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Hagen lernt von Bochum Teil II

Wie VeloCityRuhr bereits berichtete, fand eine interkommunale Fahrradexkursion mit Hagener und Bochumer Verkehrsplanern statt. Organisiert hatte die Tour der Hagener ADFC, der jedes Jahr mit dem Oberbürgermeister und Städtischen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Ämtern auf Tour geht, um ihnen sowohl Mängel, wie auch Vorschläge für ein besseres Radverkehrsnetz, vom Fahrradlenker aus, aufzuzeigen.
Die Tour wurde von den Bochumern Matthias Olschowy (Nahmobilitätsbeauftragter) und Uwe Herker (Verkehrsplaner) geleitet.

Hagen war zum zweiten Mal als fahrradunfreundlichste Stadt auf dem letzten Platz im deutschlandweiten Fahrradklimatest 2016 gelandet. Zuletzt hatte man versucht mit schmalen Schutzstreifen gegenzusteuern, was offensichtlich bei den Hagenern Radfahrenden überhaupt nicht gut ankam (Link). Da liegt es nahe, mal bei einem Aufsteiger zu schauen, was dort so gemacht wurde. Bochum ist zwar noch weit von einer Fahrradstadt entfernt, landete aber auf Platz eins der Aufsteigerstädte im Ranking.

Wir möchten nachfolgend einmal die Orte und Maßnahmen in Bochum vorstellen, die die Hagener Delegation während der Radexkursion besichtigte.

Fotos: (außer Radstation): M. Schröder/ADFC Hagen

Foto: André Grabowski / Stadt Bochum , Radstation mit ca. 200 Stellplätzen im Bochumer HBF.
Wittener Str. Kreuzung Ferdinandstraße

Geradeausführender Radstreifen rechts neben Rechtsabbiegespur. Daher gesonderte Signalisierung des Radverkehrs mit vom rechtsabbiegenden Kfz-Verkehr getrennter Grünschaltung.

 

Wittener Straße (Höhe Jet-Tankstelle)

Relativ schmaler Radsteifen neben Parkplätzen (Breite ca. 1.50m, aufgrund der flankierenden Randbedingungen nicht anders zu realisieren)

Kreuzung Glockengarten / Springorumtrasse (ehem. Bahntrasse)
Kreuzungsdesign Straße / Geh- & Radweg

 

Werner Hellweg

Beginn eines Radfahrstreifes (Breite>2.00m)
Im weiteren Verlauf wurde die rechte Fahrspur in einen Radfahrstreifen ummarkiert. Um Demarkierungen zu vermeiden, wurde dabei der linke Breitstrich linksbündig über die vorhandene Mittelmarkierung gelegt

Abstellanlagen an ÖPNV – Haltestellen

Im Rahmen des Haltestellenausbaus werden, wo irgend möglich, auch Anlehnbügel installiert. Die Finanzierung erfolgt dabei über die ÖPNV-Pauschale. Weitere Anlehnbügel im Stadtgebiet wurden teils über die Förderrichtlinie Nahmobilität, teils auch aus regulären Haushaltsmitteln installiert. Wo möglich, erfolgt die Installation durch den stadteigenen Technischen Betrieb.

Werner Hellweg (hier Kreuzung mit der Laerfeldstraße)
Freier Rechtsabbieger – Rechtsabbiegespur

Parkstreifen, kurzer Abbieger wurde verkleinert und eine Roteinfärbung des Radstreifens im Bereich der schleifenden Überfahrt aufgetragen.

Aldikreuzung / Markstraße

Im Zuge des Aldineubaus wurde ein freier Rechtsabbieger zurückgebaut, zusätzlich wurden Radfahrstreifen angelegt. Da die Straßenbaumaßnahme anlassbezogen im Rahmen des Aldibaus erfolgte, musste sich Aldi an den Straßenbaukosten beteiligen.

