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Hälfte der Bevölkerung will Veränderung

(ADFC Bundesverband) Im Vorfeld des „Internationalen PARK(ing) Day“ hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Die Hälfte aller Bundesbürger wünscht sich eine andere Aufteilung des öffentlichen Raumes. 87 Prozent von ihnen wollen mehr Platz für Begegnungen, Rad- und Fußverkehr, 50 Prozent wollen diese Veränderung zulasten des Autoverkehrs. Der ADFC sieht das als Bestätigung, dass die Verkehrswende von breiten Bevölkerungsschichten gewollt ist.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Großbaustelle der nächsten Bundesregierung ist die Verkehrswende. Nur wenn es gelingt, den größten Teil des Stadtverkehrs auf Fuß, Rad und ÖPNV zu verlagern, bleiben Menschen und Waren mobil und Städte lebenswert. Beim Parking Day zeigen Bürgerinnen und Bürger an immer mehr Orten, wie sie leben wollen: Mit mehr Platz zum Verweilen, zum Spielen, Schlendern und für das Radfahren. Und mit weniger Dominanz des Autos. Jetzt haben wir auch die Zahlen zu diesem Bedürfnis. Politiker, die gewählt werden wollen, sollten das ernst nehmen!“

Großteil will, dass der Autoverkehr Platz abgibt
Nur 10 Prozent der Bundesbürger sprechen sich für mehr Parkplätze und Kfz-Fahrbahnen aus. Bei den weiblichen Befragten liegt der Wert sogar nur bei 8 Prozent. Ein Großteil der Menschen (87 Prozent der „Veränderer“ bzw. 42 Prozent der Gesamtbevölkerung) wünscht sich mehr Platz für aktive Mobilität und attraktive Aufenthaltsorte. Gefragt, woher der gewünschte Platz genommen werden soll, antworten die meisten (49,8 Prozent) „vom Autoverkehr“. Bei den Frauen ist der Ausschlag noch deutlicher (55,2 Prozent).

Bundesweite Aktionen zum PARK(ing) Day
Am kommenden Freitag (15.9.) verwandeln Engagierte in ganz Deutschland Auto-Parkplätze für ein paar Stunden in etwas, das ihnen besser gefällt. Sitzecken, Cafés, Mini-Gärten, Spielplätze und temporäre Radspuren. […]

Über die Umfrage
Die repräsentative Umfrage „Platz für Begegnungen“ wurde vom Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des ADFC im August 2017 im Rahmen einer Mehrthemenuntersuchung durchgeführt. Befragt wurden 1.090 Bundesbürger ab 14 Jahren in persönlichen Interviews.

Pressemitteilung

Alle hier veröffentlichten Pressemitteilungen geben die Meinung des Herausgebers wieder und nicht unsere. Wir mögen Meinungspluralismus. Die Überschriften stammen in der Regel von uns. Kleinere, notwendige Anpassungen z. B. zur korrekten Angabe eines Termins/Datums wie »heute« statt »gestern« werden nicht gesondert gekennzeichnet.

27 Gedanken zu „Hälfte der Bevölkerung will Veränderung

  • Alfons Krückmann

    Da hat ja der Bundesverband bzw. die Bundesgeschäftsführung wieder ein echtes Meisterwerk rausgebracht.
    Nervige Zahlensuggestionen kennen wir ja zur Genüge aus den Häusern von Dobrinth, VW, BMW und Co.
    Jetzt also auch der ADFC?
    Ein Blick in die Studiendaten zeigt schnell:
    Fast 2/3 der Bevölkerung (61%) wollen alles beim Alten lassen (51%) oder gar dem Autoverkehr mehr Platz einräumen (10%).
    Mehr Platz fürs Rad: leider nur jede(r) fünfte.

    Wenn eine beauftragte Studie ein derart ernüchterndes Resultat bringt gibt es wohl nur 3 Möglichkeiten:
    – Schublade
    – ehrlich kommunizieren
    – ein verfälschendes Spinning mit selektiver Darstellung in Grafik und Text versuchen in der (berechtigten?) Hoffnung, dass der Schwindel nicht auffällt, und die Rezipienten forthin glauben, dass die breite Mehrheit mehr Platz für Rad Fuß und Aufenthalt haben will, sowie die Hälfte der Bevölkerung dem Auto Platz wegnehmen will.

    Ob sich die von der ADFC Geschäftsführung gewählte Variante 3 aber auf Dauer auszahlen wird?

    Antwort
    • Norbert Paul

      An der Erhebung an sich kann man m. E. nichts grundlegendes kritisieren. Es wurde nicht suggestiv gefragt. Die Darstellung der Ergebnisse im eigenen Interesse kann man einem Interessenverband nicht vorwerfen.

