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Radstation Dortmund: bis zu 88 € für einmal Abstellen

Dortmund hat ja eine Radstation, nur ist die aktuell auf Leute ausgerichtet, die

1) diese regelmäßig nutzen
oder
2) MO-FR tagsüber wegfahren und wieder kommen.

Eine wichtige Gruppe kann die Radstation zu angemessenen Kosten aktuell nicht nutzen. Das sind all diejenigen, die nicht regelmäßig das Rad am Bahnhof abstellen möchten, weil sie z. B. in Dortmund auch arbeiten, aber vielleicht alle ein bis zwei Monate oder seltener in eine andere Stadt fahren mit dem Zug am Wochenende, um Kulturveranstaltungen zu besuchen oder sich mit Familie/Freunde zu treffen. Bei mir gibt es da ein- vielleicht zweimal im Jahr den Bedarf zu, insbesondere wenn ich mal über den VRR hinaus fahre und das Rad nicht mitnehmen möchte.

Diese Gruppe kann sich eine Jahreskarte kaufen, ohne zu wissen ob sie diese jemals nutzt und muss dafür aus Brechten, Aplerbeck, Salingen etc. extra MO-FR zum Bahnhof fahren. Die Alternative ist, spontan mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren und für 7 Euro spontan zu parken . Das geht 24/7 und ohne vorher einen Chip zu besorgen.

Die Kosten je Abstellen betragen dann:

Nutzungen Kosten Radstation je Nutzung1 Kosten PKW-Stellplatz je Nutzung
0 mal 88,00 Euro 0,00 Euro
1 mal 88,00 Euro 7,00 Euro
2 mal 44,00 Euro 7,00 Euro
3 mal 29,33 Euro 7,00 Euro
4 mal 22,00 Euro 7,00 Euro
5 mal 17,60 Euro 7,00 Euro
6 mal 14,66 Euro 7,00 Euro
7 mal 12,57 Euro 7,00 Euro
8 mal 11,00 Euro 7,00 Euro
9 mal 9,78 Euro 7,00 Euro
10 mal 8,80 Euro 7,00 Euro
11 mal 8,00 Euro 7,00 Euro
12 mal 7,33 Euro 7,00 Euro

Wenn man nur die Parkgebühren betrachtet, kann man zwölf mal das Auto abstellen und es ist noch preiswerter als die Jahreskarte.

in Unna würde jedes Abstellen des Rades 1 Euro kosten und man müsste mindestens überschaubare 5 Euro für die erste Aufladung ausgeben. Wenn man mehr als 5 Stunden weg ist, ist dort das Parken auch noch teurer, was die Nutzung des Fahrrades attraktiver macht. Jede Stunde kostet im Bahnhofsparkhaus 1,20 Euro. Das sind bei 5 Stunden schon 6 Euro, bei 7 Stunden schon 7,20 Euro. Ab 20 Uhr kostet die Stunde die Hälfte. Und im Gegensatz zum Hbf in Dortmund ist die Einfahrt nicht immer möglich.

Ja, die Gelegenheitsnutzer*innen am Abend und Wochenende kann die Radstation theoretisch nutzen … Aber wer kann bzw. will es sich leisten, 88 Euro auszugeben, ohne zu wissen, ob man das Angebot dann nutzt? Das ist nur ein kleiner Teil der Bevölkerung. Allein schon, dass man im Voraus extra eine Jahreskarte erwerben muss, wird viele abschrecken – egal wie teuer die ist. Und wie groß ist der Anteil an der Bevölkerung, der die o.g. Abstellkosten für das Fahrrad für angemessen findet – gerade im Vergleich zu den spontanen Nutzer*innen tagsüber MO-FR?

Der Kreis Unna hat nicht nur mehr Abstellplätze in Radstationen je Einwohner*in sondern denkt genau an diese Nutzergruppe und bietet Prepaid-Chips an.

 

Alternativen gibt es keine wirklichen. Wer stellt abends schon sein gutes Fahrrad an den meist überlaufenen Fahrradständern am Hbf ab? Auch ein Leihradstation ist für die wenigsten Bürger*innen gut zu erreichen, schließlich gibt es die Stationen fast nur in der Innenstadt.

Metropolrad Ruhr Standorte (Screenshot https://www.metropolradruhr.de/de/standorte/)

Das man die Radstation radfahrend gar nicht erreichen kann, ist dann nur eine Fußnote bei der dortmunder Untalentiertheit was den Rad- und Fußverkehr anbetrifft.

