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Niederländerin kritisiert Fahrradpolitik in Utrecht

Zeit Online berichtet aktuell darüber, wie die Radverkehrsförderung in Utrecht zu Lasten des Fußverkehrs geht.

Inzwischen hat die Stadt zusammen mit der Provinz neun solchersnelfietsrouteseingerichtet. Die zwischen Utrecht und Amersfoort wurde gerade vollendet. Am Beginn der 21 Kilometer langen Strecke hat Wilma de Buck an einer Ampel angehalten und fragt: „Fällt dir was auf?“ Der Radweg geht dort weiter und wird zur Radschnellstraße. Aber wo ist der Gehweg geblieben? Die Ampel für die Fußgänger steht noch, führt aber ins Leere: Den Weg gibt es nicht mehr. „Diesnelfietsroutehat ihn verschluckt“, sagt de Buck und steigt kopfschüttelnd wieder auf ihr Rad.

Es geht auch darum, wie es sich auf das Verhalten auswirkt, wenn eine Verkehrsart gehätschelt wird.

Offensichtlich versuchen Menschen, sobald sie auf dem Sattel sitzen, unter allen Umständen zu vermeiden, sich wieder auf Augenhöhe mit dem Fußvolk zu begeben. Ein Drang, gegen den in der Welthauptstadt der Radfahrer selbst Fußgängeraktivisten nicht gefeit sind. Sogar Wilma de Buck hat beim Einbiegen in die Zadelstraat mit dem Anhalten einen Moment zu lange gezögert. Sie besann sich gerade noch rechtzeitig und stieg ab. Auf den Lippen ein kleines schuldbewusstes Lächeln.

Ein unpolemischer, lesenswerter Artikel, für alle die mehr wissen wollen, als die PR verkündet.

Norbert Paul

Norbert Paul ist per PGP-Schlüssel erreichbar über die E-Mail-Adresse norbert.paul@velocityruhr.net

2 Gedanken zu „Niederländerin kritisiert Fahrradpolitik in Utrecht

  • Alfons Krückmann

    Ja.
    Die NL Radpolitik u.a. in der Randstad geht nicht nur zu Lasten des Fußverkehrs, sondern stellt auch – politisch explizit gewünscht – ein effektives Autoverkehr Förderprogramm dar.
    Wird aber hierzulande, wie so Vieles, gern mal außer Acht gelassen, bzw. passt nicht ins ‚gängige‘ Narrativ vom angeblich so umwelt- und klimagerechten ‚lets go dutch‘.
    Aber schön, dass in den rechts-liberalen NL wohl langsam mal Ansätze zu besserer Realitätswahrnehmung stattfinden und der Mythos vom ach so ökologischen niederländischen Musterländle langsam zu bröckeln beginnt:
    https://www.spiegel.de/panorama/niederlande-2400-festnahmen-von-klima-aktivisten-bei-autobahnblockade-in-den-haag-darunter-viele-minderjaehrige-a-ee405dc5-2c67-451d-b174-1706a605696e

    Antwort
    • Norbert Paul

      Die Polizeichefin von Den Haag, Karin Krukkert, warf den Organisatoren von XR vor, die Festnahmen provoziert zu haben, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Auf diese Weise werde die Polizei von Notfalleinsätzen und der Aufklärung von Straftaten abgehalten.

      Zwingt ein Gesetz die Polizei dazu, die Versammlung aufzulösen? Darf die Poiizei in den NL entscheiden, was für Einsätze sie möchte und welche nicht? Darf die Polizei in den NL nicht neutral sein und Versammlungen indirekt bewerten?

      Antwort

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