      Und es gibt ja durchaus Differenzen zwischen Stadt und Land bei den Antworten und wenn es dort, wo es dringend der Veränderung bedarf auch mehr Zustimmung dazu gibt, nämlich in den Städten, dann ist dass durchaus ein relevantes Ergebnis.

      Antwort
  • Alfons Krückmann

    Die Erhebung an sich habe ich doch auch mit keinem Wort kritisiert. Weder von der Fragestellung her, noch sonstwie.

    Es geht mir um die manipulative Darstellung der Umfrage, wobei ich sehr wohl denke, dass eine „Darstellung der Ergebnisse im eigenen Interesse“ unredlich sein kann, und dann auch tatsächlich unredlich ist, wenn Präsentation/erster Eindruck und die realen Umfragedaten derart stark auseinanderklaffen.

    Was wird denn hier bei dem heute üblichen ‚Querlesen‘ hängenbleiben?
    Mehrheit will weniger Platz für Autos
    Mehrheit will mehr Platz für Begegnung und/oder Rad.

    Beide Aussagen sind allerdings (die Umfragedaten zugrundegelegt) grundfalsch. Sowas ist m.E. eindeutig eine bewußte Manipulation in der PRÄSENTATION der erhobenen Daten.
    Kurzdarstellung und Grafiken haben mit der Langfassung und den erhobenen Daten übereinzustimmen und nicht mit diesen überkreuz zu liegen.
    Sonst können wir ja gleich zum Trump-Lager wechseln.

    Antwort
    • Norbert Paul

      Die Erhebung an sich habe ich doch auch mit keinem Wort kritisiert. Weder von der Fragestellung her, noch sonstwie.

      Erwähnte ich auch nur, weil es bei vielen durch die verkehrspolitische Szene gereichte Studien schon daran mangelt.

      Antwort
      • Alfons Krückmann

        Stimmt leider.
        Unredliches Statistikdesign (aber auch unrediche Ergebnispräsentation) ist Alltagsgeschäft der PR geworden. Eine ganze Branche lebt davon.
        Wir ohnehin Deutungshoheit bzw. Definitionmacht hat kommt damit in aller Regel sogar durch.
        Aber gerade für in Opposition stehende ‚Bewegungen‘ sind solche Manipulationen ein Killer für die dingend notwendige Glaubwürdigkeit.
        Ich erinnere mal an das Greenpeace Debakel mit brent-spar, das – obschon nicht absichtlich manipuliert wurde – erhebliche Reputation gekostet hat (greenpeace damals: über 5.000 tonnen Restöl, Shell hatte recht mit ca, 100 tonnen)
        https://web.archive.org/web/20131101192357/http://www.greenpeace.de/themen/oel/brent_spar/artikel/glaubwuerdigkeit_das_wichtigste_kapital_einer_ngo/

        Antwort
        • Norbert Paul

          Einfach die Studie aus der anderen Perspektive nutzen: Kaum jemand will mehr Platz für das Auto. :-)

          Antwort
  • MatthiasO

    Also ich kann der Aufregung nicht folgen: Die Graphiken sind korrekt, sowohl in den Bildunterschrifen als auch im Text werden die richtigen Bezüge hergestellt. Von „grundfalsch“ und „überkreuz liegen“ kann meiner Auffassung nach keine Rede sein.

    Für mich sind die Daten für Großstädte (hier >100.000 EW, z.B. also Bochum) interessant. Da stehen 146 Menschen, die gar nichts verändern wollen (also auch nicht mehr Platz für Autos fordern), 169 Menschen gegenüber, die die Flächenaufteilung lieber zugunsten von Rad- / Fußverkehr und Aufenthaltsqualität verschieben wollen. Das ist doch ein deutliches Zeichen für ein Veränderungsbedürfnis.

    Auch noch in der nächstkleineren Bevölkerungsstärkenkategorie, zu der z.B. Hattingen zählen würde, ist das Ergebnis relevant: Nur 157 Personen finden die gegenwärtige Situation gut, 126 aber sehen Verbesserungspotential für eine menschengerechetere Stadtgestaltung. (Wobei eine Umfrage hier in Hattingen wegen der abseits der Innenstadt ziemlich autozentrierten Gestaltung des Stadtraumes vermutlich andere Ergebnisse gebracht hätte.)

