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Dein-Rudolf: Ein Verleiher erzählt

Michael Nau und seine Mitarbeiter verleihen ehrenamtlich für dein-Rudolf ein Lastenrad. Seine Buchhandlung am Amtshaus in Dortmund-Mengede, etwa zehn Kilometer nördlich der Dortmunder Innenstadt, war von Mai bis Oktober Verleihstation. Zum Beginn dieses Zeitraums haben wir gemeinsam mit ihm und dem ADFC sogar einen kleinen Fahrrad-Aktionstag veranstaltet, bei dem man verschiedene Lastenräder ausprobieren konnte. Zum Abschluss der diesjährigen Ausleihe am Buchladen in Mengede haben wir mit Michael über unsere Zusammenarbeit gesprochen:

VC: Du warst von Anfang an, als ich hier hereinkam, sofort total bei der Sache und wolltest wirklich gern Verleihstation für Rudolf werden. Gab es da ganz persönliche Motive, weshalb du sofort ja gesagt hast?

MN: Ich muss gestehen, dass ich gedacht hätte, dass ich es selbst sehr oft nutzen würde. Tatsächlich ist es doch seltener gewesen. Manche Orte sind zu nah für mich, andere zu weit oder mit etwas Steigung, als dass ich eine große Buchlieferung in der Mittagspause mit dem Rad schaffen würde. Da fahren wir dann doch mit dem Auto oder die Kollegin bringt ein großes Paket mit Bus und Bahn in die Stadt. Ich habe es auch mal privat genutzt, habe Stühle in den Laden gefahren, aber leider weniger als gedacht. Mit einem elektrischen Lastenrad wäre das wahrscheinlich schon wieder ganz anders. Das wird auch ganz viel von unseren Kunden gefragt: Ist das denn elektrisch? Wenn ich da mit 25 km/h unterwegs wäre, würde ich auch überlegen, bis in die Innenstadt zu fahren.

VC: Gab es im Vorfeld irgendwelche Sorgen oder Ängste, Rudolf auszuleihen?

MN: Eigentlich nicht, denn wir hatten vorher ja ausprobiert wie man das Rad abschließt und dass es auch wirklich bei uns in den Laden passt, wenn es abends weggeräumt wird. Insofern habe ich vorher keine Probleme erwartet. Rudolf kann ja nur einmal am Tag ausgeliehen werden kann und die Formalitäten sind ziemlich leicht zu erledigen. Die Einzige Sorge war, dass das Rad dann monatelang hier steht und man es nur rein und raus räumt, es aber kein Mensch ausleiht. Das hat sich dann ja aber gar nicht bewahrheitet.

VC: Ist denn mal etwas blödes passiert – gab es ein echtes Problem?

MN: Nein! Einmal kam das Rad schmutzig wieder und hatte eine kleine Beschädigung, das hat mich im ersten Moment dann schon etwas erschreckt. Das hat sich im Nachhinein aber dann als halb so wild herausgestellt. Eine wirklich blöde Sache ist nicht passiert.

VC: Wer waren denn eigentlich die Nutzer von unserem Rudolf bei dir?

MN: Was ich interessant fand war, dass die Leute, die es wirklich ausgeliehen haben – über Nacht und mehrtägig – das waren alles Leute, die ich gar nicht kannte. Häufig kamen aber auch Kunden, die das Rad aber nur eben mal kurz ausprobieren wollten. Nur mal eben um den Block fahren und testen. Da ich die namentlich alle kenne habe ich die auch alle ausprobieren lassen. Das war schon sehr interessant. Wer es aber ernsthaft und länger hatte, das waren alles Leute aus der Innenstadt von Dortmund. Trotzdem gibt es mehrere Kunden, die nur nach dem kurzen Ausprobieren sich tatsächlich ein Lastenrad zulegen wollen.

VC: Du willst im kommenden Frühjahr wieder Carl Cargo verleihen. Wenn eure direkten Kunden gar nicht die Hauptnutzer waren – welche positiven Effekte gab es denn dann darüber hinaus für dich und den Laden?

MN: Gerade hier im Buchhandel sind unsere Kunden auch wirklich bewusste Menschen. Plastiktüten haben wir z.B. innerhalb der letzten zwei Jahre um 90% gesenkt, was das ganz deutlich zeigt. Diese Kundschaft findet so eine ökologische Sache, wie ein Lastenrad einfach klasse und es ergibt sich dadurch noch einmal ein klarer Imagegewinn. Das dürfte auch für andere Ausleihstationen interessant sein, die ein gewisses Klientel ansprechen. Vielleicht nicht für jeden Metzger, aber die richtige Zielgruppe wird das honorieren.

VC: Der Buchladen hat vor kurzem den Westfälischen Handelspreis verliehen bekommen. In diesem Zusammenhang hast du mir auch von einem besonderen Moment erzählt.

MN: Ja – für den Preis bin ich im Vorfeld wirklich stundenlang interviewt worden und letztendlich war Rudolf wirklich einer der Punkte, die in der Laudatio im Westfälischen Wirtschaftsforum genannt wurden.

VC: Was müsste noch verbessert und optimiert werden?

MN: Nachdem die Plakate und Flyer nicht mehr im Laden liegen verstehen die Menschen gar nicht mehr, dass man das Rad ausleihen kann. Die Leute denken einfach, das wäre das Rad des Buchladens. Diese Verleih-Option muss noch deutlicher auf dem Fahrrad zu lesen sein.

VC: Eine abschließende Frage an dich – ist Mengede eigentlich ein Fahrradstadtteil?

MN: Es hat das Potential dazu! Die Leute sind da, es gibt Neubaugebiete in der perfekten Entfernung zum Ortskern. Es gibt eine große Menge an Menschen, die am Wochenende mit dem Heimatverein Radtouren machen. Das Problem ist, dass hier die Fahrradwege nach außen in die Nachbarorte nicht gut genug ausgebaut sind. Klar kann man hier der NRW-RadRouten-Beschilderung folgen, aber praktische Radwege nach Castrop-Rauxel, nach Lünen-Brambauer, die fehlen. Da muss ich halsbrecherisch auf der Landstraße fahren und das spricht dagegen.

VC: Was müsste man also machen?

MN: Wenn man zum Beispiel nach Castrop fährt sieht man genau wo Dortmund aufhört, nämlich da, wo der Radweg in Castrop dann anfängt. Wir bräuchten gut sichtbare, direkte und praktische Radverbindungen in die umliegenden Orte, die alle in guter Entfernung liegen.

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