Nur zu Fuß zu erreichen: Radstation Dortmund (Foto: Norbert Paul)

Ein typischer männlicher, hemdsärmlich argumentierender Verwaltungsmitarbeiter wird sagen: „Man kann ja auch mal schieben.“ Ob die das – nicht nur hier – auch schmerzfrei dem Add-Bike-Fahrer sagen würden? Schließlich kann er sein Add-Bike ja neben dem Rollstuhl herschieben. Oder ob die das der Oma Erna sagen, die zwar noch Radfahren kann, aber der die Kraft fehlt, ein Fahrrad zu schieben? Ob sie das dem Radfahrer mit viel Gepäck oder der Liegeradfahrerin zumuten, wenn die vor ihnen stehen?

Ergänzung 05. 01. 2018 12:29

der Betreiber bestätigt, dass die aktuellen Preise 1 Euro/8 Euro/88 Euro (Tag/Monat/Jahr) sind.

Ergänzung 10. 02. 2018 21:28

In Karlsruhe kann man rund um die Uhr als Tagesnutzer*in die Anlage nutzen. Die Jahreskarte ist billiger und es gibt eine Semesterkarte. Wenn man will …

Update 23.07.2022 22:45

Laut Betreiberseite gibt es inzwischen auch Monatskarten für den 24/7-Zutritt, die Rechnung oben stimmt somit nicht mehr.

1 Auf der Webseite des Betreibers fehlt die Angabe zu den Kosten der Jahreskarte. Die 88 Euro stammen aus der Stadtverwaltung.

Norbert Paul

Norbert Paul ist per PGP-Schlüssel erreichbar (Testphase) über die E-Mail-Adresse norbert.paul@velocityruhr.net

13 Gedanken zu „Radstation Dortmund: bis zu 88 € für einmal Abstellen

  • Michael HA

    Es ist ja schwierig an genauere Informationen zur Dortmunder Radstation zu kommen, denn die Infos von Dobeq sind recht dürftig. Wenn ich es richtig verstehe, geht es dir darum, dass ein 24-Stunden Zugang nur für Jahreskarteninhaber möglich ist und du ziehst den Vergleich, dass es für ein Tagesticket für Autofahrer einen 24 Stunden-Zugang gibt. Was ist z.B., wenn ich ein Tagesticket (50 cent) löse und das Rad erst am nächsten Tag abhole? Muss ich dann ein zweites Tagesticket nachlösen oder gilt mein Tagesticket 24 Stunden lang? Es gibt dann noch das Monatsticket. Vielleicht kann man darauf hinwirken, dass zumindest dieses auch den 24 Stunden-Zugang eröffnet.

    Immerhin gibt es eine Radstation. In Hagen ist man lange noch nicht soweit und man hat nur die Möglichkeit die Räder ungeschützt abzustellen.

    Antwort
    • Norbert Paul

      Was ist z.B., wenn ich ein Tagesticket (50 cent) löse und das Rad erst am nächsten Tag abhole?

      Wenn du lang unterwegs bist, sollte das gehen. Nur dumm: Wenn du dein Rad Freitag Abend abstellst muss der Abend in der Düsseldorfer Altstadt bis Montag 5 Uhr gehen.

      Es gibt dann noch das Monatsticket. Vielleicht kann man darauf hinwirken, dass zumindest dieses auch den 24 Stunden-Zugang eröffnet.

      Das kostet ja insgesamt mehr und erfordert jeden Monat den Besuch der Radstation oder man muss jeden Monat im Voraus überlegen, ob man sich eine Monatskarte holt. Das ist doch nicht alltagstauglich.

      Antwort
      • Michael HA

        Eine Monatskarte ist doch preiswerter als eine Jahreskarte. ;-) Und für die Monatskarte wäre der 24-Stunden-Zugang ein erheblicher Mehrwert.

        Antwort
        • Norbert Paul

          Und du weißt Anfang Januar, in welchem Monat du Abends mal später von auswärts heim kommst oder in welchem Monat das Wetter zu einem Wochenendausflug an den Haltener Stausee einlädt? Ansonsten ist 12 x 8 = 96 teurer als 88 Euro. Und selbst wenn du mit 8 Euro das betrachtest: Du musst vorher zur Radstation und zahlst dann immer noch 1 Euro mehr als beim PKW-Parken.