    Das sind in jedem Fall Werte, die belegen, dass die Bevölkerung Veränderungen will. Negativ für die Anstrengungen für mehr Freiraum, mehr vernünftige Mobilität usw. wäre das Ergebnis nur gewesen, wenn eine weit überwiegende Anzahl an Personen entweder den Ausbau der MIV-Infrastruktur oder aber ein Festhalten am status quo gefordert hätte. So aber ist die Gruppe der Veränderungswilligen so groß, dass jede Politikerin und jeder Politiker gut beraten wäre, den Veränderungswilligen zuzuhören und entsprechend zu handeln. Und die Verwaltungen sowieso – im Rahmen ihrer parlamentarischen Aufträge und darüber hinaus in Form von guter fachlicher Beratung der Politik.

    Antwort
    • Norbert Paul

      Die Grafiken sind nicht falsch, aber man nimmt in Kauf, dass bei der flüchtigen Betrachtung eine andere Botschaft wahrgenommen wird, als die Ergebnisse hergeben. Würde man alle Antworten einbeziehen, sähe die Grafik anders aus.

      Wer sich nicht mit der Studie beschäftigt, weiß sicher nicht, was mit „Veränderer“ gemeint ist. Lesen müsste man: „Die Minderheit, die überhaupt Veränderungen will“. Also ich würde als unbedarfter Leser nicht daraus lesen. Wenn man nur die Grafik hat, kommt kaum jemand darauf, dass die Mehrheit keine Veränderung will.

      Das ist natürlich nur eine Skizze für eine Grafik. Auch etwa in diese Richtung wäre denkbar:

      Darauf will Alfons hinaus, glaube ich.

      Antwort
      • Alfons Krückmann

        @Norbert
        Ja!
        Danke. genau das meinte ich.

        Heute (16.9.) ‚fake news‘ in den westfälischen Nachrichten (WN):
        „Bei seinen Forderungen sieht der ADFC einen Rückhalt in der Bevölkerung und bezieht sich auf eine repräsentative Umfrage „Platz für Begegnungen“, die vom Marktforschungsinstitut GfK im Aurtrag des ADFC im August diesem jahres unter 1090 Bürgern ab 14 Jahren durchgeführt wurde.
        Danach wünschen sich 87 Prozent der Bundesbürger mehr Platz für Begegnugen, Rad – und Fußverkehr. Die Hälfte von ihnen will laut Umfrage diese Veränderungen zulasten des Autoverkehrs“

        ‚Fake news‘ vom ADFC BW:
        „Der ADFC Baden-Württemberg freut sich insbesondere über die Tatsache, dass in Baden-Württemberg der Wunsch, dem Autoverkehr Fläche wegzunehmen, noch größer scheint als in anderen Bundesländern“, so die ADFC Landesvorsitzende, Dr. Gudrun Zühlke. Ein Großteil der Menschen wünscht sich mehr Platz für aktive Mobilität und attraktive Aufenthaltsorte. Gefragt, woher der gewünschte Platz genommen werden soll, antworten die meisten (49,8 Prozent) „vom Autoverkehr“. In Baden-Württemberg war dieser Anteil mit 59,2% sogar nahezu 10% höher. “

        ‚Fake news‘ vom ADFC HH (via Twiter)
        GfK-Umfrage: 87 % der Bundesbürger wollen mehr Platz für die Menschen, 50 % wollen weniger Platz für Pkw

        … … …

        Genau sowas war doch abzusehen. Kalkulierte Produktion von Fake-News im Trump-Style.
        Das einfach mal den unter starkem Zeitdruck stehenden JournalistInnen oder den ADFC Landes/Kreis/Ortsverbänden in die Schuhe zu schieben zieht m.E. nicht. Die Präsentation der Ergebnisse legt exakt diese (Miss-)deutung nahe.

        @Matthias:
        Beim Vergleich von 146xStatusQuo vs. 169xRadFußBegegnung unterschlägst Du mal eben die 44 Personen, die sich für eine Umverteilung zugunsten des Autoverkehrs ausgesprochen haben.
        Du verdrehst die Ergebnisse der Studie – was die Mehrheiten angeht – ins Gegenteil.
        Tatsache ist:
        146x Status Quo (also autozentriert)
        44x Umgestaltung pro Auto
        versus
        169x Umgestaltung pro Rad/Fuß/Begegnung
        Also 190 zu 169
        Selbst in den Städten über 100.000 Einw. besteht also laut Umfrage eine klare Mehrheit für StatusQuo oder ProAuto Umbau. RadFußBegegnung ist leider nur eine Minderheit.
        Auch beim zweiten Beispiel unterschlägst Du die Zahlen ‚pro Auto‘.
        Ergebnis leider 187 (StatusQuo/Auto) zu 126 (Rad/Fuß/Begebnung)

        Die Werte belegen insgesamt zweierlei:
        Die eindeutige Mehrheit (über 60%) will StatusQuo oder mehr Platz für Auto, eine relevante Minderheit (39%) will Veränderung für Rad/Fuß/Begegnung

        Deine Einschätzung
        “ Negativ für die Anstrengungen für mehr Freiraum, mehr vernünftige Mobilität usw. wäre das Ergebnis nur gewesen, wenn eine weit überwiegende Anzahl an Personen entweder den Ausbau der MIV-Infrastruktur oder aber ein Festhalten am status quo gefordert hätte. “
        teile ich, aber exakt das ’negativ‘ ist doch der Fall.
        Oder ist 61% zu 39% für Dich nicht „weit überwiegend“ ?