Universitätsstraße, stadteinwärts

Breiter Radfahrstreifen. Wegen langer Strecken ohne Querungsmöglichkeit bei gleichzeitigem starken Quell- und Zielverkehr (Schulweg Schulzentrum Querenburger Str.) ist der Gehweg in Gegenrichtung für die Nutzung mit dem Fahrrad freigegeben. Hier ist nur ein geringer Fußverkehrsanteil. Auf der gegenüberliegender Straßenseite gibt es aktuell die Diskussion um eine Freigabe, da es dort nur eine geringere Breite des Bürgersteiges durch die Bäume dort gibt.

Universitätsstraße / Wasserstraße

 

Universitätsstraße / Wasserstraße Fahrradampel

Im Jahr 2016 wurden die Markierungen erneuert und die Fahrgeometrie verbessert.
Korrektur der Fahrradampeln: Installation spezieller, kleiner und niedrig angebrachter Ampeln. Markierungen wurden deutlicher verschwenkt, um die Situation zu verdeutlichen und den Radverkehr besser zu den Haltelinien zu führen. Die Markierung solcher Details werden im Beisein des Planers bzw. des Nahmobilitätsbeauftragten durchgeführt.

Oskar-Hoffmann-Straße

Neuaufteilung des Straßenquerschnittes mit Parken, breitem Radfahrstreifen, MIV-Spur, breitem Trennstreifen mit Überholmöglichkeit. Mittlerer Straßenbereich wird mitunter zum Parken mißbraucht.

Bessemer Straße

Umwandlung einer Fahrspur in Radfahrstreifen. Erhalt der Parkplätze durch Einrichtung von gekipptem Parken auf breitem Gehweg mit nur geringen Fußverkehrsstärken. Baulich wurde nur der Straßenbereich tangiert, die für das gekippte Parken notwendigen Anrampungen wurden direkt durch die Straßenoberfläche bzw. in Asphalt hergestellt.

Zum Abschluss der Tour ging es noch ein Stück über die ehemalige Erzbahntrasse, die durch Fördermittel und den RVR bereits vor Jahren zum Geh- und Radweg ausgebaut wurde. Architektonisch sehenswert ist hier die Radwegbrücke „Erzbahnschwinge“, mit der eine Straße und eine Bahnlinie filigran überspannt werden. In Kooperation von Stadt Bochum und RVR wurden schon vor Jahren Förderanträge gestellt und so mehrere Bahntrassen zu Geh- und Radwegen ausgebaut.

Der ADFC hofft, dass viele Eindrücke und Möglichkeiten aus Bochum in die Hagener Verwaltung mitgenommen wurden und es zu mehr Mut bei der Radverkehrsplanung führt.

Michael Schröder

Da ich nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag das Fahrrad nutze, interessieren mich (Rad-)verkehrsthemen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Städte nicht nur rad-, sondern auch fußgängerfreundlicher würden und somit für alle lebenswerter. Seit einigen Jahren engagiere ich mich in der ADFC Ortsgruppe - mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

9 Gedanken zu „Hagen lernt von Bochum Teil II

  • Norbert Paul

    Das Beispiel mit dem ALDI-Neubau zeigt, wie wichtig die Kommunikation in den Ämtern ist und man nicht einfach den Status-quo reproduziert, wenn was aufgerissen werden muss z. B. Das wird viel zu wenig gemacht und für Dortmund fällt mir kein einziger Fall ein.

    Die Einführung neues Gehwegparkens senkt auch in BO die Hemmschwelle noch weiter, illegal auf Gehwegen zu parken und ist fußverkehrsunfreundlich. Auch beim Fußverkehr muss man erst brauchbare Infrastruktur schaffen bevor die Massen kommen.

    Die Erzbahnschwinge ist für’s Foto toll, aber nicht für den Alltag, da viel zu schmal für eine kurvige Brücke mit durchaus viel Verkehr (Rad/Fuß).

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  • Peter Maier

    Danke, schöner Überblick.

