Bessere Lichtverhältnisse führen zu Temporeduktion
(Universität St. Gallen) Weltweit sterben jedes Jahr mehr als eine Million Menschen bei Verkehrsunfällen. Bei einem Drittel dieser tödlichen Unfälle ist die Ursache überhöhte Geschwindigkeit. Ein Forscherteam rund um Prof. Dr. Emanuel de Bellis vom Institut für Customer Insight der Universität St.Gallen (ICI-HSG) und PD Dr. Michael Schulte-Mecklenbeck vom Institut für Consumer Behavior der Universität Bern analysierte 1,2 Millionen Fahrzeugbewegungen in der Stadt Zürich.
Sie stellten fest, dass – unabhängig von Verkehrsaufkommen und Tageszeit – Autofahrer bei Dunkelheit eher zum Übertreten der erlaubten Geschwindigkeit neigen bzw. eine reduzierte Beleuchtung mit erhöhter Geschwindigkeit einhergeht. Die Forschenden erklären diesen Effekt durch eine Verzerrung in der Wahrnehmung: Die Verkehrsteilnehmenden glauben, sich bei Dunkelheit langsamer fortzubewegen und drücken deshalb eher aufs Gas.
Die Ergebnisse dieser Studie tragen zu einer langjährigen Debatte darüber bei, wie sich Sehbedingungen (beeinflusst von Scheinwerfern und Strassenbeleuchtung) auf die Geschwindigkeitswahrnehmung des Fahrenden auswirkt. Die Forschenden empfehlen Entscheidungsträgern, Autofahrer über diese Wahrnehmungsverzerrung aufzuklären und zu testen, wie verbesserte Fahrzeugscheinwerfer und intelligente Straßenbeleuchtung die Geschwindigkeitsüberschreitung eindämmen könnten.
Die Studie wurde unter der Leitung von Emanuel de Bellis (ICI-HSG), Michael Schulte-Mecklenbeck, Departement Betriebsökonomie der Universität Bern, Wernher Brucks, Verkehrssicherheitsexperte der Stadt Zürich, Andreas Herrmann (ICI-HSG), Ralph Hertwig, Forschungsbereich für Adaptive Rationalität, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, Deutschland, verwirklicht.
Die Studie wurde im Open-Access-Journal PLOS ONE veröffentlicht.