        Ein Blick in Norberts Grafik macht das allerdings schneller verständlch als meine langen Textwüsten.

        Antwort
        • Alfons, das stimmt. Wenn man alle Zahlen berücksichtigt, dann kommt Dein Ergebnis heraus.
          Worauf ich aber hinauswollte bzw. woran ich glaube, ist, dass diejenigen, die den status quo beibehalten wollen eben auch nicht wollen würden, dass das Auto noch mehr Platz bekommt. An sich kann man auch die 169 Menschen, die mehr Rad/Fuß/Begegnung wollen, den nur 44 gegenüberstellen, die mehr Autos wollen. Egal, was man tut – die Konservativen finden jede Veränderung schlecht. Gleichzeitig ist das aber auch die Masse an Menschen, die vielleicht nur noch nicht entschieden hat, was sie eigentlich gut finden soll und die sich noch nicht mit der Thematik auseinandergesetzt hat?

          Auf alle Fälle aber kann man meiner Meinung nach durchaus betonen, dass 79% derer, die mit der gegenwärtigen Situation unzufrieden sind, lieber mehr menschenfreundliche Städte hätten.

          Und ja, das ist natürlich eine Betrachtung im Sinne der Veränderung hin zu freundlicheren Städten – falsch wird das dadurch aber nicht. Das würde ich nun wirklich nicht mit „alternativen Fakten“ vergleichen.

          Antwort
          • Norbert Paul

            Es ist auch nicht überraschend, dass die Mehrheit keine Veränderung will. Das ist zutiefst menschlich. „Nicht mehr Platz für den Autoverkehr“ ist als Mehrheitsmeinung kaum geeignet, eine Umverteilung zu begründen.

            Es bleibt fraglich, was einem das erwartbare Ergebnis bringt. Wenn man doch was ändert und dann nach einiger Zeit fragt, wird wiederum die Mehrheit sich mit dem Zustand arrangieren und sagen, sie würden keine Änderung wollen.

            Antwort
        • Norbert Paul

          Den Ausdruck „Fake News“ finde ich hier falsch. Die Grafiken sind ja nicht falsch. Das Problem ist, dass eine sachgerechte Kontextualisierung fehlt. Das ist aber auch Aufgabe der Journalisten und hätte ich einen Artikel dazu geschrieben, hätte ich das zumindest gemacht. Aber ich habe ja erst ein mal Schreibdiät. Schon die Original-Unterüberschrift der PM

          Jeder Zweite wünscht Neuaufteilung des Stadtraums

          gab einen ausreichenden Hinweis, wenn man die Meldung aufmerksam liest, dass man sich besser mal die Original-Daten angucken sollte. Auch Sätze wie

          Ein Großteil der Menschen (87 Prozent der „Veränderer“ bzw. 42 Prozent der Gesamtbevölkerung) wünscht sich mehr Platz für aktive Mobilität und attraktive Aufenthaltsorte.

          geben einen ausreichenden Hinweis, dass man aufpassen muss, was die Zahlen sagen. Wenn das Journalisten aus quer gelesen PM und nicht richtig angeschauten Grafiken Unsinn machen, liegt das vor allem an den Journalisten. Aussagen von Lobbyisten zu prüfen ist nicht Aufgabe der Lobbyisten.

          „Fake News“ bezeichnet für mich Meldungen, denen eben jeglicher Faktenbezug fehlt. Aber selbst in der Original-Pressemitteilung heißt in der Unterüberschrift „Jeder Zweite wünscht Neuaufteilung des Stadtraums“.