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          • Michael HA

            NP schrieb: „Ansonsten ist 12 x 8 = 96 teurer als 88 Euro“ Deshalb schrieb ich ja EINE Monatskarte ist preiswerter als EINE Jahreskarte. ;-) Für deine Beispielfälle ist die Radstation von den Zugangsregeln nicht geeignet. Dem habe ich auch nicht widersprochen. Trotzdem gibt es auch Fälle, z.B. wenn einer nur ein paar Wochen in Dortmund arbeitet, für den der 24-Stunden-Zugang zweckmäßig sein kann und da würde sich auch die Monatskarte lohnen.

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            • Norbert Paul

              Gut, das stimmt auch, aber wer hat alle Reisen nach außerhalb von Dortmund in einem einzigen Monat im Jahr. Wobei auch bei den Monatskarten die Frage ist, wie die gelten. 31 Tage oder Kalendermonat – parallel zur Tageskarte mit 24 h vs. Kalendertag. Entsprechend wäre das auch bei der Jahreskarte zu fragen.

              Klar, es gibt viele Fälle, wo die Station sinnvoll ist. Aber es wird immer viel davon geredet, dass man die „Autofahrer“ erreichen will, aber dafür dürfen die Hürden nicht hoch sein. Der muss sich sagen können: Geiles Wetter und Jupp/Roman/Kevin (je nach Alter) fährt doch auch regelmäßig zum Bahnhof und ich fahre dann heute auch mal. Und – so die Hoffnung – da stellt der dann fest, wie flott man aus Huckarde am Bahnsteig ist und dann probiert er es nochmal aus. Setzt voraus, dass er nicht der Wegweisung gefolgt ist und irgendwo gelandet ist, sondern einen bekannten Weg gefahren ist oder ein Navi genutzt hat.

              Antwort
  • Ich verstehe den Artikel hier nicht so ganz. Was wird an der Radstation in DO bemängelt? Wo kommen in der Beispielrechnung die 88 EUR her? Wieso sollte man so viel für das einmalige Abstellen bezahlen?
    Auf der Seite http://www.dobeq.de/bike/ stehen 5 EUR für das Monatsticket oder 0,50 EUR pro Tag. Das finde ich mehr als Fair. Wenn man sein Rad das ganze Jahr unterstellen möchte werden 55 EUR fällig. Wieso muss ich also 88 EUR ausgeben wenn ich die Dienste des Bewachten Parkens nicht in Anspruch nehmen möchte? Warum kein Tagesticket?

    Auch die Öffnungszeiten finde ich okay. Mo. – Fr. 05.30 – 22.30 Uhr oder Sa. 10.00 – 18.00 Uhr und So. + Feiertag 10.00 – 16.00 Uhr.

    Ich kenne Station in Dortmund nicht, nutze aber den Service in Essen und Mülheim, dort funktioniert das System für mich sehr gut. Wenn man die Öffnungszeiten im Auge behält kann man sein Rad sehr flexibel und güstig unterstellen.

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    • Norbert Paul

      Für alle, die ihr Rad Montag bis Freitag abstellen und abholen und das regelmäßig machen, ist da alles in Ordnung.

      Es geht in dem Artikel, wie geschrieben um die Leute, die keine Berufspendler sind und z. B.
      – am Samstag nach Düsseldorf in die Altstadt wollen und theoretisch ein Tagesticket bräuchten, das aber nicht zu bekommen ist am Samstag.
      – Abends nach Essen ins Kino fahren und ihr Rad zwar abgeben können, aber wenn sie zurück kommen, dann kommen sie nicht mehr an das Rad.
      – am Freitag Abend auf den Weihnachtsmarkt nach Münster fahren und die ihr Rad am Montag wieder abholen können, wenn sie nicht bis 22 Uhr zurück sind
      – am Sonntag Verwandte in Soest besuchen wollen und kein Tagesticket bekommen können.

      Wie in der Fußnote geschrieben, stammen die 88 Euro für die Jahreskarte von einem Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung. Die Infos auf der Webseite stimmen meines Wissens nach nicht mehr.

      Für die o. g. Nutzer*innen, die spontan, aber selten die Station nutzen, ist eine Jahreskarte die einzige sinnvolle Alternative, um spontan die Radstation nutzen zu können.

      Es gibt keine Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag. Und um 22 Uhr ist auch Schluss. Keine Ahnung, wo du die Zeiten her hast.

