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Der Pott kocht: „Heatmapping“ macht den Radverkehr im Ruhrgebiet sichtbar

Es sind die kleinen feinen Apps und Anwendungen, die 2016 Dinge virtuelle Daten in einen praktischen Nutzen verwandeln. Sie ermöglichen es quasi in Echtzeit den Radverkehr sichtbar zu machen. EssenDie Anbieter im Fahrradnavigationsbereich haben es schon als Geschäftsfeld und Werbeangebot entdeckt. Die anonymisierte Darstellung der Nutzerdaten zeigen  die am stärksten befahrenen Strecken einer Region. Sowohl für den Nutzer, aber auch aus allen Daten für aufsummiert in einer Region. Über den Distanzrechner von www.bikecitizens.net hatten wir hier schon berichtet. Die App (Android & iOS) ermöglicht jedem zukünftig auch seine eigene kleine Heatmap, das Ruhrgebiet ist als ganze Region als Offlinekarte hinterlegt.

Das Team von Bikecitizens hat jetzt von einigen größeren Städten Heatmaps veröffentlicht. Ich habe einfach mal gefragt und eine Antwort bekommen. Was soll man sagen, der Ruhrtalradweg, viele Bahntrassen, die Rheinische Bahn (Radschnellweg Ruhr – RS1)oder diverse Hauptstraßen sind klar erkennbar. Jetzt ist halt nur die Frage, wann Städte endlich anfangen auf so einer Basis wirklich Nutzerorientiert zu planen. Die technischen Möglichkeiten sind jetzt vorhanden. Einige Städte haben schon Kooperationen mit Anbietern und suchen auf dem Weg gezielt nach Routen, die heute eine hohe Nutzerakzeptanz haben.

Spannend wäre eine Auswertung nach Uhrzeiten oder auch Geschlecht. Es ist davon auszugehen, das verschiedene Strecken die im Alltag genutzt werden von Männern eher befahren werden als von Frauen, die oftmals einen anderes Sicherheitsempfinden haben. Das gleiche gilt auch für die Nutzung der Wege im Alltag oder für den Radsport.

Ich glaube ich muss da nochmal nach einer besseren Auflösung fragen, um mir das Ruhrgebiet über das Sofa zu hängen. Wobei Essen auch schon sehr schick ist. Auf jedem Fall ist völlig klar: Es wird immer mehr Fahrrad gefahren, es gibt längst Hauptverkehrsadern in der Region. Einige der Nachbarstädte sehen eher blass aus, was entweder an den fehlenden Nutzerdaten liegt, oder an einer geringeren Fahrradnutzung.  Auf jedem Fall ein großes Dankeschön an die Entwickler für die Bilder, sie ermöglichen uns einen ganz besonderen Blick auf die Region!

Welche besonderen Strecken könnt ihr so entdecken?

Ruhrgebiet Heatmap

 

 

Simon Knur

Planer, Falt- und Liegeradfahrer aus dem Sauerland, wegen der Liebe und dem Job im Ruhrgebiet. Seit 2012 bei VCR und beruflich unterwegs zu den Themen Infrastruktur, Abwasser, Klimaschutz und Klimaanpassung. Blogge mit dem lokalen Schwerpunkt Essen, Radschnellweg und Radkultur.

11 Gedanken zu „Der Pott kocht: „Heatmapping“ macht den Radverkehr im Ruhrgebiet sichtbar

  • Routen, die heute eine hohe Nutzerakzeptanz haben.

    … oder alternativlos sind, z. B. Schnettkerbrücke in Dortmund.

    Es wäre ein spannendes BA-Thema, diese nutzungsstarken Strecken einmal analysieren zu lassen.

    Welche besonderen Strecken könnt ihr so entdecken?

    In Dortmund kann man die B1 gut erkennen, die Strecke entlang der S-Bahn nach Unna aber auch wie andernorts die Strecke entlang des Kanals. Kein Wunder, weil man direkt fährt und auch vorankommen kann. Das die Radfahrer*innen sich diese Strecken suchen. spricht für den RS 1 …

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  • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Daten für eine Planung wirklich sooo hilfreich sind.
    Denn teilweise wird ja da gefahren, wo es sich eben gut fährt. Und dafür nimmt man Umwege in Kauf. Und dann gibt es gehörige Unterschiede zwischen Pendeln und Genußradeln. Dann fahre ich auch gerne mal raus aus dem Ruhrtal, weil es mir da schon wieder zu voll ist.
    In Bochum ist z.b. die Strecke vom Bahnhof zum Ruhrpark ziemlich bitter und die wird daher wahrscheinlich auf so einer Heatmap nicht hervortreten. Das die aber Verkehrspolitisch nicht völlig sinnfrei wäre – weil z.B. auch noch das Stadion und Starlight an der Strecke liegen – ist zumindest für mich offensichtlich.

    Ich weiss nicht ob und was richtig ist. Ich habe jetzt einfach mal nur laut gedacht.

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    • Die Daten sind auch verzerrt, weil nicht repräsentativ erhoben, so dass vermutlich Wege jüngerer Menschen überrepräsentiert sind. Ich würde es als ergänzende Quelle zu Knotenpunktzählungen etc. sehen.

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  • Sehr schick!
    Bei der Auswertung wäre auch noch interessant, was für Personen die Daten liefern – also wer die Bikecitizens-App überhaupt nutzt. Ist das ein repräsentativer Durchschnitt der Radfahrbevölkerung oder sind es eher sportlich orientiert, junge Leute? Bei der Nutzung wäre die Unterscheidung in Freizeit und Alltag interessant.