          Antwort
          • Alfons Krückmann

            Da stimme ich zu.
            Ich schrieb ja auch eingangs von „ein verfälschendes Spinning mit selektiver Darstellung in Grafik und Text „.
            Den Modebegriff ‚fake news‘ hab ich nicht für die ursprüngliche PM des Bundes-ADFC verwendet, sondern explizit für die drei obigen Beispiele (WN, ADFC BW, ADFC HH), wo dann auch ganz eindeutig News verbreitet wurden, die sachlich ganz definitiv falsch sind.
            Da halte ich den Begriff auch für einigermaßen legitim.
            Dass z.B. bei der WN – wie Du zurecht kritisierst – journalistisch nicht sauber gearbeitet wird …
            ja nun, in Zeiten von mickrigsten Zeilengeldern, die sich im freien Fall nach unten befinden ist es nun mal bekanntermassen so, dass die Zeit für Recherche nicht mehr genommen wird.
            Deswegen funktioniert der – kalkulierte – Übertrag von Lobby-spinning zu anschliessenden Presse fakenews ja auch so gut. Wie praktisch.
            Dass Du selbst das sauber handhaben würdest und dir die Daten ansähest glaub ich sofort, dafür sprechen ja auch die zig interessanten und gut geschriebenen Artikel von Dir, aber sowas ist halt längst nicht mehr die Regel.

            Antwort
            • Norbert Paul

              zig interessanten und gut geschriebenen Artikel von Dir

              Danke.

              Antwort
  • Norbert Paul

    Und die nächste, nun amtliche Umfrage (Fahrrad-Monitor) will nun belegt haben, dass entgegen der Einschätzung des ADFC die Mehrheit der Radfahrer*innen sich sicher fühlt bei Radfahren und etwa jeder vierte noch nie Rad gefahren ist.

    Wenn man dann in die Dokumentation guckt, steht auch da wieder was anderes als in der PM. Da sind es 77 % die das Rad wenigsten selten nutzen – das ist was anderes als noch nie genutzt. In die Pressemitteilung hat es auch die Info, dass das beliebteste Verkehrsmittel das Auto ist, nicht geschafft. In den zentralen Ergebnissen steht dann auch soetwas sinnfreies wie „Das Sicherheitsgefühl beim Radfahren bleibt nahezu konstant bei 53 Prozent im Jahr 2017. “

    Interessant finde ich, dass sich diejenigen am unsichersten fühlen beim Radfahren, die am wenigsten fahren.

    Leider fehlt mir gerade die Zeit, mir das im Detail anzugucken.

    Antwort
    • Alfons Krückmann

      Wirklich erstaunlich ist dabei die PM.
      http://www.adfc.de/news/87-prozent-finden-bundesregierung-nicht-fahrradfreundlich
      Hat es sozusagen ‚in sich‘.
      „Verkehrspolitik und Planer haben 20 Jahre lang auf die falschen Pferde gesetzt.“ posaunt da der geschäftsführende Münsteraner Obertheologe.
      2017 minus 20 Jahre, was war denn da?
      Die StVO Novelle soll also im Hinblick auf die Schilderwaldnovelle in Richtung Wiedereinführung der allgemeinen Benutzungspflicht rückabgewickelt werden.
      Deutete sich ja schon in der Kontroverse zwischen Monheim und Koopmann an.
      Das VPP ist endgültig – was das angeht – das Papier nicht mehr wert auf dem es gedruckt wurde.
      Ins gleiche Horn bläst der nächste Halbsatz:
      „müssen Radfahrer heute entweder am Rand der Kfz-Fahrbahn im rasanten Autoverkehr mitfahren “
      Da ist nun genau das formuliert, was ich seit vielen Monaten bemängele bzw. befürchte: die allgemeinen Fahrbahnen werden umdeklariert zu „Kfz-Fahrbahnen“.
      Durchaus geschickt so ein ‚wording‘ nach und nach quasi zwischen den Zeilen zu etablieren. Nennt sich wohl ’strategische Kommunkikation‘ im Rahmen ‚professionellen Campaignings‘, heisst aber schlicht nichts anderes als ‚Autobahnisierung‘ unseres gesamten für den Kfz Verkehr relevanten Verkehrsnetzes.
      Im Jahr 5 nach Stork gehört Radverkehr endgültig auf die Nebenanlagen abgeschoben, die natürlich – Stork sei Dank – innerhalb den nächsten 50 oder 100 Jahre bestimmt auf einen ganz tollen Standard gebracht werden.
      Nach der großangelegten Angstkampagne gegen das Fahrbahnfahren (subjektive Sicherheit), nach „Autos verbieten ist Käse“ und „Radwege statt Fahrverbote“, nach ‚Intensivradler sind nicht unsere Zielgruppe‘ nun also die beginnende Kampagne für die Wiedereinführung der allgemeinen Bnutzungspflicht.
      Der Widerstand der Fraktion ‚ich fahr auch öfters mal mit dem Rad‘ wird sich in Grenzen halten, und schliesslich ist der ADFC laut Stork ja für – aufs Auto verzichtende – ‚Intensivradler‘ eh nicht zuständig. Anschlussfähig zu CSU, AfD, FDP, CDU und Grünen ist die Radwegbenutzungspflicht allemal.
      Und wenn sich da ein paar Hanseln aus der Ecke der ohnehin randständigen und unmodern gewordenen ökologischen Verkehrswissenschaft mal aufregen, who cares.
      Da haben wir nun nicht nur wieder Nazis im Reichstag, sondern sind auch beim Radverkehr wieder bei 1936 angekommen.

