisse aus dieser Studie wurden heute (30. Mai) in Essen beim RVR vorgestellt.

Martin Tönnes, RVR-Bereichsleiter Planung: „Der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet wird den RS1 optimal als Nord-Süd-Achse von Essen über Bottrop nach Gladbeck ergänzen. Beide Radschnellwege bilden das Grundgerüst für ein bereits in Planung befindliches Radschnellwegenetz für die gesamte Metropole Ruhr.“

Vorteile dieser Streckenführung „Von Zentrum zu Zentrum“ sind die Anbindung der Universitäten und bedeutender Arbeitsplatzstandorte, die Verknüpfung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Leihradstationen sowie die Nutzung stillgelegter Bahnstrecken.

Nach den jetzigen Planungen ist der Ausbau der favorisierten Trasse mit den Qualitätsstandards für Radschnellwege des Landes Nordrhein-Westfalens weitestgehend machbar. Wie der RS1 soll der neue Radschnellweg einen vier Meter breiten Radweg und einen 2,5 Meter breiten Gehweg aufweisen. Die Kosten für den Ausbau der Trasse sollen nach Ergebnissen der Machbarkeitsstudie insgesamt ca. 39 Millionen Euro und somit 2,33 Millionen Euro pro Kilometer kosten. Die Ergebnisse einer Nutzen-Kosten-Analyse, die die Wirtschaftlichkeit des Projektes sowie die Entlastungseffekte für das Straßennetz im mittleren Ruhrgebiet darstellt, sollen bis zum Herbst 2017 vorliegen.

Wir haben für euch mal den GPS-Track auf der Karte geworfen, damit ihr beliebig herein- und herauszoomen könnt. Kritik seitens des ADFC Bottrop und Gladbeck gibt es auch daran, dass in Bottrop ein Schlenker gefahren wird.

Die vorgesehene Planung erscheint dem ADFC Gladbeck und ADFC Bottrop/Kirchhellen aus mehreren Gründen ungünstig:

  • Die geplante Route dürfte nicht den RS-Standard erreichen (Breite + begleitender Fußweg + autofreie Wegeführung).
  • Auf der gewählten Strecke gibt es viele Ampeln, so dass es häufige Wartezeiten gibt.
  • Die Wegeführung entlang von größeren Verkehrsstraßen ist nicht attraktiv zu fahren, schöpft das Potenzial für Freizeitradler nicht aus und ist nur für Berufspendler interessant.
  • Die Wegeführung entlang von größeren Verkehrsstraßen ist wegen der Abgasbelastung eher ungesund und dürfte nur im Notfall gewählt werden, wenn es keine Alternative gibt (die aber existiert).

Die Trasse folgt also nicht kreuzungsfrei und autofrei der alten Bahntrasse, sondern wird direkt entlang der Hauptstraße geführt. Was den Ausschlag dazu gegeben hat, da kann ich nur raten. Einerseits ist es natürlich sehr reizvoll möglichst viele Menschen in die Innenstadt zu holen, andererseits wäre eine direktere Route eine stärkere Entlastung der überlasteten parallel laufenden Bundesstraße. Das dafür natürlich Parkplätzen an der Stadtstraße (eine Fahrspur ist konstant blockiert) entfallen müssen, ist auch klar. Gerade die Radfahrer sind durchaus attraktive Kunden im hart umkämpften Einzelhandel, auch wenn die Händler die Bedeutung des Autos in der Regel massiv überschätzen.  Im schlimmsten Fall haben wir hinterher einem Kompromiss, der für niemanden mehr richtig nutzbar wäre.

Die geplanten Straßenraumquerschnitte lassen schon erahnen, dass der Umbau nicht ohne politische Widerstände funktionieren wird. Ähnlich wie im Dortmunder Kreuzviertel wird nicht die Entwicklung der Machbarkeitsstudie das eigentlich komplizierte sein, sondern die praktische Umsetzung. Die Zeit wird zeigen, ob die Politik und die Anwohner schon für eine Wandel bereit sind. Aus Klimaschutzgründen und der Situationen mit einer knappen Flächenverfügbarkeit im Ballungsraum ist die verkehrliche Notwendigkeit schon gegeben. Eine Neuplanung wird aber nur möglich sein, wenn der Autoverkehr Flächen abgibt.

Für die Radfahrer ist die Streckenführung auf der bestehenden Hauptstraße aktuell in Bottrop eine völlige Quälerei, da die Ampelschaltungen auf der Strecke nur als „schiebender Fußgänger“ eine grüne Welle ermöglichen. Es bleibt also spannend, wie da Lösungen gefunden werden. Sonst droht am Ende ein Radschnellweg mit  Rotlichtorgie.  Als Autofahrer ist die Strecke übrigens ähnlich nervig, eine grüne Welle ist bei regelgerechter Fahrweise auch hier nicht möglich.

Für Bottrop ergibt sich daraus eine großartige Chance auch im Themenfeld der nachhaltige Mobilität wirklich mal zu punkten. Die Städte könnte als Beispiel für moderne Infrastruktur für das für das restliche Ruhrgebiet vorangehen. Und in Essen würde das erste „Radschnellwegdreick“ Deutschlands entstehen. Ob die Politik am Ende auch mitgeht?

Machbarkeitsstudie zum Download
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Simon Knur

Planer, Falt- und Liegeradfahrer aus dem Sauerland, wegen der Liebe und dem Job im Ruhrgebiet. Seit 2012 bei VCR und beruflich unterwegs zu den Themen Infrastruktur, Abwasser, Klimaschutz und Klimaanpassung. Blogge mit dem lokalen Schwerpunkt Essen, Radschnellweg und Radkultur.

2 Gedanken zu „RSMR – Trassenverlauf aus der Machbarkeitsstudie

  • Hi, ich lese eure Seite wirklich gerne aber mit dem Text tu ich mich echt schwer. Es sind viele Sätze wo komplette Wörter fehlen. bitte nochmal gegenlesen.
    Ansonsten weiter so.
    Don

    Antwort
    • Simon Knur

      Sorry. Gestern irgendwie doof gelaufen. Hab den finalen Text nicht gespeichert, da war noch ein Rohtrümmer drin. Hab es jetzt unterwegs mal fix nachgearbeitet.

      Antwort

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