      Antwort
    • Norbert Paul

      Siehe Ergänzung. Es sind 88 Euro für die Jahreskarte.

      Antwort
  • Wenn Deine Recherchen stimmen (und davon gehe ich bei Dir natürlich aus), dann hast Du vollkommen recht.

    Dortmund hat eine tolle Radstation. Ja. Aber wenn man dort sein Rad am Wochenende nicht mal eben spontan abstellen kann, dann ist das Humbug.
    Ich bin in Besitz eines von Dir erwähnten Prepaid-Zugangs für die Radstationen im Kreis Unna. Das ist nötig für den Fall, dass ich mal am Wochenende nach Düsseldorf will und die RB53 vor allem sonntags erst so spät den Betrieb aufnimmt. Dann schnappe ich mir mein Rad und fahre nach Schwerte, wo ich es dann in Sicherheit weiss, während ich im Zug gen Düsseldorf oder weiß Gott wohin sitze.

    Erst so ein Zugang macht eine Radstation wertvoll, und das nicht nur am Wochenende. Denn nicht jeder Arbeitnehmer sitzt von 8 bis 15.30 Uhr in irgendeinem Büro, sondern es wird oft in drei Schichten gearbeitet.

    Antwort
    • Norbert Paul

      Du bist ja früh unterwegs. ;-) Und es gibt sicherlich 100 andere Fallkonstellationen, aufgrund derer man halt auch als regelmäßiger Alltagsradfahrer die Radstation brauch.

      Studierende, die z. B. die Marta in Herfort besuchen wollen, können dort Di ab 16 Uhr und jeden 1. Mi im Monat ab 18 Uhr kostenlos ins Museum, wenn man auf’s Geld achten muss. Gerade der Mittwoch bietet sich an. Das kann man nach der Uni schaffen. Nur kann man nach Herford das Rad nicht umsonsten mitnehmen mit dem Semesterticket. Und in Herford braucht man es für 5 Minuten Fußweg nicht. Realistisch ist man erst nach 22 Uhr zurück in Dortmund: 20:50 ab Herford, an um 22:04 mit dem RE 6. In anderen Städten richtet man sich nach wichtigen Ankunftszeiten und ich finde den letzten RE, der ganz Westfalen durchquert, eine wichtige Verbindung. Von 22:15 + z. B. max. halbe Stunde bei Verspätung würden auch andere Strecken profitieren, z. B. der RE 4 aus Aachen an um 21:51. Jeder weiß, dass der RE 4 gerne mal 5 Minuten später da ist.

      Problem hier ist, dass man das Rad zwar abgeben kann, nicht aber abholen kann.

      Antwort
  • * Die 88,- EUR/Jahr findet man auf ’ner png-Datei der dobeq-Hauptseite.
    * Für 20,- EUR einmalig zu zahlenden Pfand kann man in Dortmund ’n Chip erhalten, mit dem man auch nach Ende der Öffnungszeit (und am Wochenende) in die Radstation gelangt. Ob das nur für Monats- bzw. Jahreskarteninhaber gilt, weiß ich nicht.
    * Verglichen bspw. mit Münster (80,- EUR/Jahr) hält sich der Preis noch im Rahmen; ok, in MS kann man auch am Wochenende ans Fahrrad, aber auch ›nur‹ bis 23 Uhr.
    * Münster kann sogar noch teurer: 60,- EUR/Halbjahr bzw. 100,- EUR/Jahr für einen »persönlichen Stellplatz«.
    * Trotz des Fußgängerzonen-Schildes hab ich noch nie einen Radfahrenden ihr/sein Rad über den Bahnhofsvorplatz schieben sehen. Außer vllt., wenn man direkt aus dem Bahnhof kommt.

    Antwort
    • Norbert Paul

      Der 24/7-Zugang ist nur für Dauerkarten, steht ja so auch in der Datei, die du verlinkt hast. Gäbe es die auch für andere, gäb es das geschilderte Problem nicht.

      BTK Nr. 141169: „Sie benutzten als Radfahrer den Fußgängerbereich, obwohl dieser für Sie durch Zeichen 239/242.1, 242.2 *) gesperrt war. § 41 Abs. 1 iVm Anlage 2, § 49 StVO; § 24 StVG; 141.4 BKat“ macht 15 Euro. Das die Stadt bei der Planung der Radstation nicht mitgedacht hat, ist dafür unerheblich.

      Antwort

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