      Antwort
      • Norbert Paul

        Die Radwegbenutzungspflicht würde ich nicht als im Kern nationalsozialistisches Machwerk ansehen, da die Befürwortung davon schlicht ohne nationalsozialistische Ideologie funktioniert und nicht plötzlich vom Himmel gefallen ist. Die Einführung kann man sicherlich besser zeitgeschichtlich erklären als aus den politischen Mehrheiten damals.

        Ich habe mal angefangen, dass nachvollziehen zu wollen mit der Einführung der Benutzungspflicht, aber so alte Gesetze und Begründungen muss man auch erst einmal auftreiben. Noch bin ich da also noch dabei. Die im Web gerne mal zitierte Pressemitteilung gibt es beim Bundesverkehrsministerium nicht mehr. Da hätte ich ins Bundesarchiv fahren müssen, um mal da zu gucken.

        Tatsächlich scheint mir die Diskussion um Radwege ja-nein so alt zu sein, wie der Radverkehr und seit das Fahrrad den Status eines Prototypens verlassen hat, wird diese Debatte mit ziemlich den gleichen Argumenten geführt. Vielleicht erlebe ich es noch, dass außer mir noch jemand das anders betrachtet und an den Anfang die Frage stellt, ob wir lieber in einer Gesellschaft der Trennung leben wollen ohne Minimierung der Verkehrsflächen oder nicht.

        Antwort
          • Alfons Krückmann

            Mist, ich sehe grad, dass das wohl nicht mehr online ist. Sehr schade.
            Evtl. schreibe ich ihn mal an, ob er das nochmal irgendwie online zur Verfügung stellt.
            Derweil nur:
            http://pdeleuw.de/fahrrad/fdf/fdf-218.html
            Evtl. hab ichs noch auf alten Festplatten, ggf. bei Bedarf PM

            Antwort
            • Norbert Paul

              Vielleicht versuche ich bei Gelegenheit, mal die Gesetzesbegründungen etc. aufzutreiben. Die sind manchmal eine wichtige Auslegungshilfe. An die Gesetzestexte ansich kommt man ja mit ein bisschen Recherche-Aufwand heran. Das ist was anderes als die Auswertung einer Zeitschrift. Einen der Aufsätze hatte ich gestern noch auf dem „Noch-zu-Lesen-Stapel“ in der Hand.

              Antwort
  • Michael HA

    Wenn du Volker Briese „Besondere Wege für Radfahrer. Zur Geschichte des Radwegebaus in Deutschland von den Anfängen bis 1940“ meinst, habe ich es hier und schicke es an Norbert.

    Antwort
    • Alfons Krückmann

      Ja genau. Habs bei mir auch grad wiedergefunden. Sehr schade dass es im Netz sozusagen depubliziert ist.
      Der ‚doppelte Charakter‘ von Radwegen besteht ja eigentlich immer noch fort und wird da recht gut historisch nachgezeichnet.

      Antwort
      • Norbert Paul

        Welche Überraschung, dass Stork, glühender Anhänger der städebaulichen Idee der funktionsgetrennten Stadt aus der ersten Hälfte des 20. Jh., beim Fahrradmonitor wieder einmal betont, wie unsicher Radfahren in Deutschland ist. Ich weiß ja nicht, ob man mit diesem „Radfahren ist gefährlich“-Mantra Leute auf das Fahrrad bekommt.

        Von dem exponierten Vertreter einer ALLGEMEINEN Intreressenvertretung der Radfahrer*innen, würde ich nicht nur erwarten, dass er nicht beständig betont, dass Radfahren gefährlich ist, sondern ich würde auch erwarten, dass Sachverhalte korrekt wieder gegeben werden.

        Unter Radverkehrsexperten ist man einig,

        Wenn man nur die als Experten ansieht, die dem eigenen Lager angehören …

        dass das weit verbreitete Unsicherheitsgefühl die zentrale Hürde für die Radverkehrsförderung ist.