    Zum schmalen Radfahrstreifen Wittener Straße: „aufgrund der flankierenden Randbedingungen nicht anders zu realisieren“.
    Wäre schon, man muss halt wollen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Verwaltung ordentliche Radfahrstreifen und nur eine Kfz-Fahrspur je Richtung vorgeschlagen, aber die Politik wollte unbedingt drei Kfz-Spuren. Um die schmalen Radfahrstreifen trotzdem benutzbar zu machen, hätte man dann zumindest die Kfz-Stellpätze entfernen können, aber auch das war nicht gewünscht.

    Die Erzbahnschwinge ist tatsächlich so ein Fall, wo die Optik wichtiger als die Funktion war.

    Zwei Kleinigkeiten: Der Nahmobilitätsbeauftragte heißt Matthias Olschowy und das erste Bild, das mit Bessemerstraße unterschrieben ist, zeigt den Werner Hellweg. Die Verwechslung ist aber naheliegend, denn es sind die beiden einzigen wirklich guten Radfahrstreifen in Bochum :-)

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  • Michael Schröder

    Vielen Dank für die Hinweise. Ich hab´s korrigiert.

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    • Norbert Paul

      Und, meist du, dass HA was übernimmt von BO?

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      • Michael Schröder

        Auf jeden Fall war die Städtische Gruppe doch erstaunt, dass Rad- und Schutzstreifen nicht zwangsläufig so schmal sein müssen wie in Hagen. Auch das man stärker auf Details achtet, wie z.B. getrennte Ampelschaltung, Roteinfärbung und Verengung der Abbiiegeradien. Wünschenswert wäre die Selbsterkenntnis, dass bei der bisherigen Radverkehrsplanung einiges Schief gelaufen ist und man zukünftige Planungen komplett auf neue Beine stellen muss, wenn man aus dem Keller raus will.
        Zunächst müssen wir allerdings die Ergebnisse des, an ein Planerbüro in Auftrag gegebenen Radverkehrskonzeptes abwarten.

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  • Tim O. Riemann

    „Zunächst müssen wir allerdings die Ergebnisse des, an ein Planerbüro in Auftrag gegebenen Radverkehrskonzeptes abwarten.“ (Michael Schröder)

    Heute findet das erste (und wahrscheinlich nicht das letzte) „Radcafe“ im Rathaus statt.
    „Bürger, Vereine, Verbände und die Politik sind eingeladen, das Radverkehrskonzept der Stadt Hagen mitzugestalten. “ (Westfälische Rundschau, Ausgabe 18-09.2017)

    Ich werde da sein und bin gespannt wie die Resonanz ist und was hinterher wirklich im Konzept landet.

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  • Tim O. Riemann

    Es waren mehr Leute gekommen, als erwartet, obwohl die Veranstaltung erst am Tag vorher, als Ein-Zeiler in einer kostenpflichtigen Tageszeitung angekündigt war. Es war eine sehr konstruktive Stimmung.
    Die bisherigen Pläne gehen für Ruhrgebietsverhältnisse sehr weit (Radwege an allen Hauptstraßen, viele geplante Strecken, Schnellwege über alte Gleise in die City, neus Brücken und Tunnel …).
    Mehrere Strecken sind schon in der Grundstückskaufverhandlung, Planung.
    Sehr erleichtert war ich, als ich hörte, dass das Planungsbüro und die Verwaltung nicht viel von Fahrradstraßen und Schutzstreifen halten.
    Das Ziel ist den Radverkehrsanteil von 3 auf 10% anzuheben.

    Am Freitag den 06.Oktober wird es eine Radtour der Verwaltung und des Büros mit den Bürgern geben. Dort sollen positive, wie negative Beispiele mit dem Rad angefahren werden.
    Anmeldung wird erforderlich sein, weitere Daten, wenn sie bekannt gegeben werden, folgen.

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    • Norbert Paul

      Danke für die Rückmeldung. Am 6. kann ich leider nicht – ich bin nur selten in Hagen, aber interessieren würde es mich trotzdem.

      Wo ich mir immer unschlüssig bin, ist, ob so visionäre Konzepte oder realistische Konzepte zu mehr Veränderung führen.

      Antwort

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