    In Bochum ist z.B. die Erzbahntrasse ziemlich heiß, die Springorumtrasse ebenfalls aber erstaunlicherweise auch die Königsallee genau auf dem Teilstück, das heute noch eher unangenehm zu befahren ist. Ansonsten sind einige ehemalige Bahntrassen (Neveltalbahn, Lothringenbahn) gut zu erkennen und auch das Landesradwegenetz auf der Verbindung zwischen Innenstadt und Kemnader See.

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    • Simon Knur

      Gerade bei den Straßen ist das aber interessant, da auch auf Straßen die angeblich unattraktiv sind Radfahrer vorhanden sind und so nicht mehr wegdiskutiert werden können.
      Bisher diskutiert ja keiner über Nutzergruppen.

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      • Richtig – um darzustellen, dass wir überall Rad fahren und nicht nur auf den sozusagen „vorgesehenen“ Planstrecken wie z.B. dem Landesradwegenetz, ist die Karte super. Als Photo an der Wand, Desktophintergrund, Phototapete oder so fände ich das auch genial.
        Es geht ja nur darum, dass wir die Karte nicht als alleinige Planungsgrundlage nutzen können – wie Norbert schreibt, könnte sie aber eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Zählungen oder so sein.

        Zur Interpretation wäre auch noch interessant/wichtig, wieviele Leute die Daten geliefert haben und wieviele Stunden jede Person im Schnitt aufgezeichnet hat und ob es wesentliche Ausreißer gab. Da können ja schnell extreme Werte zusammenkommen. Überspitzt: Wenn ein Mensch jeden Tag über eine Strecke pendelt und jeden Tag die App läuft, ansonsten aber kein einziger anderer Radfahrer die Strecke benutzt und die Gesamtdatenmenge der bewerteten Region relativ gering ist, dann taucht die Strecke trotzdem als total wichtige oder vielgenutzte Route auf der Karte auf.

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        • Simon Knur

          Keine Frage, es ist ein Ansatz und liefert wenn nur ergänzende Informationen. Das es Ungenauigkeiten hat, steht außer Frage. Aber es ist visualisiert halt schön und sensibilisiert die Politik.

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          • In der Verdeutlichung von Abstraktem für SPDCDUGRÜNE-Vertreter*innen sehe ich auch eher den Nutzen als in der Gewinnung wissenschaftlich präzisen Aussagen …

            Antwort
  • Pingback: Städteplanung mit Heatmaps | JuSt Mountainbiking

  • In einem eRundbrief-Atikel habe ich diese Seite beworben und weiter ausgeführt:

    In Essen erkenne ich mit bloßem Auge:

    Grugaweg
    Rheinische Bahn (mit Anschluss Borbeck)
    Rüttenscheider Straße
    Innenstadtroute
    Elenora- und Töpferstr.
    Ruhrradwege (Leinpfade)
    Ruhrallee (!)
    Holsterhauser/Frohnhauser Route: Schönscheidt-, Ladenspelder-(?), Kepler- und Breslauer Straße
    Alfedstr. (!!)
    Wiedeldstraße
    Hatzper- und Frankenstraße

    Für die Radverkehrsförderung ergeben sich gute Hinweise und es lohnt sich hier noch einmal genauer einzusteigen.

    Auf die Schnelle fiel mir auf: Eine von uns geforderte kommunale Nord-Süd-Schnellroute zur Verbesserung der teils unhaltbaren Zustände auf der Rüttenscheider Straße scheint ebenfalls plausibel wie eine Anbindung Holsterhausens an die Innenstadt.

    Für Hatzper- und Frankenstraße, Ruhrallee, Elenora- und Töpferstraße sollte man über neue oder modernisierte Radverkehrsanlagen nachdenken, die auch den mittlerweile verbindlichen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) entsprechen.

    Für die Routen innerhalb Holsterhausens und Frohnhausen könnte die Richtung u.a. dahin gehen, die vierspurigen Straßen, auf denen nur zwei vom fließenden und die anderen beiden vom Parkverkehr genutzt werden, besser für den Radverkehr nutzbar zu machen.

    Nicht erkennbar aber bestimmt ebenso wichtig ist es, dass Ampelanlagen verbessert werden und ein Konzept erarbeitet werden, wie Radwegparker und –blockierer zukünftig verhindert werden.

    Antwort
    • Ein Konzept gegen Radwegblockierungen fände ich schon interessant. Nur wie soll das gehen? Spikes im Boden, die bei parkenden Wagen die Reifen zerstechen? Flächendeckende Videoüberwachung mit automatischer Verhängung eines Bußgeldes? Interessant wären aber wirklich Änderungen an den Tatbeständen des Bußgeldkataloges. Bisher wird unterschieden in Rad- und Fußwegparken mit und ohne Behinderung. Um das höherwertige Bußgeld für das Parken mit Behinderung rechtlich einwandfrei und mit Bestand vor Gericht verhängen zu können, muss vom Außendienst eine Behinderung beobachtet werden – es muss also genau in dem Moment ein Radfahrer irgendwie ausweichen müssen. An sich kann man aber davon ausgehen, dass jedes Parken auf einem Rad- und Gehweg zu einer Behinderung führen wird, weswegen die Unterscheidung aus meiner Sicht eigentlich unsinnig ist.

      Die ERA ist übrigens nur für Bundes- und in NRW und McPom für Landesstraßen verbindlich anzuwenden, Kommunen dürfen noch immer anders bauen.

      Antwort

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