        Mein Eindruck ist, dass unter wissenschaftlich arbeitenden Verkehrsplanern eher skeptisch beurteilt wird, ob man so arg viel ändern kann in kurzer Zeit, wenn man nicht restriktiv den Autoverkehr einschränkt. Um das zu verstehen, muss man auf psychologische und soziologische Erklärmodelle zurückgreifen und nicht auf die Akquisearbeit eines kopenhagener Planungsbüros oder argumentationsfreie Twitterblasen. Da geht es dann um als sozial erwünschtes Antwortverhalten, Bequemlichkeit, Wahrnehmungen, …

        Aber immerhin:

        Stork: „[…] Die nächste Bundesregierung hat den Auftrag, Deutschlands Verkehrssystem ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Und das bedeutet: Mehr Rad, mehr Fuß, mehr ÖPNV – und deutlich weniger Auto, egal mit welchem Antrieb.“

        Wann fragt endlich mal jemand die Menschen:

        Würden Sie nachts alleine auf einem ruhigen und dafür von der Straße getrennt liegenden Radweg mit dem Rad fahren?

        Würden Sie ihr Kind nachts alleine auf einem ruhigen und dafür von der Straße getrennt liegenden Radweg mit dem Rad fahren?

        Würden Sie nachts alleine auf einem ruhigen im Wald gelegenen und dafür von der Straße getrennt liegenden Radweg mit dem Rad fahren?

        Würden Sie ihr Kind nachts alleine auf einem ruhigen im Wald und dafür von der Straße getrennt liegenden Radweg mit dem Rad fahren?

        usw. usf.

        Wenn man den Fragen nachgeht, wird Radverkehrsplanung richtig schön komplex, weil man plötzlich Netze bei Dunkelheit und bei Taglicht differenzieren müsste.

        Man sollte mal fragen:

        In Ihrer Umgebung wurden in den letzten X Jahren die Radwege A, B, C neu gebaut. Fahren Sie deswegen nun mehr Fahrrad?

        usw. usf.

        Antwort
        • Peter Maier

          […] ich würde auch erwarten, dass Sachverhalte korrekt wieder gegeben werden.

          Ja, Norbert, die korrekte Wiedergabe von Sachverhalten ist wichtig, wenn man glaubwürdig sein will. Dazu würde z.B. gehören, dass man nicht behauptet, Herr Stork würde in der Pressemitteilung Radfahren als gefährlich darstellen („dass Stork[…] beim Fahrradmonitor wieder einmal betont, wie unsicher Radfahren in Deutschland ist. Ich weiß ja nicht, ob man mit diesem „Radfahren ist gefährlich“-Mantra Leute auf das Fahrrad bekommt.“).

          Tatsächlich weist er völlig zu Recht auf das Problem hin, dass sich 47% der Radfahrenden im Straßenverkehr nicht sicher fühlen. Das ist etwas völlig anderes.

          Diese ständige stumpfe Polemik gegen den ADFC und Herrn Stork mit verzerrten und unwahren Behauptungen nervt.

          Antwort
          • Norbert Paul

            Ich finde schon, dass der verlinkte Artikel primär um die Gefährlichkeit des Radfahrens kreist, wenn man sich vergenwärtigt, welchen quantitativen Anteil das Thema hat:

            aber die Hälfte aller Radfahrenden (47 %) fühlt sich dabei nicht sicher.

            müssen Radfahrer heute entweder am Rand der Kfz-Fahrbahn im rasanten Autoverkehr mitfahren – oder sich auf viel zu schmalen, holperigen Bordsteinradwegen herumquälen.

            85 Prozent fühlen sich im „Mischverkehr“ nicht sicher

            verbreitete Unsicherheitsgefühl

            notgedrungene Fahren auf der Kfz-Fahrbahn ab („Mischverkehr“) – hier fühlen sich 85 Prozent der Radfahrenden unsicher. „Zu viel Verkehr“ macht 71 Prozent unsicher, „zu wenig separate Radwege“ 70 Prozent, „rücksichtslose Autofahrer“ 65 Prozent und „zu schnelles Fahrtempo“ 59 Prozent.

            Die Mehrzahl favorisiert dabei vom Autoverkehr getrennte Infrastruktur: Abseits vom Verkehr geführte selbständige Radwege (61 %) und von der Fahrbahn baulich getrennte Radwege (46 %) bekommen die besten Werte beim Sicherheitsgefühl.

            Die Tatsache, dass aus Sicht der Menschen die Bundespolitik versagt hat, wird zwar auch thematisiert, wäre aber meines Erachtens das Thema schlechthin gewesen.

            Die 47 % ist eine um 47 Prozentpunkte zu hohe Quote bei Unsicherheitsgefühl der Radfahrer*innen, aber eben nicht die Mehrheit. 53 fühlen sich also wohl offensichtlich auch im „bösen“ Ist-Zustand schon nicht unsicher.

            Wenn Stork (wieder mal) sagt

            Verkehrspolitik und Planer haben 20 Jahre lang auf die falschen Pferde gesetzt.

            entwertet er in dieser Zuspitzung in meinem subjektivem Empfinden (dessen Bedeutung betont Stork und Co. ja) des Engagement von 100en oder 1.000en ADFC-Aktiven über Jahrzehnte. Im ADFC gab es bisher verschiedene Strömungen, was sicherlich manchmal zu sehr widersprüchlichen Zielen innerhalb des ADFC führte, aber das war der Preis für das Allgemein in ADFC. Es gab immer die Freizeitradler, die sich nicht für rechtliche Fragen und Standards interessierten und die kein Problem damit hatten, auf Gehwegen zu radeln. Es gab aber immer auch die, die zu Zeiten, als Radverkehr politisch völlig unsexy war, um Verbesserungen gekämpft haben ohne die Deutschland heute nicht eins der wenigen wohlhabenden Länder mit einem relevanten Alltagsradverkehr wäre und ein Land, in dem man trotz aller gegenteiligen ADFC-Bundesverbandsrhetorik ziemlich sicher Rad fahren kann – auch ohne Weste, Helm, Reflektoren und Plastikpömpel. Auch wenn man PBL, in der engeren Fassung ein Konzept für US-amerikanische Straßenquerschnitte, nicht als Weiterentwicklung bisheriger Ansätze betrachtet möchte, wäre das ohne diese Vorarbeit nicht möglich gewesen. Das Politik und Verwaltung heute überhaupt für das Thema offen sind, ist ein Verdienst genau der Leute, die heute die volle Geringschätzung des ADFC-Bundesgeschäftsführers abbekommen, wenn er sagt, ihre Emanzipationsansätze wären falsch gewesen. Genau die Leute haben jahrzehntelang die Basis dafür gelegt, dass etwas wie der Berliner Radentscheid nicht als spinnerte Idee von ein paar weltfremden Ökos politisch bedeutungslos geblieben ist.

            Die Pluralität sehe ich an der Basis immer noch gegeben, daher beziehen sich meine Äußerungen auf die Entwicklung des Bundesverbandes mit der der Name Stork eng verbunden ist und damit auf einen kleinen Teil des ADFC. Selbst Frank ter Veld, aus dem westlichen Referenzland des ADFC Bundesverbandverband kommend und weit entfernt von VHC, ist aufgrund der Entwicklung ausgetreten und soweit ich das verstanden habe, weil er eben gerade nicht den niederländische Geist wiederfindet im ADFC-Bundesverband.

            Traditionell war der Bundesverband eher soetwas wie eine gemeinsame Service- und Koordinierungseinrichtung für die bis heute selbstständigen Ortsverbände. Dann begann ein Wandel, der damit einsetzte, dass der ADFC-Bundesverband begann, die Fehler des ADAC zu wiederholen indem er immer mehr zweifelhafte Angebote für Mitglieder schuf. (Ja, es ist sinnvoll, sich über die Verbandszukunft Gedanken zu machen …) Bis heute verstehe ich nicht, warum der ADFC seinen Mitgliedern Riesterverträge anbietet oder den Rückbau des Eisenbahn-Fernverkehrs in der Fläche indirekt durch die Unterstützung der Fernbusse mit fördert und selbst der Bahn eine Steilvorlage gegen die Mitnahme im ICE lieferte (auch wenn sie nun wohl kommt) – nur um mit Rabatten etc. Mitglieder zu fischen.

            Von dem was auf der Ebene des Bundesverbandes passiert, ist klar zu trennen, was vor Ort passiert. Sicherlich gibt es OV, die inzwischen dem Hype folgen, aber in Dortmund z. B. hat sich das auf die Arbeit des KV nicht durchgeschlagen.

            Nochmal kurz zurück zum Thema Sicherheit. Ich habe in den letzten Jahren viel zu den Themen geschrieben und ich bin mir fast sicher, dass ich das meiste heute anders schreiben würde. Ich tendiere immer mehr dazu, die Frage, ob Weltanschauung 1 oder Weltanschauung 2 sicher ist, schlicht die falsche Frage ist. Sondern die Frage lauten sollte, in welcher Stadt wollen wir leben und wie bekommen wir das dann unter unseren Verhältnissen sicher realisiert.

            So, dass sind jetzt Anmerkungen in einem Web-Kommentar und kein ausgearbeiteten Anmerkungen eines Vollzeit bezahlten Geschäftsführers mit Mitarbeiter*innen.

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